Baumwolle und andre Rohmaterialien abgeschafft, der Freihandel zum Leit- stern der Gesetzgebung erklärt! Kurz das tausendjährige Reich brach an. Andrerseits erreichten in denselben Jahren Chartistenbewegung und Zehnstundenagitation ihren Höhe unkt. Sie fanden Bundesgenossen an den racheschnaubenden Tories. Trotz des fanatischen Widerstands des wortbrüchigen Freihandelsheers mit Bright und Cobden an der Spitze, ging die so lang erstrebte Zehnstundenbill durch das Parla- ment. --
Der neue Fabrikakt vom 8. Juni 1847 setzte fest, dass am ersten Juli 1847 eine vorläufige Verkürzung des Arbeitstags der "jungen Personen" (von 13 bis zu 18 Jahren) und aller Arbeiterinnen auf 11 Stunden, am 1. Mai 1848 aber die definitive Beschränkung auf 10 Stunden eintreten solle. Im übrigen war der Akt nur ein amen- dirender Zusatz der Gesetze von 1833 und 1844.
Das Kapital unternahm zunächst einen vorläufigen Feldzug, dessen Ziel, die volle Ausführung des Akts am 1. Mai 1848 zu verhindern. Und zwar sollten die Arbeiter selbst, angeblich durch die Erfahrung ge- witzigt, ihr eignes Werk wieder zerstören helfen. Der Augenblick war geschickt gewählt. "Man muss sich erinnern, dass, in Folge der furcht- baren Krise von 1846--47, grosses Leid unter den Fabrikarbeitern vor- herrschte, da viele Fabriken nur für kurze Zeit gearbeitet, andre ganz still gestanden hatten. Eine beträchtliche Anzahl der Arbeiter befand sich daher in drückendster Lage, viele in Schulden. Man konnte daher mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass sie die längere Arbeitszeit vorziehn würden, um die vergangenen Verluste gut zu machen, vielleicht Schulden abzuzahlen, oder ihre Möbel aus dem Pfandhaus zu nehmen, oder ver- kaufte Habseligkeiten zu ersetzen, oder neue Kleidungsstücke sich selbst und ihren Familien zu verschaffen"142). Die Herrn Fabrikanten suchten die natürliche Wirkung dieser Umstände zu steigern durch eine allge- meine Lohnherabsetzung von 10 %. Diess geschah so zu sagen zur Einweihungsfeier der neuen Freihandelsära. Dann folgte weitere Herabsetzung um 8 1/3 %, sobald der Arbeitstag auf 11, und um das Dop- pelte, sobald er definitiv auf 10 Stunden verkürzt wurde. Wo es daher irgendwie die Verhältnisse zuliessen, fand eine Lohnherabsetzung von wenig-
142) "Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1848", p. 16.
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Baumwolle und andre Rohmaterialien abgeschafft, der Freihandel zum Leit- stern der Gesetzgebung erklärt! Kurz das tausendjährige Reich brach an. Andrerseits erreichten in denselben Jahren Chartistenbewegung und Zehnstundenagitation ihren Höhe unkt. Sie fanden Bundesgenossen an den racheschnaubenden Tories. Trotz des fanatischen Widerstands des wortbrüchigen Freihandelsheers mit Bright und Cobden an der Spitze, ging die so lang erstrebte Zehnstundenbill durch das Parla- ment. —
Der neue Fabrikakt vom 8. Juni 1847 setzte fest, dass am ersten Juli 1847 eine vorläufige Verkürzung des Arbeitstags der „jungen Personen“ (von 13 bis zu 18 Jahren) und aller Arbeiterinnen auf 11 Stunden, am 1. Mai 1848 aber die definitive Beschränkung auf 10 Stunden eintreten solle. Im übrigen war der Akt nur ein amen- dirender Zusatz der Gesetze von 1833 und 1844.
Das Kapital unternahm zunächst einen vorläufigen Feldzug, dessen Ziel, die volle Ausführung des Akts am 1. Mai 1848 zu verhindern. Und zwar sollten die Arbeiter selbst, angeblich durch die Erfahrung ge- witzigt, ihr eignes Werk wieder zerstören helfen. Der Augenblick war geschickt gewählt. „Man muss sich erinnern, dass, in Folge der furcht- baren Krise von 1846—47, grosses Leid unter den Fabrikarbeitern vor- herrschte, da viele Fabriken nur für kurze Zeit gearbeitet, andre ganz still gestanden hatten. Eine beträchtliche Anzahl der Arbeiter befand sich daher in drückendster Lage, viele in Schulden. Man konnte daher mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass sie die längere Arbeitszeit vorziehn würden, um die vergangenen Verluste gut zu machen, vielleicht Schulden abzuzahlen, oder ihre Möbel aus dem Pfandhaus zu nehmen, oder ver- kaufte Habseligkeiten zu ersetzen, oder neue Kleidungsstücke sich selbst und ihren Familien zu verschaffen“142). Die Herrn Fabrikanten suchten die natürliche Wirkung dieser Umstände zu steigern durch eine allge- meine Lohnherabsetzung von 10 %. Diess geschah so zu sagen zur Einweihungsfeier der neuen Freihandelsära. Dann folgte weitere Herabsetzung um 8⅓ %, sobald der Arbeitstag auf 11, und um das Dop- pelte, sobald er definitiv auf 10 Stunden verkürzt wurde. Wo es daher irgendwie die Verhältnisse zuliessen, fand eine Lohnherabsetzung von wenig-
142) „Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1848“, p. 16.
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Baumwolle und andre Rohmaterialien abgeschafft, der Freihandel zum Leit-
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an. Andrerseits erreichten in denselben Jahren Chartistenbewegung und
Zehnstundenagitation ihren Höhe unkt. Sie fanden Bundesgenossen an
den racheschnaubenden Tories. Trotz des fanatischen Widerstands des
wortbrüchigen Freihandelsheers mit Bright und Cobden an der Spitze,
ging die so lang erstrebte Zehnstundenbill durch das Parla-
ment. —
Der neue Fabrikakt vom 8. Juni 1847 setzte fest, dass am ersten
Juli 1847 eine vorläufige Verkürzung des Arbeitstags der „jungen
Personen“ (von 13 bis zu 18 Jahren) und aller Arbeiterinnen auf
11 Stunden, am 1. Mai 1848 aber die definitive Beschränkung auf 10
Stunden eintreten solle. Im übrigen war der Akt nur ein amen-
dirender Zusatz der Gesetze von 1833 und 1844.
Das Kapital unternahm zunächst einen vorläufigen Feldzug, dessen
Ziel, die volle Ausführung des Akts am 1. Mai 1848 zu verhindern.
Und zwar sollten die Arbeiter selbst, angeblich durch die Erfahrung ge-
witzigt, ihr eignes Werk wieder zerstören helfen. Der Augenblick war
geschickt gewählt. „Man muss sich erinnern, dass, in Folge der furcht-
baren Krise von 1846—47, grosses Leid unter den Fabrikarbeitern vor-
herrschte, da viele Fabriken nur für kurze Zeit gearbeitet, andre ganz still
gestanden hatten. Eine beträchtliche Anzahl der Arbeiter befand sich
daher in drückendster Lage, viele in Schulden. Man konnte daher mit
ziemlicher Gewissheit annehmen, dass sie die längere Arbeitszeit vorziehn
würden, um die vergangenen Verluste gut zu machen, vielleicht Schulden
abzuzahlen, oder ihre Möbel aus dem Pfandhaus zu nehmen, oder ver-
kaufte Habseligkeiten zu ersetzen, oder neue Kleidungsstücke sich selbst
und ihren Familien zu verschaffen“ 142). Die Herrn Fabrikanten suchten
die natürliche Wirkung dieser Umstände zu steigern durch eine allge-
meine Lohnherabsetzung von 10 %. Diess geschah so zu sagen
zur Einweihungsfeier der neuen Freihandelsära. Dann folgte weitere
Herabsetzung um 8⅓ %, sobald der Arbeitstag auf 11, und um das Dop-
pelte, sobald er definitiv auf 10 Stunden verkürzt wurde. Wo es daher
irgendwie die Verhältnisse zuliessen, fand eine Lohnherabsetzung von wenig-
142) „Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1848“, p. 16.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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