von Natur vorgefundne Arbeitsgegenstände. So der Fisch, der von seinem Lebenselement, dem Wasser, getrennt, gefangen wird, das Holz, das im Urwald gefällt, das Erz, das aus seiner Ader losgebrochen wird. Ist der Arbeitsgegenstand dagegen selbst schon sozusagen durch frühere Arbeit filtrirt, so nennen wir ihn Rohmaterial. Z. B. das bereits losgebrochene Erz, das nun ausgewaschen wird. Alles Rohmaterial ist Arbeitsgegenstand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Rohmaterial. Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat.
Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Thätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er be- nutzt die mechanischen, physischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemäss, wirken zu lassen2). Der Gegenstand, dessen sich der Arbeiter un- mittelbar bemächtigt -- abgesehn von der Ergreifung fertiger Lebens- mittel, der Früchte z. B., wobei seine eigenen Leibesorgane allein als Arbeitsmittel dienen -- ist nicht der Arbeitsgegenstand, sondern das Arbeitsmittel. So wird das Natürliche selbst zum Organ seiner Thätig- keit, ein Organ, das er seinen eigenen Leibesorganen hinzufügt, seine natürliche Gestalt verlängernd, trotz der Bibel. Wie die Erde seine ur- sprüngliche Proviantkammer, ist sie sein ursprüngliches Arsenal von Arbeitsmitteln. Sie liefert ihm z. B. den Stein, womit er wirft, reibt, drückt, schneidet u. s. w. Die Erde selbst ist ein Arbeitsmittel, setzt jedoch zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe andrer Arbeitsmittel und eine schon relativ hohe Entwicklung der Arbeitskraft voraus3). Sobald überhaupt der Arbeitsprozess nur
2) "Die Vernunft ist eben so listig als mächtig. Die List besteht über- haupt in der vermittelnden Thätigkeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen Natur gemäss auf einander einwirken und sich an einander abarbeiten lässt, ohne sich unmittelbar in diesen Prozess einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur Ausführung bringt." (Hegel: Encyklopädie. Erster Theil: Die Logik. Berlin 1840, p. 382.)
3) In der sonst elenden Schrift: "Theorie de l'Econ. Polit. Paris 1815", zählt Ganilh den Physiokraten gegenüber treffend die grosse Reihe von Arbeitsprozessen auf, welche Voraussetzungen der eigentlichen Agrikultur bilden.
von Natur vorgefundne Arbeitsgegenstände. So der Fisch, der von seinem Lebenselement, dem Wasser, getrennt, gefangen wird, das Holz, das im Urwald gefällt, das Erz, das aus seiner Ader losgebrochen wird. Ist der Arbeitsgegenstand dagegen selbst schon sozusagen durch frühere Arbeit filtrirt, so nennen wir ihn Rohmaterial. Z. B. das bereits losgebrochene Erz, das nun ausgewaschen wird. Alles Rohmaterial ist Arbeitsgegenstand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Rohmaterial. Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat.
Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Thätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er be- nutzt die mechanischen, physischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemäss, wirken zu lassen2). Der Gegenstand, dessen sich der Arbeiter un- mittelbar bemächtigt — abgesehn von der Ergreifung fertiger Lebens- mittel, der Früchte z. B., wobei seine eigenen Leibesorgane allein als Arbeitsmittel dienen — ist nicht der Arbeitsgegenstand, sondern das Arbeitsmittel. So wird das Natürliche selbst zum Organ seiner Thätig- keit, ein Organ, das er seinen eigenen Leibesorganen hinzufügt, seine natürliche Gestalt verlängernd, trotz der Bibel. Wie die Erde seine ur- sprüngliche Proviantkammer, ist sie sein ursprüngliches Arsenal von Arbeitsmitteln. Sie liefert ihm z. B. den Stein, womit er wirft, reibt, drückt, schneidet u. s. w. Die Erde selbst ist ein Arbeitsmittel, setzt jedoch zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe andrer Arbeitsmittel und eine schon relativ hohe Entwicklung der Arbeitskraft voraus3). Sobald überhaupt der Arbeitsprozess nur
2) „Die Vernunft ist eben so listig als mächtig. Die List besteht über- haupt in der vermittelnden Thätigkeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen Natur gemäss auf einander einwirken und sich an einander abarbeiten lässt, ohne sich unmittelbar in diesen Prozess einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur Ausführung bringt.“ (Hegel: Encyklopädie. Erster Theil: Die Logik. Berlin 1840, p. 382.)
3) In der sonst elenden Schrift: „Théorie de l’Écon. Polit. Paris 1815“, zählt Ganilh den Physiokraten gegenüber treffend die grosse Reihe von Arbeitsprozessen auf, welche Voraussetzungen der eigentlichen Agrikultur bilden.
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losgebrochene Erz, das nun ausgewaschen wird. Alles Rohmaterial ist
Arbeitsgegenstand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Rohmaterial.
Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch
Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat.
Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen,
die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die
ihm als Leiter seiner Thätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er be-
nutzt die mechanischen, physischen, chemischen Eigenschaften der Dinge,
um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemäss,
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Arbeitsmittel. So wird das Natürliche selbst zum Organ seiner Thätig-
keit, ein Organ, das er seinen eigenen Leibesorganen hinzufügt, seine
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jedoch zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine
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der Arbeitskraft voraus 3). Sobald überhaupt der Arbeitsprozess nur
2) „Die Vernunft ist eben so listig als mächtig. Die List besteht über-
haupt in der vermittelnden Thätigkeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen
Natur gemäss auf einander einwirken und sich an einander abarbeiten lässt, ohne
sich unmittelbar in diesen Prozess einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur
Ausführung bringt.“ (Hegel: Encyklopädie. Erster Theil: Die Logik.
Berlin 1840, p. 382.)
3) In der sonst elenden Schrift: „Théorie de l’Écon. Polit. Paris
1815“, zählt Ganilh den Physiokraten gegenüber treffend die grosse Reihe von
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/162>, abgerufen am 23.11.2024.
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