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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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dennoch fiel diese Rolle dem Esel zu. Eine Maschine, "um ohne
Finger zu spinnen
," lautete sein Programm89).

Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschie-
denen Theilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissions-
mechanismus
, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeits-
maschine
. Die Bewegungsmaschine wirkt als Triebkraft des ganzen
Mechanismus. Sie erzeugt ihre eigne Bewegungskraft, wie die Dampf-
maschine, kalorische Maschine, elektro-magnetische Maschine u. s. w., oder
sie empfängt den Anstoss von einer Naturkraft ausser ihr, wie das Wasser-
rad vom Wassergefäll, der Windflügel vom Wind u. s. w. Der Trans-
missionsmechanismus, zusammengesetzt aus Schwungrädern, Treibwellen,
Zahnrädern, Kreiselrädern, Schäften, Schnüren, Riemen, Zwischengeschirr
und Vorgelege der verschiedensten Art, regelt die Bewegung, verwandelt,
wo es nöthig, ihre Form, z. B. aus einer perpendikulären in eine kreis-
förmige, vertheilt und überträgt sie auf die Werkzeugmaschinerie. Beide

89) Schon vor ihm wurden, wenn auch sehr unvollkommene, Maschinen zum
Vorspinnen angewandt, wahrscheinlich zuerst in Italien. Eine kritische Ge-
schichte der Technologie
würde überhaupt nachweisen, wie wenig irgend
eine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört. Bisher
existirt kein solches Werk. Darwin hat das Interesse auf die Geschichte der
natürlichen Technologie gelenkt, d. h. auf die Bildung der Pflanzen- und Thier-
organe als Produktionsinstrumente für das Leben der Pflanzen und Thiere. Ver-
dient die Bildungsgeschichte der produktiven Organe des Gesellschaftsmenschen,
der materiellen Basis jeder besondern Gesellschallsorganisation, nicht gleiche Auf-
merksamkeit? Und wäre sie nicht leichter zu liefern, da, wie Vico sagt, die
Menschengeschichte sich dadurch von der Naturgeschichte unterscheidet, dass wir
die eine gemacht und die andere nicht gemacht haben? Die Technologie enthüllt
das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionspro-
zess seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der
ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Religionsgeschichte, die
von dieser materiellen Basis abstrahirt, ist -- unkritisch. Es ist in der That viel
leichter durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden,
als umgekehrt aus den jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhim-
melten Formen zu entwickeln. Die letztere ist die einzig materialistische und
daher wissenschaftliche Methode. Die Mängel des abstrakt naturwissenschaftlichen
Materialismus, der den geschichtlichen Prozess ausschliesst, ersieht man
schon aus den abstrakten und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, so
bald sie sich über ihre Specialität hinauswagen.

dennoch fiel diese Rolle dem Esel zu. Eine Maschine, „um ohne
Finger zu spinnen
,“ lautete sein Programm89).

Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschie-
denen Theilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissions-
mechanismus
, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeits-
maschine
. Die Bewegungsmaschine wirkt als Triebkraft des ganzen
Mechanismus. Sie erzeugt ihre eigne Bewegungskraft, wie die Dampf-
maschine, kalorische Maschine, elektro-magnetische Maschine u. s. w., oder
sie empfängt den Anstoss von einer Naturkraft ausser ihr, wie das Wasser-
rad vom Wassergefäll, der Windflügel vom Wind u. s. w. Der Trans-
missionsmechanismus, zusammengesetzt aus Schwungrädern, Treibwellen,
Zahnrädern, Kreiselrädern, Schäften, Schnüren, Riemen, Zwischengeschirr
und Vorgelege der verschiedensten Art, regelt die Bewegung, verwandelt,
wo es nöthig, ihre Form, z. B. aus einer perpendikulären in eine kreis-
förmige, vertheilt und überträgt sie auf die Werkzeugmaschinerie. Beide

89) Schon vor ihm wurden, wenn auch sehr unvollkommene, Maschinen zum
Vorspinnen angewandt, wahrscheinlich zuerst in Italien. Eine kritische Ge-
schichte der Technologie
würde überhaupt nachweisen, wie wenig irgend
eine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört. Bisher
existirt kein solches Werk. Darwin hat das Interesse auf die Geschichte der
natürlichen Technologie gelenkt, d. h. auf die Bildung der Pflanzen- und Thier-
organe als Produktionsinstrumente für das Leben der Pflanzen und Thiere. Ver-
dient die Bildungsgeschichte der produktiven Organe des Gesellschaftsmenschen,
der materiellen Basis jeder besondern Gesellschallsorganisation, nicht gleiche Auf-
merksamkeit? Und wäre sie nicht leichter zu liefern, da, wie Vico sagt, die
Menschengeschichte sich dadurch von der Naturgeschichte unterscheidet, dass wir
die eine gemacht und die andere nicht gemacht haben? Die Technologie enthüllt
das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionspro-
zess seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der
ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Religionsgeschichte, die
von dieser materiellen Basis abstrahirt, ist — unkritisch. Es ist in der That viel
leichter durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden,
als umgekehrt aus den jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhim-
melten Formen zu entwickeln. Die letztere ist die einzig materialistische und
daher wissenschaftliche Methode. Die Mängel des abstrakt naturwissenschaftlichen
Materialismus, der den geschichtlichen Prozess ausschliesst, ersieht man
schon aus den abstrakten und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, so
bald sie sich über ihre Specialität hinauswagen.
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[357/0376] dennoch fiel diese Rolle dem Esel zu. Eine Maschine, „um ohne Finger zu spinnen,“ lautete sein Programm 89). Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschie- denen Theilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissions- mechanismus, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeits- maschine. Die Bewegungsmaschine wirkt als Triebkraft des ganzen Mechanismus. Sie erzeugt ihre eigne Bewegungskraft, wie die Dampf- maschine, kalorische Maschine, elektro-magnetische Maschine u. s. w., oder sie empfängt den Anstoss von einer Naturkraft ausser ihr, wie das Wasser- rad vom Wassergefäll, der Windflügel vom Wind u. s. w. Der Trans- missionsmechanismus, zusammengesetzt aus Schwungrädern, Treibwellen, Zahnrädern, Kreiselrädern, Schäften, Schnüren, Riemen, Zwischengeschirr und Vorgelege der verschiedensten Art, regelt die Bewegung, verwandelt, wo es nöthig, ihre Form, z. B. aus einer perpendikulären in eine kreis- förmige, vertheilt und überträgt sie auf die Werkzeugmaschinerie. Beide 89) Schon vor ihm wurden, wenn auch sehr unvollkommene, Maschinen zum Vorspinnen angewandt, wahrscheinlich zuerst in Italien. Eine kritische Ge- schichte der Technologie würde überhaupt nachweisen, wie wenig irgend eine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört. Bisher existirt kein solches Werk. Darwin hat das Interesse auf die Geschichte der natürlichen Technologie gelenkt, d. h. auf die Bildung der Pflanzen- und Thier- organe als Produktionsinstrumente für das Leben der Pflanzen und Thiere. Ver- dient die Bildungsgeschichte der produktiven Organe des Gesellschaftsmenschen, der materiellen Basis jeder besondern Gesellschallsorganisation, nicht gleiche Auf- merksamkeit? Und wäre sie nicht leichter zu liefern, da, wie Vico sagt, die Menschengeschichte sich dadurch von der Naturgeschichte unterscheidet, dass wir die eine gemacht und die andere nicht gemacht haben? Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionspro- zess seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Religionsgeschichte, die von dieser materiellen Basis abstrahirt, ist — unkritisch. Es ist in der That viel leichter durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als umgekehrt aus den jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhim- melten Formen zu entwickeln. Die letztere ist die einzig materialistische und daher wissenschaftliche Methode. Die Mängel des abstrakt naturwissenschaftlichen Materialismus, der den geschichtlichen Prozess ausschliesst, ersieht man schon aus den abstrakten und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, so bald sie sich über ihre Specialität hinauswagen.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/376>, abgerufen am 22.11.2024.