Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahms- Zweitens: Die Geschichte der Reglung des Arbeitstags in einigen 189) "The Acts of last Session (1864) ... embrace a diversity of occupations the customs in which differ greatly, and the use of mechanical power to give motion to machinery is no longer one of the elements necessary, as formerly, to constitute in legal phrase a Factory." ("Reports etc. for 31. Oct. 1864", p. 8.) 190) Belgien, das Paradies des kontinentalen Liberalismus, zeigt auch keine Spur dieser Bewegung. Selbst in seinen Kohlengruben und Metallminen werden Arbeiter beider Geschlechter und von jeder Altersstufe mit vollkommener "Freiheit" für jede Zeitdauer und Zeitperiode konsumirt. Auf je 1000 darin beschäftigte Personen kommen 733 Männer, 88 Weiber, 135 Jungen und 44 Mädchen unter 16 Jahren; in den Hochöfen u. s. w. auf je 1000 668 Männer, 149 Weiber, 98 Jungen und 85 Mädchen unter 16 Jahren. Kömmt nun noch hinzu niedriger Arbeitslohn für enorme Ausbeutung reifer und unreifer Arbeitskräfte, im Tagesdurchschnitt 2 sh. 8 d. für Männer, 1 sh. 8 d. für Weiber, 1 sh. 21/2 d. für Jungen. Dafür hat Belgien aber auch 1863, verglichen mit 1850, Quantum und Werth seiner Ausfuhr von Kohlen, Eisen u. s. w. ziemlich verdoppelt. 191) Als Robert Owen kurz nach dem ersten Decennium dieses Jahrhunderts
die Nothwendigkeit einer Beschränkung des Arbeitstags nicht nur theoretisch ver- trat, sondern den Zehnstundentag wirklich in seine Fabrik zu New-Lanark ein- führte, ward das als kommunistische Utopie verlacht, ganz so wie seine "Ver- bindung von produktiver Arbeit mit Erziehung der Kinder", ganz wie die von ihm die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahms- Zweitens: Die Geschichte der Reglung des Arbeitstags in einigen 189) „The Acts of last Session (1864) … embrace a diversity of occupations the customs in which differ greatly, and the use of mechanical power to give motion to machinery is no longer one of the elements necessary, as formerly, to constitute in legal phrase a Factory.“ („Reports etc. for 31. Oct. 1864“, p. 8.) 190) Belgien, das Paradies des kontinentalen Liberalismus, zeigt auch keine Spur dieser Bewegung. Selbst in seinen Kohlengruben und Metallminen werden Arbeiter beider Geschlechter und von jeder Altersstufe mit vollkommener „Freiheit“ für jede Zeitdauer und Zeitperiode konsumirt. Auf je 1000 darin beschäftigte Personen kommen 733 Männer, 88 Weiber, 135 Jungen und 44 Mädchen unter 16 Jahren; in den Hochöfen u. s. w. auf je 1000 668 Männer, 149 Weiber, 98 Jungen und 85 Mädchen unter 16 Jahren. Kömmt nun noch hinzu niedriger Arbeitslohn für enorme Ausbeutung reifer und unreifer Arbeitskräfte, im Tagesdurchschnitt 2 sh. 8 d. für Männer, 1 sh. 8 d. für Weiber, 1 sh. 2½ d. für Jungen. Dafür hat Belgien aber auch 1863, verglichen mit 1850, Quantum und Werth seiner Ausfuhr von Kohlen, Eisen u. s. w. ziemlich verdoppelt. 191) Als Robert Owen kurz nach dem ersten Decennium dieses Jahrhunderts
die Nothwendigkeit einer Beschränkung des Arbeitstags nicht nur theoretisch ver- trat, sondern den Zehnstundentag wirklich in seine Fabrik zu New-Lanark ein- führte, ward das als kommunistische Utopie verlacht, ganz so wie seine „Ver- bindung von produktiver Arbeit mit Erziehung der Kinder“, ganz wie die von ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0296" n="277"/> die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahms-<lb/> charakter allmählig abzustreifen, oder, wo sie römisch kasuistisch verfährt,<lb/> wie in England, irgend ein Haus, worin man arbeitet, nach Belieben für<lb/> eine Fabrik (factory) zu erklären<note place="foot" n="189)">„The Acts of last Session (1864) … embrace a diversity of occupations<lb/> the customs in which differ greatly, and the use of mechanical power to give<lb/> motion to machinery is no longer one of the elements necessary, as formerly, to<lb/> constitute in legal phrase a <hi rendition="#g">Factory</hi>.“ („<hi rendition="#g">Reports</hi> etc. <hi rendition="#g">for</hi> 31. <hi rendition="#g">Oct</hi>. 1864“,<lb/> p. 8.)</note>.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Zweitens</hi>: Die Geschichte der Reglung des Arbeitstags in einigen<lb/> Produktionsweisen, in andern der noch fortdauernde Kampf um diese<lb/> Reglung, beweisen handgreiflich, dass der <hi rendition="#g">vereinzelte</hi> Arbeiter, der<lb/> Arbeiter als „freier“ Verkäufer seiner Arbeitskraft, auf gewisser Reife-<lb/> stufe der kapitalistischen Produktion, widerstandslos unterliegt. Die<lb/> Schöpfung eines Normal-Arbeitstags ist daher das Produkt eines langwie-<lb/> rigen, mehr oder minder versteckten Bürgerkriegs zwischen der Kapita-<lb/> listenklasse und der Arbeiterklasse. Wie der Kampf eröffnet wird im<lb/> Umkreis der modernen Industrie, so spielt er zuerst in ihrem Heimaths-<lb/> land, <hi rendition="#g">England</hi><note place="foot" n="190)"><hi rendition="#g">Belgien</hi>, das Paradies des kontinentalen Liberalismus, zeigt auch keine<lb/> Spur dieser Bewegung. Selbst in seinen <hi rendition="#g">Kohlengruben</hi> und <hi rendition="#g">Metallminen</hi><lb/> werden Arbeiter beider Geschlechter und von jeder Altersstufe mit vollkommener<lb/> „Freiheit“ <hi rendition="#g">für jede Zeitdauer</hi> und Zei<hi rendition="#g">tperiode</hi> konsumirt. Auf je 1000<lb/> darin beschäftigte Personen kommen 733 Männer, 88 Weiber, 135 Jungen und 44<lb/> Mädchen unter 16 Jahren; in den Hochöfen u. s. w. auf je 1000 668 Männer, 149<lb/> Weiber, 98 Jungen und 85 Mädchen unter 16 Jahren. Kömmt nun noch hinzu<lb/> niedriger Arbeitslohn für enorme Ausbeutung reifer und unreifer Arbeitskräfte, im<lb/> Tagesdurchschnitt 2 sh. 8 d. für Männer, 1 sh. 8 d. für Weiber, 1 sh. 2½ d. für<lb/> Jungen. Dafür hat Belgien aber auch 1863, verglichen mit 1850, Quantum und<lb/> Werth seiner Ausfuhr von Kohlen, Eisen u. s. w. ziemlich verdoppelt.</note>. Die englischen Fabrikarbeiter waren die Preis-<lb/> fechter nicht nur der englischen, sondern der modernen Arbeiterklasse<lb/> überhaupt, wie auch ihre Theoretiker der Theorie des Kapitals zuerst den<lb/> Fehdehandschuh hinwarfen<note xml:id="seg2pn_41_1" next="#seg2pn_41_2" place="foot" n="191)">Als <hi rendition="#g">Robert Owen</hi> kurz nach dem ersten Decennium dieses Jahrhunderts<lb/> die Nothwendigkeit einer Beschränkung des Arbeitstags nicht nur theoretisch ver-<lb/> trat, sondern den Zehnstundentag wirklich in seine Fabrik zu New-Lanark ein-<lb/> führte, ward das als kommunistische Utopie verlacht, ganz so wie seine „Ver-<lb/> bindung von produktiver Arbeit mit Erziehung der Kinder“, ganz wie die von ihm</note>. Der Fabrikphilosoph <hi rendition="#g">Ure</hi> denunzirt es<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0296]
die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahms-
charakter allmählig abzustreifen, oder, wo sie römisch kasuistisch verfährt,
wie in England, irgend ein Haus, worin man arbeitet, nach Belieben für
eine Fabrik (factory) zu erklären 189).
Zweitens: Die Geschichte der Reglung des Arbeitstags in einigen
Produktionsweisen, in andern der noch fortdauernde Kampf um diese
Reglung, beweisen handgreiflich, dass der vereinzelte Arbeiter, der
Arbeiter als „freier“ Verkäufer seiner Arbeitskraft, auf gewisser Reife-
stufe der kapitalistischen Produktion, widerstandslos unterliegt. Die
Schöpfung eines Normal-Arbeitstags ist daher das Produkt eines langwie-
rigen, mehr oder minder versteckten Bürgerkriegs zwischen der Kapita-
listenklasse und der Arbeiterklasse. Wie der Kampf eröffnet wird im
Umkreis der modernen Industrie, so spielt er zuerst in ihrem Heimaths-
land, England 190). Die englischen Fabrikarbeiter waren die Preis-
fechter nicht nur der englischen, sondern der modernen Arbeiterklasse
überhaupt, wie auch ihre Theoretiker der Theorie des Kapitals zuerst den
Fehdehandschuh hinwarfen 191). Der Fabrikphilosoph Ure denunzirt es
189) „The Acts of last Session (1864) … embrace a diversity of occupations
the customs in which differ greatly, and the use of mechanical power to give
motion to machinery is no longer one of the elements necessary, as formerly, to
constitute in legal phrase a Factory.“ („Reports etc. for 31. Oct. 1864“,
p. 8.)
190) Belgien, das Paradies des kontinentalen Liberalismus, zeigt auch keine
Spur dieser Bewegung. Selbst in seinen Kohlengruben und Metallminen
werden Arbeiter beider Geschlechter und von jeder Altersstufe mit vollkommener
„Freiheit“ für jede Zeitdauer und Zeitperiode konsumirt. Auf je 1000
darin beschäftigte Personen kommen 733 Männer, 88 Weiber, 135 Jungen und 44
Mädchen unter 16 Jahren; in den Hochöfen u. s. w. auf je 1000 668 Männer, 149
Weiber, 98 Jungen und 85 Mädchen unter 16 Jahren. Kömmt nun noch hinzu
niedriger Arbeitslohn für enorme Ausbeutung reifer und unreifer Arbeitskräfte, im
Tagesdurchschnitt 2 sh. 8 d. für Männer, 1 sh. 8 d. für Weiber, 1 sh. 2½ d. für
Jungen. Dafür hat Belgien aber auch 1863, verglichen mit 1850, Quantum und
Werth seiner Ausfuhr von Kohlen, Eisen u. s. w. ziemlich verdoppelt.
191) Als Robert Owen kurz nach dem ersten Decennium dieses Jahrhunderts
die Nothwendigkeit einer Beschränkung des Arbeitstags nicht nur theoretisch ver-
trat, sondern den Zehnstundentag wirklich in seine Fabrik zu New-Lanark ein-
führte, ward das als kommunistische Utopie verlacht, ganz so wie seine „Ver-
bindung von produktiver Arbeit mit Erziehung der Kinder“, ganz wie die von ihm
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