die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Koncen- tration.
Ursprünglich erschien eine gewisse Minimalgrösse des Kapi- tals in der Hand des einzelnen Arbeitsanwenders nothwendig, damit die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, daher die Masse des producirten Mehrwerths hinreiche, ihn selbst von der Handarbeit zu entbin- den, aus einem Kleinmeister in einen Kapitalisten zu verwandeln und so das Kapitalverhältniss formell herzustellen. Sie erscheint jetzt als mate- rielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und von einander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen kombinirten gesellschaftlichen Arbeitsprozess.
Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die Arbeit nur als formelle Folge davon, dass der Arbeiter, statt für sich, für den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit der Cooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Erheischniss für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld.
Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf grösserem Massstab braucht mehr oder minder eine Direktion, welche die Harmonie der individuellen Thätigkeiten vermittelt und die allgemei- nen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesammtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbstständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigirt sich selbst, ein Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Ueber- wachung und Vermittlung wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit cooperativ wird. Als spezifische Funktion des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermale.
Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des kapitalistischen Produktionsprozesses möglichst grosse Selbstverwer- thung des Kapitals20), d. h. möglichst grosse Produktion von Mehr- werth, also möglichst grosse Ausbeutung der Arbeitskraft durch den Kapi-
20) "Profits ... is the sole end of trade." (J. Vanderlint l. c. p. 11.)
die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Koncen- tration.
Ursprünglich erschien eine gewisse Minimalgrösse des Kapi- tals in der Hand des einzelnen Arbeitsanwenders nothwendig, damit die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, daher die Masse des producirten Mehrwerths hinreiche, ihn selbst von der Handarbeit zu entbin- den, aus einem Kleinmeister in einen Kapitalisten zu verwandeln und so das Kapitalverhältniss formell herzustellen. Sie erscheint jetzt als mate- rielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und von einander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen kombinirten gesellschaftlichen Arbeitsprozess.
Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die Arbeit nur als formelle Folge davon, dass der Arbeiter, statt für sich, für den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit der Cooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Erheischniss für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld.
Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf grösserem Massstab braucht mehr oder minder eine Direktion, welche die Harmonie der individuellen Thätigkeiten vermittelt und die allgemei- nen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesammtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbstständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigirt sich selbst, ein Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Ueber- wachung und Vermittlung wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit cooperativ wird. Als spezifische Funktion des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermale.
Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des kapitalistischen Produktionsprozesses möglichst grosse Selbstverwer- thung des Kapitals20), d. h. möglichst grosse Produktion von Mehr- werth, also möglichst grosse Ausbeutung der Arbeitskraft durch den Kapi-
20) „Profits … is the sole end of trade.“ (J. Vanderlint l. c. p. 11.)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0331"n="312"/>
die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Koncen-<lb/>
tration.</p><lb/><p>Ursprünglich erschien eine gewisse <hirendition="#g">Minimalgrösse des Kapi-<lb/>
tals</hi> in der Hand des einzelnen Arbeitsanwenders nothwendig, damit die<lb/>
Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, daher die Masse des<lb/>
producirten Mehrwerths hinreiche, ihn selbst von der Handarbeit zu entbin-<lb/>
den, aus einem Kleinmeister in einen Kapitalisten zu verwandeln und so das<lb/>
Kapitalverhältniss <hirendition="#g">formell</hi> herzustellen. Sie erscheint jetzt als <hirendition="#g">mate-<lb/>
rielle Bedingung</hi> für die Verwandlung vieler zersplitterter und von<lb/>
einander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen kombinirten<lb/>
gesellschaftlichen Arbeitsprozess.</p><lb/><p>Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die<lb/>
Arbeit nur als <hirendition="#g">formelle</hi> Folge davon, dass der Arbeiter, statt <hirendition="#g">für sich,<lb/>
für</hi> den Kapitalisten und daher <hirendition="#g">unter</hi> dem Kapitalisten arbeitet. Mit<lb/>
der Cooperation vieler <hirendition="#g">Lohnarbeiter</hi> entwickelt sich das Kommando des<lb/>
Kapitals zum Erheischniss für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst,<lb/>
zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten<lb/>
auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des<lb/>
Generals auf dem Schlachtfeld.</p><lb/><p>Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf<lb/>
grösserem Massstab braucht mehr oder minder eine Direktion, welche die<lb/>
Harmonie der individuellen Thätigkeiten vermittelt und die <hirendition="#g">allgemei-<lb/>
nen Funktionen</hi> vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven<lb/>
Gesammtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbstständigen<lb/>
Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigirt sich selbst, ein<lb/>
Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Ueber-<lb/>
wachung und Vermittlung wird zur <hirendition="#g">Funktion des Kapitals</hi>, sobald<lb/>
die ihm untergeordnete Arbeit cooperativ wird. Als spezifische Funktion<lb/>
des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermale.</p><lb/><p>Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des<lb/>
kapitalistischen Produktionsprozesses möglichst grosse <hirendition="#g">Selbstverwer-<lb/>
thung des Kapitals</hi><noteplace="foot"n="20)">„<hirendition="#g">Profits</hi>… is the sole end of trade.“ (J. <hirendition="#g">Vanderlint</hi> l. c.<lb/>
p. 11.)</note>, d. h. möglichst grosse Produktion von Mehr-<lb/>
werth, also möglichst grosse Ausbeutung der Arbeitskraft durch den Kapi-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[312/0331]
die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Koncen-
tration.
Ursprünglich erschien eine gewisse Minimalgrösse des Kapi-
tals in der Hand des einzelnen Arbeitsanwenders nothwendig, damit die
Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, daher die Masse des
producirten Mehrwerths hinreiche, ihn selbst von der Handarbeit zu entbin-
den, aus einem Kleinmeister in einen Kapitalisten zu verwandeln und so das
Kapitalverhältniss formell herzustellen. Sie erscheint jetzt als mate-
rielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und von
einander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen kombinirten
gesellschaftlichen Arbeitsprozess.
Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die
Arbeit nur als formelle Folge davon, dass der Arbeiter, statt für sich,
für den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit
der Cooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des
Kapitals zum Erheischniss für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst,
zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten
auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des
Generals auf dem Schlachtfeld.
Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf
grösserem Massstab braucht mehr oder minder eine Direktion, welche die
Harmonie der individuellen Thätigkeiten vermittelt und die allgemei-
nen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven
Gesammtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbstständigen
Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigirt sich selbst, ein
Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Ueber-
wachung und Vermittlung wird zur Funktion des Kapitals, sobald
die ihm untergeordnete Arbeit cooperativ wird. Als spezifische Funktion
des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermale.
Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des
kapitalistischen Produktionsprozesses möglichst grosse Selbstverwer-
thung des Kapitals 20), d. h. möglichst grosse Produktion von Mehr-
werth, also möglichst grosse Ausbeutung der Arbeitskraft durch den Kapi-
20) „Profits … is the sole end of trade.“ (J. Vanderlint l. c.
p. 11.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/331>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.