Gebrauchswerthe anderer Art austauschen6), ein Verhältniss, das bestän- dig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwerth scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Waare innerlicher, immanenter Tauschwerth (valeur intrinseque) also eine contradictio in adjecto 7). Betrachten wir die Sache näher.
Eine einzelne Waare, ein Quarter Weizen z. B. tauscht sich in den verschiedensten Proportionen mit andern Artikeln aus. Dennoch bleibt sein Tauschwerth unverändert, ob in x Stiefelwichse, y Seide, z Gold u. s. w. ausgedrückt. Er muss also von diesen seinen verschiede- nen Ausdrucksweisen unterscheidbar sein.
Nehmen wir ferner zwei Waaren, z. B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältniss, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgend einem Quantum Eisen gleich- gesetzt wird, z. B. 1 Quarter Weizen = a Ctr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? Dass derselbe Werth in zwei verschiednen Dingen, in 1 Qrtr. Weizen und ebenfalls in a Ctr. Eisen existirt. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine, noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwerth, muss also, un- abhängig von dem andern, auf diess Dritte reducirbar sein.
Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche diess. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reducirt man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck -- das halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerthe der Waaren zu reduciren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen.
Dass die Substanz des Tauschwerths ein von der physisch-handgreif- lichen Existenz der Waare oder ihrem Dasein als Gebrauchswerth
6) "La valeur consiste dans le rapport d'echange qui se trouve entre telle chose et telle autre, entre telle mesure d'une production et telle mesure d'une autre." (Le Trosne: "De L'Interet Social". Physiocrates. ed. Daire. Paris 1846. p. 889.)
7) "Nothing can have an intrinsick value" (N. Barbon l. c. p. 16), oder wie Butler sagt: "The value of a thing Is just as much as it will bring."
1*
Gebrauchswerthe anderer Art austauschen6), ein Verhältniss, das bestän- dig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwerth scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Waare innerlicher, immanenter Tauschwerth (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto 7). Betrachten wir die Sache näher.
Eine einzelne Waare, ein Quarter Weizen z. B. tauscht sich in den verschiedensten Proportionen mit andern Artikeln aus. Dennoch bleibt sein Tauschwerth unverändert, ob in x Stiefelwichse, y Seide, z Gold u. s. w. ausgedrückt. Er muss also von diesen seinen verschiede- nen Ausdrucksweisen unterscheidbar sein.
Nehmen wir ferner zwei Waaren, z. B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältniss, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgend einem Quantum Eisen gleich- gesetzt wird, z. B. 1 Quarter Weizen = a Ctr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? Dass derselbe Werth in zwei verschiednen Dingen, in 1 Qrtr. Weizen und ebenfalls in a Ctr. Eisen existirt. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine, noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwerth, muss also, un- abhängig von dem andern, auf diess Dritte reducirbar sein.
Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche diess. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reducirt man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck — das halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerthe der Waaren zu reduciren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen.
Dass die Substanz des Tauschwerths ein von der physisch-handgreif- lichen Existenz der Waare oder ihrem Dasein als Gebrauchswerth
6) „La valeur consiste dans le rapport d’échange qui se trouve entre telle chose et telle autre, entre telle mesure d’une production et telle mesure d’une autre.“ (Le Trosne: „De L’Intérêt Social“. Physiocrates. ed. Daire. Paris 1846. p. 889.)
7) „Nothing can have an intrinsick value“ (N. Barbon l. c. p. 16), oder wie Butler sagt: „The value of a thing Is just as much as it will bring.“
1*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0022"n="3"/>
Gebrauchswerthe anderer Art austauschen<noteplace="foot"n="6)">„La <hirendition="#g">valeur</hi> consiste dans le <hirendition="#g">rapport d’échange</hi> qui se trouve entre<lb/>
telle chose et telle autre, entre telle mesure d’une production et telle mesure d’une<lb/>
autre.“ (<hirendition="#g">Le Trosne: „De L’Intérêt Social“. Physiocrates. ed.<lb/>
Daire</hi>. Paris 1846. p. 889.)</note>, ein Verhältniss, das bestän-<lb/>
dig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwerth scheint daher etwas<lb/>
Zufälliges und rein <hirendition="#g">Relatives</hi>, ein der Waare innerlicher, immanenter<lb/>
Tauschwerth (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto <noteplace="foot"n="7)">„Nothing can have an intrinsick value“ (N. <hirendition="#g">Barbon</hi> l. c. p. 16), oder<lb/>
wie <hirendition="#g">Butler</hi> sagt:<lb/><cit><quote><hirendition="#et">„The value of a thing<lb/>
Is just as much as it will bring.“</hi></quote><bibl/></cit></note>.<lb/>
Betrachten wir die Sache näher.</p><lb/><p>Eine einzelne Waare, ein Quarter Weizen z. B. tauscht sich in den<lb/><hirendition="#g">verschiedensten Proportionen</hi> mit andern Artikeln aus. Dennoch<lb/>
bleibt sein Tauschwerth <hirendition="#g">unverändert</hi>, ob in x Stiefelwichse, y Seide,<lb/>
z Gold u. s. w. ausgedrückt. Er muss also von diesen seinen verschiede-<lb/>
nen <hirendition="#g">Ausdrucksweisen</hi> unterscheidbar sein.</p><lb/><p>Nehmen wir ferner zwei Waaren, z. B. Weizen und Eisen. Welches<lb/>
immer ihr Austauschverhältniss, es ist stets darstellbar in einer Gleichung,<lb/>
worin ein gegebenes Quantum Weizen irgend einem Quantum Eisen gleich-<lb/>
gesetzt wird, z. B. 1 Quarter Weizen = a Ctr. Eisen. Was besagt<lb/>
diese Gleichung? Dass <hirendition="#g">derselbe Werth</hi> in <hirendition="#g">zwei verschiednen<lb/>
Dingen</hi>, in 1 Qrtr. Weizen und ebenfalls in a Ctr. Eisen existirt. Beide<lb/>
sind also gleich einem <hirendition="#g">Dritten</hi>, das an und für sich weder das eine, noch<lb/>
das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwerth, muss also, un-<lb/>
abhängig von dem andern, auf diess Dritte reducirbar sein.</p><lb/><p>Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche diess. Um den<lb/>
Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen,<lb/>
löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reducirt man auf einen<lb/>
von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck — das halbe<lb/>
Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerthe<lb/>
der Waaren zu reduciren auf ein <hirendition="#g">Gemeinsames</hi>, wovon sie ein Mehr<lb/>
oder Minder darstellen.</p><lb/><p>Dass die Substanz des Tauschwerths ein von der physisch-handgreif-<lb/>
lichen Existenz der Waare oder ihrem Dasein als <hirendition="#g">Gebrauchswerth</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">1*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[3/0022]
Gebrauchswerthe anderer Art austauschen 6), ein Verhältniss, das bestän-
dig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwerth scheint daher etwas
Zufälliges und rein Relatives, ein der Waare innerlicher, immanenter
Tauschwerth (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto 7).
Betrachten wir die Sache näher.
Eine einzelne Waare, ein Quarter Weizen z. B. tauscht sich in den
verschiedensten Proportionen mit andern Artikeln aus. Dennoch
bleibt sein Tauschwerth unverändert, ob in x Stiefelwichse, y Seide,
z Gold u. s. w. ausgedrückt. Er muss also von diesen seinen verschiede-
nen Ausdrucksweisen unterscheidbar sein.
Nehmen wir ferner zwei Waaren, z. B. Weizen und Eisen. Welches
immer ihr Austauschverhältniss, es ist stets darstellbar in einer Gleichung,
worin ein gegebenes Quantum Weizen irgend einem Quantum Eisen gleich-
gesetzt wird, z. B. 1 Quarter Weizen = a Ctr. Eisen. Was besagt
diese Gleichung? Dass derselbe Werth in zwei verschiednen
Dingen, in 1 Qrtr. Weizen und ebenfalls in a Ctr. Eisen existirt. Beide
sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine, noch
das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwerth, muss also, un-
abhängig von dem andern, auf diess Dritte reducirbar sein.
Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche diess. Um den
Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen,
löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reducirt man auf einen
von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck — das halbe
Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerthe
der Waaren zu reduciren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr
oder Minder darstellen.
Dass die Substanz des Tauschwerths ein von der physisch-handgreif-
lichen Existenz der Waare oder ihrem Dasein als Gebrauchswerth
6) „La valeur consiste dans le rapport d’échange qui se trouve entre
telle chose et telle autre, entre telle mesure d’une production et telle mesure d’une
autre.“ (Le Trosne: „De L’Intérêt Social“. Physiocrates. ed.
Daire. Paris 1846. p. 889.)
7) „Nothing can have an intrinsick value“ (N. Barbon l. c. p. 16), oder
wie Butler sagt:
„The value of a thing
Is just as much as it will bring.“
1*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/22>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.