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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Arbeitskraft nothwendige Zeit verkürzt, verlängert die Domaine der Mehr-
arbeit.

Wir betrachteten erst den Ursprung der Manufaktur aus der Coope-
ration, dann ihre einfachen Elemente, den Theilarbeiter und sein Werk-
zeug, endlich ihren Gesammtmechanismus. Wir berühren jetzt kurz das
Verhältniss zwischen der manufakturmässigen Theilung der Arbeit und
der gesellschaftlichen Theilung der Arbeit, welche die allgemeine
Grundlage aller Waarenproduktion bildet.

Hält man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann man die
Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre grossen Gattungen,
wie Agrikultur, Industrie u. s. w., als Theilung der Arbeit im All-
gemeinen
, die Sonderung dieser Produktionsgattungen in Arten und
Unterarten als Theilung der Arbeit im Besondern, und die
Theilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt als Theilung der Ar-
beit im Einzelnen
bezeichnen50).

Die Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft, und
die entsprechende Beschränkung der Individuen auf besondre Berufs-
sphären, entwickelt sich, wie die Theilung der Arbeit innerhalb der Manu-
faktur, von entgegengesetzten Ausgangspunkten. Innerhalb einer Familie,
weiter entwickelt eines Stammes, entspringt eine naturwüchsige Theilung
der Arbeit aus den Geschlechts- und Altersverschiedenheiten, also auf rein
physiologischer Grundlage, die mit der Ausdehnung des Ge-
meinwesens, der Zunahme der Bevölkerung, und namentlich dem Konflikt
zwischen verschiednen Stämmen und der Unterjochung eines Stamms durch

50) "Die Theilung der Arbeit geht von der Trennung der verschiedenartigsten
Professionen fort bis zu jener Theilung, wo mehrere Arbeiter sich in die Anferti-
gung eines und desselben Produkts theilen, wie in der Manufaktur." (Storch:
"Cours d'Econ. Pol." Pariser Ausgabe, t. I, p. 173.) "Nous rencontrons
chez les peuples parvenus a un certain degre de civilisation trois genres de divi-
sions d'industrie: la premiere, que nous nommons generale, amene la dis-
tinction des producteurs en agriculteurs, manufacturiers et commercans, elle se
rapporte aux trois principales branches d'industrie nationale; la seconde, qu'on
pourrait appeler speciale, est la division de chaque genre d'industrie en especes
. . . . la troisieme division d'industrie, celle enfin qu'on devrait qualifier de
division de la besogne ou de travail proprement dit, est celle qui s'etablit
dans les arts et les metiers separes ... qui s'etablit dans la plupart des manufac-
tures et des ateliers." (Skarbek l. c. p. 84, 86.)

Arbeitskraft nothwendige Zeit verkürzt, verlängert die Domaine der Mehr-
arbeit.

Wir betrachteten erst den Ursprung der Manufaktur aus der Coope-
ration, dann ihre einfachen Elemente, den Theilarbeiter und sein Werk-
zeug, endlich ihren Gesammtmechanismus. Wir berühren jetzt kurz das
Verhältniss zwischen der manufakturmässigen Theilung der Arbeit und
der gesellschaftlichen Theilung der Arbeit, welche die allgemeine
Grundlage aller Waarenproduktion bildet.

Hält man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann man die
Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre grossen Gattungen,
wie Agrikultur, Industrie u. s. w., als Theilung der Arbeit im All-
gemeinen
, die Sonderung dieser Produktionsgattungen in Arten und
Unterarten als Theilung der Arbeit im Besondern, und die
Theilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt als Theilung der Ar-
beit im Einzelnen
bezeichnen50).

Die Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft, und
die entsprechende Beschränkung der Individuen auf besondre Berufs-
sphären, entwickelt sich, wie die Theilung der Arbeit innerhalb der Manu-
faktur, von entgegengesetzten Ausgangspunkten. Innerhalb einer Familie,
weiter entwickelt eines Stammes, entspringt eine naturwüchsige Theilung
der Arbeit aus den Geschlechts- und Altersverschiedenheiten, also auf rein
physiologischer Grundlage, die mit der Ausdehnung des Ge-
meinwesens, der Zunahme der Bevölkerung, und namentlich dem Konflikt
zwischen verschiednen Stämmen und der Unterjochung eines Stamms durch

50) „Die Theilung der Arbeit geht von der Trennung der verschiedenartigsten
Professionen fort bis zu jener Theilung, wo mehrere Arbeiter sich in die Anferti-
gung eines und desselben Produkts theilen, wie in der Manufaktur.“ (Storch:
Cours d’Econ. Pol.“ Pariser Ausgabe, t. I, p. 173.) „Nous rencontrons
chez les peuples parvenus à un certain degré de civilisation trois genres de divi-
sions d’industrie: la première, que nous nommons générale, amène la dis-
tinction des producteurs en agriculteurs, manufacturiers et commerçans, elle se
rapporte aux trois principales branches d’industrie nationale; la seconde, qu’on
pourrait appeler spéciale, est la division de chaque genre d’industrie en espèces
. . . . la troisième division d’industrie, celle enfin qu’on devrait qualifier de
division de la besogne ou de travail proprement dit, est celle qui s’établit
dans les arts et les métiers séparés … qui s’établit dans la plupart des manufac-
tures et des ateliers.“ (Skarbek l. c. p. 84, 86.)
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[335/0354] Arbeitskraft nothwendige Zeit verkürzt, verlängert die Domaine der Mehr- arbeit. Wir betrachteten erst den Ursprung der Manufaktur aus der Coope- ration, dann ihre einfachen Elemente, den Theilarbeiter und sein Werk- zeug, endlich ihren Gesammtmechanismus. Wir berühren jetzt kurz das Verhältniss zwischen der manufakturmässigen Theilung der Arbeit und der gesellschaftlichen Theilung der Arbeit, welche die allgemeine Grundlage aller Waarenproduktion bildet. Hält man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann man die Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre grossen Gattungen, wie Agrikultur, Industrie u. s. w., als Theilung der Arbeit im All- gemeinen, die Sonderung dieser Produktionsgattungen in Arten und Unterarten als Theilung der Arbeit im Besondern, und die Theilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt als Theilung der Ar- beit im Einzelnen bezeichnen 50). Die Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft, und die entsprechende Beschränkung der Individuen auf besondre Berufs- sphären, entwickelt sich, wie die Theilung der Arbeit innerhalb der Manu- faktur, von entgegengesetzten Ausgangspunkten. Innerhalb einer Familie, weiter entwickelt eines Stammes, entspringt eine naturwüchsige Theilung der Arbeit aus den Geschlechts- und Altersverschiedenheiten, also auf rein physiologischer Grundlage, die mit der Ausdehnung des Ge- meinwesens, der Zunahme der Bevölkerung, und namentlich dem Konflikt zwischen verschiednen Stämmen und der Unterjochung eines Stamms durch 50) „Die Theilung der Arbeit geht von der Trennung der verschiedenartigsten Professionen fort bis zu jener Theilung, wo mehrere Arbeiter sich in die Anferti- gung eines und desselben Produkts theilen, wie in der Manufaktur.“ (Storch: „Cours d’Econ. Pol.“ Pariser Ausgabe, t. I, p. 173.) „Nous rencontrons chez les peuples parvenus à un certain degré de civilisation trois genres de divi- sions d’industrie: la première, que nous nommons générale, amène la dis- tinction des producteurs en agriculteurs, manufacturiers et commerçans, elle se rapporte aux trois principales branches d’industrie nationale; la seconde, qu’on pourrait appeler spéciale, est la division de chaque genre d’industrie en espèces . . . . la troisième division d’industrie, celle enfin qu’on devrait qualifier de division de la besogne ou de travail proprement dit, est celle qui s’établit dans les arts et les métiers séparés … qui s’établit dans la plupart des manufac- tures et des ateliers.“ (Skarbek l. c. p. 84, 86.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/354>, abgerufen am 22.11.2024.