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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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wähnenden Ausnahmen, funktionirt nur in der Hand unmittelbar vergesell-
schafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der cooperative Charakter
des Arbeitsprozesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmit-
tels selbst
diktirte technologische Nothwendigkeit.

Man sah, dass die aus der Cooperation und der Theilung der Arbeit
entspringenden Produktivkräfte dem Kapital nichts kosten. Sie sind Na-
turkräfte der gesellschaftlichen Arbeit
. Naturkräfte, wie
Dampf, Wasser u. s. w., die zu produktiven Prozessen angeeignet werden,
kosten ebenfalls nichts. Wie aber der Mensch eine Lunge zum Athmen
braucht, braucht er ein "Gebild von Menschenhand," um Naturkräfte produk-
tiv zu konsumiren. Ein Wasserrad ist nöthig, um die Bewegungskraft des
Wassers, eine Dampfmaschine, um die Elasticität des Dampfs auszubeuten.
Wie mit den Naturkräften, verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal
entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im
Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magne-
tismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut108).
Aber zur Ausbeutung dieser Gesetze für Telegraphie u. s. w. bedarf es
eines sehr kostspieligen und weitläufigen Apparats. Durch die Maschine
wird, wie wir sahen, das Werkzeug nicht verdrängt. Aus einem
Zwerg-Werkzeug des menschlichen Organismus reckt es sich in Um-
fang und Zahl zum Werkzeug eines vom Menschen geschaffenen Mechanis-
mus. Statt mit dem Handwerkszeug, lässt das Kapital den Arbeiter jetzt
mit einer Maschine arbeiten, die ihre Werkzeuge selbst führt. Wenn es
daher auf den ersten Blick klar ist, dass die grosse Industrie durch Einver-
leibung ungeheurer Naturkräfte und der Naturwissenschaft in den Produk-
tionsprozess die Produktivität der Arbeit ausserordentlich steigern muss, ist
es keineswegs eben so klar, dass diese gesteigerte Produktivkraft nicht durch
vermehrte Arbeitsausgabe auf der andern Seite erkauft wird. Gleich jedem

108) Die Wissenschaft kostet dem Kapitalisten überhaupt "Nichts", was ihn
durchaus nicht hindert, sie zu exploitiren. Die "fremde" Wissenschaft wird dem
Kapital einverleibt, wie die fremde Arbeit. "Kapitalistische" Aneignung und
"persönliche" Aneignung, sei es von Wissenschaft, sei es von materiellem Reich-
thum, sind aber ganz und gar disparate Dinge. Dr. Ure selbst bejammert die
grobe Unbekanntschaft seiner lieben, Maschinenexploitirenden Fabrikanten mit
der Mechanik und Liebig weiss von der haarsträubenden Unwissenheit der eng-
lischen chemischen Fabrikanten in der Chemie zu erzählen.

wähnenden Ausnahmen, funktionirt nur in der Hand unmittelbar vergesell-
schafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der cooperative Charakter
des Arbeitsprozesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmit-
tels selbst
diktirte technologische Nothwendigkeit.

Man sah, dass die aus der Cooperation und der Theilung der Arbeit
entspringenden Produktivkräfte dem Kapital nichts kosten. Sie sind Na-
turkräfte der gesellschaftlichen Arbeit
. Naturkräfte, wie
Dampf, Wasser u. s. w., die zu produktiven Prozessen angeeignet werden,
kosten ebenfalls nichts. Wie aber der Mensch eine Lunge zum Athmen
braucht, braucht er ein „Gebild von Menschenhand,“ um Naturkräfte produk-
tiv zu konsumiren. Ein Wasserrad ist nöthig, um die Bewegungskraft des
Wassers, eine Dampfmaschine, um die Elasticität des Dampfs auszubeuten.
Wie mit den Naturkräften, verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal
entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im
Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magne-
tismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut108).
Aber zur Ausbeutung dieser Gesetze für Telegraphie u. s. w. bedarf es
eines sehr kostspieligen und weitläufigen Apparats. Durch die Maschine
wird, wie wir sahen, das Werkzeug nicht verdrängt. Aus einem
Zwerg-Werkzeug des menschlichen Organismus reckt es sich in Um-
fang und Zahl zum Werkzeug eines vom Menschen geschaffenen Mechanis-
mus. Statt mit dem Handwerkszeug, lässt das Kapital den Arbeiter jetzt
mit einer Maschine arbeiten, die ihre Werkzeuge selbst führt. Wenn es
daher auf den ersten Blick klar ist, dass die grosse Industrie durch Einver-
leibung ungeheurer Naturkräfte und der Naturwissenschaft in den Produk-
tionsprozess die Produktivität der Arbeit ausserordentlich steigern muss, ist
es keineswegs eben so klar, dass diese gesteigerte Produktivkraft nicht durch
vermehrte Arbeitsausgabe auf der andern Seite erkauft wird. Gleich jedem

108) Die Wissenschaft kostet dem Kapitalisten überhaupt „Nichts“, was ihn
durchaus nicht hindert, sie zu exploitiren. Die „fremde“ Wissenschaft wird dem
Kapital einverleibt, wie die fremde Arbeit. „Kapitalistische“ Aneignung und
„persönliche“ Aneignung, sei es von Wissenschaft, sei es von materiellem Reich-
thum, sind aber ganz und gar disparate Dinge. Dr. Ure selbst bejammert die
grobe Unbekanntschaft seiner lieben, Maschinenexploitirenden Fabrikanten mit
der Mechanik und Liebig weiss von der haarsträubenden Unwissenheit der eng-
lischen chemischen Fabrikanten in der Chemie zu erzählen.
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[373/0392] wähnenden Ausnahmen, funktionirt nur in der Hand unmittelbar vergesell- schafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der cooperative Charakter des Arbeitsprozesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmit- tels selbst diktirte technologische Nothwendigkeit. Man sah, dass die aus der Cooperation und der Theilung der Arbeit entspringenden Produktivkräfte dem Kapital nichts kosten. Sie sind Na- turkräfte der gesellschaftlichen Arbeit. Naturkräfte, wie Dampf, Wasser u. s. w., die zu produktiven Prozessen angeeignet werden, kosten ebenfalls nichts. Wie aber der Mensch eine Lunge zum Athmen braucht, braucht er ein „Gebild von Menschenhand,“ um Naturkräfte produk- tiv zu konsumiren. Ein Wasserrad ist nöthig, um die Bewegungskraft des Wassers, eine Dampfmaschine, um die Elasticität des Dampfs auszubeuten. Wie mit den Naturkräften, verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magne- tismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut 108). Aber zur Ausbeutung dieser Gesetze für Telegraphie u. s. w. bedarf es eines sehr kostspieligen und weitläufigen Apparats. Durch die Maschine wird, wie wir sahen, das Werkzeug nicht verdrängt. Aus einem Zwerg-Werkzeug des menschlichen Organismus reckt es sich in Um- fang und Zahl zum Werkzeug eines vom Menschen geschaffenen Mechanis- mus. Statt mit dem Handwerkszeug, lässt das Kapital den Arbeiter jetzt mit einer Maschine arbeiten, die ihre Werkzeuge selbst führt. Wenn es daher auf den ersten Blick klar ist, dass die grosse Industrie durch Einver- leibung ungeheurer Naturkräfte und der Naturwissenschaft in den Produk- tionsprozess die Produktivität der Arbeit ausserordentlich steigern muss, ist es keineswegs eben so klar, dass diese gesteigerte Produktivkraft nicht durch vermehrte Arbeitsausgabe auf der andern Seite erkauft wird. Gleich jedem 108) Die Wissenschaft kostet dem Kapitalisten überhaupt „Nichts“, was ihn durchaus nicht hindert, sie zu exploitiren. Die „fremde“ Wissenschaft wird dem Kapital einverleibt, wie die fremde Arbeit. „Kapitalistische“ Aneignung und „persönliche“ Aneignung, sei es von Wissenschaft, sei es von materiellem Reich- thum, sind aber ganz und gar disparate Dinge. Dr. Ure selbst bejammert die grobe Unbekanntschaft seiner lieben, Maschinenexploitirenden Fabrikanten mit der Mechanik und Liebig weiss von der haarsträubenden Unwissenheit der eng- lischen chemischen Fabrikanten in der Chemie zu erzählen.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/392>, abgerufen am 22.11.2024.