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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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werden. Andere Lebensmittel, wie Kleider, Möbel u. s. w., verbrauchen
sich in längeren Zeiträumen, und sind daher nur in längeren Zeiträumen
zu ersetzen. Waaren einer Art müssen täglich, andere wöchentlich, vier-
teljährlich u. s. f. gekauft oder gezahlt werden. Wie sich die Summe
dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres z. B. vertheilen möge,
sie muss gedeckt sein durch die Durchschnittseinnahme, Tag ein, Tag aus.
Wäre die Masse der täglich zur Produktion der Arbeitskraft erheischten
Waaren = A, die der wöchentlich erheischten = B, die der viertel-
jährlich erheischten = C u. s. w., so wäre der tägliche Durchschnitt
dieser Waaren u. s. w. Gesetzt in dieser
für den Durchschnitts-Tag nöthigen Waarenmasse steckten 6 Stunden
gesellschaftlicher Arbeit
, so vergegenständlicht sich in
der Arbeitskraft täglich ein halber Tag gesellschaftlicher
Durchschnittsarbeit
, oder ein halber Arbeitstag ist zur täglichen
Produktion der Arbeitskraft erheischt. Diess zu ihrer täglichen Produktion
erheischte Arbeitsquantum bildet den Tageswerth der Arbeits-
kraft
, oder den Werth der täglich reproduzirten Arbeitskraft. Wenn
sich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ebenfalls in einer
Goldmasse von 3 sh. oder einem Thaler darstellt, so ist Ein Thaler
der dem Tageswerth der Arbeitskraft entsprechende Preis. Bietet der
Besitzer der Arbeitskraft sie feil für Einen Thaler täglich, so ist ihr Ver-
kaufspreis
gleich ihrem Werth, und, nach unsrer Voraussetzung,
zahlt der auf Verwandlung seiner Thaler in Kapital erpichte Geldbesitzer
diesen Werth.

Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werths der Arbeits-
kraft wird gebildet durch den Werth einer Waarenmasse, ohne deren täg-
liche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebenspro-
zess nicht erneuern kann, also durch den Werth der physisch un-
entbehrlichen Lebensmittel
. Sinkt der Preis der Arbeitskraft
auf diess Minimum, so sinkt er unter ihren Werth, denn sie
kann so nur in verkümmerter Form erhalten werden und sich ent-
wickeln. Der Tauschwerth jeder Waare ist aber bestimmt durch die
Arbeitszeit, erfordert um sie in normaler Güte zu liefern.

Es ist eine ausserordentlich wohlfeile Sentimentalität, diese aus der Na-
tur der Sache fliessende Werthbestimmung der Arbeitskraft grob

werden. Andere Lebensmittel, wie Kleider, Möbel u. s. w., verbrauchen
sich in längeren Zeiträumen, und sind daher nur in längeren Zeiträumen
zu ersetzen. Waaren einer Art müssen täglich, andere wöchentlich, vier-
teljährlich u. s. f. gekauft oder gezahlt werden. Wie sich die Summe
dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres z. B. vertheilen möge,
sie muss gedeckt sein durch die Durchschnittseinnahme, Tag ein, Tag aus.
Wäre die Masse der täglich zur Produktion der Arbeitskraft erheischten
Waaren = A, die der wöchentlich erheischten = B, die der viertel-
jährlich erheischten = C u. s. w., so wäre der tägliche Durchschnitt
dieser Waaren u. s. w. Gesetzt in dieser
für den Durchschnitts-Tag nöthigen Waarenmasse steckten 6 Stunden
gesellschaftlicher Arbeit
, so vergegenständlicht sich in
der Arbeitskraft täglich ein halber Tag gesellschaftlicher
Durchschnittsarbeit
, oder ein halber Arbeitstag ist zur täglichen
Produktion der Arbeitskraft erheischt. Diess zu ihrer täglichen Produktion
erheischte Arbeitsquantum bildet den Tageswerth der Arbeits-
kraft
, oder den Werth der täglich reproduzirten Arbeitskraft. Wenn
sich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ebenfalls in einer
Goldmasse von 3 sh. oder einem Thaler darstellt, so ist Ein Thaler
der dem Tageswerth der Arbeitskraft entsprechende Preis. Bietet der
Besitzer der Arbeitskraft sie feil für Einen Thaler täglich, so ist ihr Ver-
kaufspreis
gleich ihrem Werth, und, nach unsrer Voraussetzung,
zahlt der auf Verwandlung seiner Thaler in Kapital erpichte Geldbesitzer
diesen Werth.

Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werths der Arbeits-
kraft wird gebildet durch den Werth einer Waarenmasse, ohne deren täg-
liche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebenspro-
zess nicht erneuern kann, also durch den Werth der physisch un-
entbehrlichen Lebensmittel
. Sinkt der Preis der Arbeitskraft
auf diess Minimum, so sinkt er unter ihren Werth, denn sie
kann so nur in verkümmerter Form erhalten werden und sich ent-
wickeln. Der Tauschwerth jeder Waare ist aber bestimmt durch die
Arbeitszeit, erfordert um sie in normaler Güte zu liefern.

Es ist eine ausserordentlich wohlfeile Sentimentalität, diese aus der Na-
tur der Sache fliessende Werthbestimmung der Arbeitskraft grob

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[136/0155] werden. Andere Lebensmittel, wie Kleider, Möbel u. s. w., verbrauchen sich in längeren Zeiträumen, und sind daher nur in längeren Zeiträumen zu ersetzen. Waaren einer Art müssen täglich, andere wöchentlich, vier- teljährlich u. s. f. gekauft oder gezahlt werden. Wie sich die Summe dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres z. B. vertheilen möge, sie muss gedeckt sein durch die Durchschnittseinnahme, Tag ein, Tag aus. Wäre die Masse der täglich zur Produktion der Arbeitskraft erheischten Waaren = A, die der wöchentlich erheischten = B, die der viertel- jährlich erheischten = C u. s. w., so wäre der tägliche Durchschnitt dieser Waaren [FORMEL] u. s. w. Gesetzt in dieser für den Durchschnitts-Tag nöthigen Waarenmasse steckten 6 Stunden gesellschaftlicher Arbeit, so vergegenständlicht sich in der Arbeitskraft täglich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit, oder ein halber Arbeitstag ist zur täglichen Produktion der Arbeitskraft erheischt. Diess zu ihrer täglichen Produktion erheischte Arbeitsquantum bildet den Tageswerth der Arbeits- kraft, oder den Werth der täglich reproduzirten Arbeitskraft. Wenn sich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ebenfalls in einer Goldmasse von 3 sh. oder einem Thaler darstellt, so ist Ein Thaler der dem Tageswerth der Arbeitskraft entsprechende Preis. Bietet der Besitzer der Arbeitskraft sie feil für Einen Thaler täglich, so ist ihr Ver- kaufspreis gleich ihrem Werth, und, nach unsrer Voraussetzung, zahlt der auf Verwandlung seiner Thaler in Kapital erpichte Geldbesitzer diesen Werth. Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werths der Arbeits- kraft wird gebildet durch den Werth einer Waarenmasse, ohne deren täg- liche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebenspro- zess nicht erneuern kann, also durch den Werth der physisch un- entbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der Arbeitskraft auf diess Minimum, so sinkt er unter ihren Werth, denn sie kann so nur in verkümmerter Form erhalten werden und sich ent- wickeln. Der Tauschwerth jeder Waare ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert um sie in normaler Güte zu liefern. Es ist eine ausserordentlich wohlfeile Sentimentalität, diese aus der Na- tur der Sache fliessende Werthbestimmung der Arbeitskraft grob

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/155>, abgerufen am 23.11.2024.