ab mit "Long Hours" ("langen Arbeitsstunden"). Der Kommissions- bericht hofft, dass "eine Manufaktur von so hervorragender Stellung in den Augen der Welt nicht lange mehr den Makel tragen wird, dass ihr grosser Erfolg begleitet ist von physischer Entartung, vielverzweigten körperlichen Leiden, und frühem Tode der Arbeiterbevölkerung, durch deren Arbeit und Geschick so grosse Resultate erzielt worden sind69)". Was von den Töpfereien in England, gilt von denen in Schottland70).
Die Manufaktur von Schwefelhölzern datirt von 1833, von der Entdeckung, den Phosphor auf die Zündruthe selbst anzubringen. Seit 1845 hat sie sich rasch in England entwickelt und von den dicht- bevölkertsten Theilen Londons namentlich auch nach Manchester, Bir- mingham, Liverpool, Bristol, Norwich, Newcastle, Glasgow verbreitet, mit ihr die Mundsperre, die ein Wiener Arzt schon 1845 als eigenthümliche Krankheit der Schwefelholzmacher entdeckte. Die Hälfte der Arbeiter sind Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren. Die Manu- faktur ist wegen ihrer Ungesundheit und Widerwärtigkeit so verrufen, dass nur der verkommenste Theil der Arbeiterklasse, halbverhungerte Wittwen u. s. w., Kinder für sie hergiebt, "zerlumpte, halb verhungerte, ganz verwahrloste und unerzogne Kinder71)." Von den Zeugen, die Kommissär White (1863) verhörte, waren 270 unter 18 J., 40 unter 10 J., 10 nur 8 und 5 nur 6 Jahre alt. Wechsel des Arbeitstags von 12 auf 14 und 15 Stunden, Nachtarbeit, unregelmässige Mahlzeiten, meist in den Arbeitsräumen selbst, die vom Phosphor verpestet sind71). Dante würde in dieser Manufaktur seine grausamsten Höllenphantasien übertrof- fen finden.
In der Tapetenfabrik werden die gröberen Sorten mit Maschinen, die feineren mit der Hand (block printing) gedruckt. Die lebhaftesten Ge- schäftsmonate fallen zwischen Anfang Oktober und Ende April. Wäh- rend dieser Periode dauert diese Arbeit häufig und fast ohne Unter- brechung von 6 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends und tiefer in die Nacht.
69) "Children's Employm. Commission. 1863", p. 24, 22 u. XI.
70) l. c. p. XLVII.
71) l. c. p. LIV.
71) l. c. p. LIV.
ab mit „Long Hours“ („langen Arbeitsstunden“). Der Kommissions- bericht hofft, dass „eine Manufaktur von so hervorragender Stellung in den Augen der Welt nicht lange mehr den Makel tragen wird, dass ihr grosser Erfolg begleitet ist von physischer Entartung, vielverzweigten körperlichen Leiden, und frühem Tode der Arbeiterbevölkerung, durch deren Arbeit und Geschick so grosse Resultate erzielt worden sind69)“. Was von den Töpfereien in England, gilt von denen in Schottland70).
Die Manufaktur von Schwefelhölzern datirt von 1833, von der Entdeckung, den Phosphor auf die Zündruthe selbst anzubringen. Seit 1845 hat sie sich rasch in England entwickelt und von den dicht- bevölkertsten Theilen Londons namentlich auch nach Manchester, Bir- mingham, Liverpool, Bristol, Norwich, Newcastle, Glasgow verbreitet, mit ihr die Mundsperre, die ein Wiener Arzt schon 1845 als eigenthümliche Krankheit der Schwefelholzmacher entdeckte. Die Hälfte der Arbeiter sind Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren. Die Manu- faktur ist wegen ihrer Ungesundheit und Widerwärtigkeit so verrufen, dass nur der verkommenste Theil der Arbeiterklasse, halbverhungerte Wittwen u. s. w., Kinder für sie hergiebt, „zerlumpte, halb verhungerte, ganz verwahrloste und unerzogne Kinder71).“ Von den Zeugen, die Kommissär White (1863) verhörte, waren 270 unter 18 J., 40 unter 10 J., 10 nur 8 und 5 nur 6 Jahre alt. Wechsel des Arbeitstags von 12 auf 14 und 15 Stunden, Nachtarbeit, unregelmässige Mahlzeiten, meist in den Arbeitsräumen selbst, die vom Phosphor verpestet sind71). Dante würde in dieser Manufaktur seine grausamsten Höllenphantasien übertrof- fen finden.
In der Tapetenfabrik werden die gröberen Sorten mit Maschinen, die feineren mit der Hand (block printing) gedruckt. Die lebhaftesten Ge- schäftsmonate fallen zwischen Anfang Oktober und Ende April. Wäh- rend dieser Periode dauert diese Arbeit häufig und fast ohne Unter- brechung von 6 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends und tiefer in die Nacht.
69) „Children’s Employm. Commission. 1863“, p. 24, 22 u. XI.
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ab mit „Long Hours“ („langen Arbeitsstunden“). Der Kommissions-
bericht hofft, dass „eine Manufaktur von so hervorragender Stellung
in den Augen der Welt nicht lange mehr den Makel tragen wird, dass ihr
grosser Erfolg begleitet ist von physischer Entartung, vielverzweigten
körperlichen Leiden, und frühem Tode der Arbeiterbevölkerung, durch
deren Arbeit und Geschick so grosse Resultate erzielt worden sind 69)“.
Was von den Töpfereien in England, gilt von denen in Schottland 70).
Die Manufaktur von Schwefelhölzern datirt von 1833,
von der Entdeckung, den Phosphor auf die Zündruthe selbst anzubringen.
Seit 1845 hat sie sich rasch in England entwickelt und von den dicht-
bevölkertsten Theilen Londons namentlich auch nach Manchester, Bir-
mingham, Liverpool, Bristol, Norwich, Newcastle, Glasgow verbreitet, mit
ihr die Mundsperre, die ein Wiener Arzt schon 1845 als eigenthümliche
Krankheit der Schwefelholzmacher entdeckte. Die Hälfte der Arbeiter
sind Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren. Die Manu-
faktur ist wegen ihrer Ungesundheit und Widerwärtigkeit so verrufen,
dass nur der verkommenste Theil der Arbeiterklasse, halbverhungerte
Wittwen u. s. w., Kinder für sie hergiebt, „zerlumpte, halb verhungerte,
ganz verwahrloste und unerzogne Kinder 71).“ Von den Zeugen, die
Kommissär White (1863) verhörte, waren 270 unter 18 J., 40 unter
10 J., 10 nur 8 und 5 nur 6 Jahre alt. Wechsel des Arbeitstags von
12 auf 14 und 15 Stunden, Nachtarbeit, unregelmässige Mahlzeiten, meist
in den Arbeitsräumen selbst, die vom Phosphor verpestet sind 71). Dante
würde in dieser Manufaktur seine grausamsten Höllenphantasien übertrof-
fen finden.
In der Tapetenfabrik werden die gröberen Sorten mit Maschinen,
die feineren mit der Hand (block printing) gedruckt. Die lebhaftesten Ge-
schäftsmonate fallen zwischen Anfang Oktober und Ende April. Wäh-
rend dieser Periode dauert diese Arbeit häufig und fast ohne Unter-
brechung von 6 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends und tiefer in die
Nacht.
69) „Children’s Employm. Commission. 1863“, p. 24, 22 u. XI.
70) l. c. p. XLVII.
71) l. c. p. LIV.
71) l. c. p. LIV.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/234>, abgerufen am 24.11.2024.
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