sind bei ihrer Rückkehr aus dem sechsmonatlichen Aufenthalt in der Druckerei grade so weit wie im Anfang ... Sie haben natürlich alles wie- der verloren, was sie durch den früheren Schulbesuch gewonnen hatten. In andern Kattundruckereien wird der Schulbesuch ganz und gar abhängig gemacht von den Geschäftsbedürfnissen der Fabrik. Die erforderliche Stundenzahl wird vollgemacht während jeder sechsmonatlichen Periode durch Abschlagszahlungen von 3 bis 5 Stunden auf einmal, die vielleicht über 6 Mo- nate zerstreut sind. Z. B. an einem Tage wird die Schule besucht von 8 bis 11 Uhr Morgens, an einem andern Tag von 1 bis 4 Uhr Nachmit- tags, und nachdem das Kind dann wieder für eine Reihe Tage weggeblie- ben, kömmt es plötzlich wieder von 3 bis 6 Uhr Nachmittags; dann er- scheint es vielleicht für 3 oder 4 Tage hinter einander, oder für eine Woche, verschwindet dann wieder für 3 Wochen oder einen ganzen Monat und kehrt zurück an einigen Abfallstagen für einige Sparstunden, wenn seine Anwender seiner zufällig nicht bedürfen; und so wird das Kind so zu sa- gen hin und her gepufft (buffeted) von der Schule in die Fabrik, von der Fabrik in die Schule, bis die Summe der 150 Stunden abgezählt ist"141).
Durch den überwiegenden Zusatz von Kindern und Weibern zum kom- binirten Arbeitspersonal bricht die Maschinerie endlich den Widerstand, den der männliche Arbeiter in der Manufaktur der Despotie des Kapitals noch entgegensetzte142).
Wenn die Maschinerie das gewaltigste Mittel ist, die Produktivität der
141) A. Redgrave in "Reports of Insp. of Fact. for 30th June 1857", p. 41, 42. In den englischen Industriezweigen, wo der eigentliche Fabrik- akt (nicht der zuletzt im Text angeführte Print Works' Act) seit längerer Zeit herrscht, sind die Hindernisse gegen die Erziehungsklauseln in den letzten Jahren einigermassen überwältigt worden. In den nicht dem Fabrikgesetz unterworfenen Industrien herrschen noch sehr die Ansichten des Glasfabrikanten J. Geddes, der den Untersuchungskommissär White dahin belehrt: "So viel ich sehn kann, ist das grössere Quantum Erziehung, welches ein Theil der Arbeiterklasse seit den letzten Jahren genoss, vom Uebel. Es ist gefährlich, indem es sie zu unabhängig macht." ("Children's Empl. Commission. IV. Report. London 1865", p. 253.)
142) "Herr E., ein Fabrikant, unterrichtete mich, dass er ausschliesslich Weiber bei seinen mechanischen Webstühlen beschäftigt; er gebe verheirathe- ten Weibern den Vorzug, besonders solchen mit Familie zu Hause, die von ihnen für den Unterhalt abhängen; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als unver-
sind bei ihrer Rückkehr aus dem sechsmonatlichen Aufenthalt in der Druckerei grade so weit wie im Anfang … Sie haben natürlich alles wie- der verloren, was sie durch den früheren Schulbesuch gewonnen hatten. In andern Kattundruckereien wird der Schulbesuch ganz und gar abhängig gemacht von den Geschäftsbedürfnissen der Fabrik. Die erforderliche Stundenzahl wird vollgemacht während jeder sechsmonatlichen Periode durch Abschlagszahlungen von 3 bis 5 Stunden auf einmal, die vielleicht über 6 Mo- nate zerstreut sind. Z. B. an einem Tage wird die Schule besucht von 8 bis 11 Uhr Morgens, an einem andern Tag von 1 bis 4 Uhr Nachmit- tags, und nachdem das Kind dann wieder für eine Reihe Tage weggeblie- ben, kömmt es plötzlich wieder von 3 bis 6 Uhr Nachmittags; dann er- scheint es vielleicht für 3 oder 4 Tage hinter einander, oder für eine Woche, verschwindet dann wieder für 3 Wochen oder einen ganzen Monat und kehrt zurück an einigen Abfallstagen für einige Sparstunden, wenn seine Anwender seiner zufällig nicht bedürfen; und so wird das Kind so zu sa- gen hin und her gepufft (buffeted) von der Schule in die Fabrik, von der Fabrik in die Schule, bis die Summe der 150 Stunden abgezählt ist“141).
Durch den überwiegenden Zusatz von Kindern und Weibern zum kom- binirten Arbeitspersonal bricht die Maschinerie endlich den Widerstand, den der männliche Arbeiter in der Manufaktur der Despotie des Kapitals noch entgegensetzte142).
Wenn die Maschinerie das gewaltigste Mittel ist, die Produktivität der
141) A. Redgrave in „Reports of Insp. of Fact. for 30th June 1857“, p. 41, 42. In den englischen Industriezweigen, wo der eigentliche Fabrik- akt (nicht der zuletzt im Text angeführte Print Works’ Act) seit längerer Zeit herrscht, sind die Hindernisse gegen die Erziehungsklauseln in den letzten Jahren einigermassen überwältigt worden. In den nicht dem Fabrikgesetz unterworfenen Industrien herrschen noch sehr die Ansichten des Glasfabrikanten J. Geddes, der den Untersuchungskommissär White dahin belehrt: „So viel ich sehn kann, ist das grössere Quantum Erziehung, welches ein Theil der Arbeiterklasse seit den letzten Jahren genoss, vom Uebel. Es ist gefährlich, indem es sie zu unabhängig macht.“ („Children’s Empl. Commission. IV. Report. London 1865“, p. 253.)
142) „Herr E., ein Fabrikant, unterrichtete mich, dass er ausschliesslich Weiber bei seinen mechanischen Webstühlen beschäftigt; er gebe verheirathe- ten Weibern den Vorzug, besonders solchen mit Familie zu Hause, die von ihnen für den Unterhalt abhängen; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als unver-
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sind bei ihrer Rückkehr aus dem sechsmonatlichen Aufenthalt in der
Druckerei grade so weit wie im Anfang … Sie haben natürlich alles wie-
der verloren, was sie durch den früheren Schulbesuch gewonnen hatten.
In andern Kattundruckereien wird der Schulbesuch ganz und gar abhängig
gemacht von den Geschäftsbedürfnissen der Fabrik. Die erforderliche
Stundenzahl wird vollgemacht während jeder sechsmonatlichen Periode durch
Abschlagszahlungen von 3 bis 5 Stunden auf einmal, die vielleicht über 6 Mo-
nate zerstreut sind. Z. B. an einem Tage wird die Schule besucht von
8 bis 11 Uhr Morgens, an einem andern Tag von 1 bis 4 Uhr Nachmit-
tags, und nachdem das Kind dann wieder für eine Reihe Tage weggeblie-
ben, kömmt es plötzlich wieder von 3 bis 6 Uhr Nachmittags; dann er-
scheint es vielleicht für 3 oder 4 Tage hinter einander, oder für eine Woche,
verschwindet dann wieder für 3 Wochen oder einen ganzen Monat und
kehrt zurück an einigen Abfallstagen für einige Sparstunden, wenn seine
Anwender seiner zufällig nicht bedürfen; und so wird das Kind so zu sa-
gen hin und her gepufft (buffeted) von der Schule in die Fabrik, von der
Fabrik in die Schule, bis die Summe der 150 Stunden abgezählt ist“ 141).
Durch den überwiegenden Zusatz von Kindern und Weibern zum kom-
binirten Arbeitspersonal bricht die Maschinerie endlich den Widerstand,
den der männliche Arbeiter in der Manufaktur der Despotie des Kapitals
noch entgegensetzte 142).
Wenn die Maschinerie das gewaltigste Mittel ist, die Produktivität der
141) A. Redgrave in „Reports of Insp. of Fact. for 30th June
1857“, p. 41, 42. In den englischen Industriezweigen, wo der eigentliche Fabrik-
akt (nicht der zuletzt im Text angeführte Print Works’ Act) seit längerer Zeit
herrscht, sind die Hindernisse gegen die Erziehungsklauseln in den letzten Jahren
einigermassen überwältigt worden. In den nicht dem Fabrikgesetz unterworfenen
Industrien herrschen noch sehr die Ansichten des Glasfabrikanten J. Geddes, der
den Untersuchungskommissär White dahin belehrt: „So viel ich sehn kann, ist das
grössere Quantum Erziehung, welches ein Theil der Arbeiterklasse seit den letzten
Jahren genoss, vom Uebel. Es ist gefährlich, indem es sie zu unabhängig macht.“
(„Children’s Empl. Commission. IV. Report. London 1865“,
p. 253.)
142) „Herr E., ein Fabrikant, unterrichtete mich, dass er ausschliesslich
Weiber bei seinen mechanischen Webstühlen beschäftigt; er gebe verheirathe-
ten Weibern den Vorzug, besonders solchen mit Familie zu Hause, die von ihnen
für den Unterhalt abhängen; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als unver-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/410>, abgerufen am 22.07.2024.
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