Die Masse der Circulationsmittel kann fallen, weil die Waarenmasse rascher ab- oder die Umlaufsgeschwindigkeit rascher zunimmt als die Preise.
Bei allgemein fallenden Waarenpreisen kann die Masse der Circulationsmittel gleichbleiben, wenn die Waarenmasse in demselben Verhältniss wächst, worin ihr Preis fällt, oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes in demselben Verhältniss abnimmt wie die Preise. Sie kann wachsen, wenn die Waarenmasse rascher wächst oder die Circulations- geschwindigkeit rascher abnimmt als die Waarenpreise fallen.
Die Variationen der verschiedenen Faktoren können sich wechselsei- tig compensiren, so dass ihrer beständigen Unstätigkeit zum Trotz die zu realisirende Gesammtsumme der Waarenpreise constant bleibt, also auch die circulirende Geldmasse. Man findet daher, namentlich bei Betrach- tung etwas längerer Perioden, ein viel constanteres Durchschnitts- niveau der in jedem Lande circulirenden Geldmasse und, mit Ausnahme starker Perturbationen, die periodisch aus den Produktions- und Handelskrisen, seltner aus einem Wechsel im Geldwerth selbst ent- springen, viel geringere Abweichungen von diesem Durchschnittsniveau als man nach dem Augenschein erwarten sollte.
Das Gesetz, dass die Quantität der Circulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der circulirenden Waaren und die Durchschnitts- geschwindigkeit des Geldumlaufs62), kann auch so ausgedrückt werden,
62) "There is a certain measure, and proportion of money requisite to drive the trade of a nation, more or less than which, would prejudice the same. Just as there is a certain proportion of farthings necessary in a small retail Trade, to change silver money, and to even such reckonings as cannot be adjusted with the smallest silver pieces ... Now as the proportion of the number of farthings re- quisite in commerce is to be taken from the number of people, the frequency of their exchanges; as also, and principally, from the value of the smallest silver pieces of money; so in like manner, the proportion of money (gold and silver species) requisite to our trade, is to be likewise taken from the frequency of commutations, and from the bigness of payments." (Wil- liam Petty: "A Treatise on Taxes and Contributions. Lond. 1667", p. 17.) Die Hume'sche Theorie ward gegen J. Stenart u. A. ver- theidigt von A. Young in seiner "Political Arithmetic. Lond. 1774", wo ein eignes Kapitel: "Prices depend on quantity of money", p.
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Die Masse der Circulationsmittel kann fallen, weil die Waarenmasse rascher ab- oder die Umlaufsgeschwindigkeit rascher zunimmt als die Preise.
Bei allgemein fallenden Waarenpreisen kann die Masse der Circulationsmittel gleichbleiben, wenn die Waarenmasse in demselben Verhältniss wächst, worin ihr Preis fällt, oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes in demselben Verhältniss abnimmt wie die Preise. Sie kann wachsen, wenn die Waarenmasse rascher wächst oder die Circulations- geschwindigkeit rascher abnimmt als die Waarenpreise fallen.
Die Variationen der verschiedenen Faktoren können sich wechselsei- tig compensiren, so dass ihrer beständigen Unstätigkeit zum Trotz die zu realisirende Gesammtsumme der Waarenpreise constant bleibt, also auch die circulirende Geldmasse. Man findet daher, namentlich bei Betrach- tung etwas längerer Perioden, ein viel constanteres Durchschnitts- niveau der in jedem Lande circulirenden Geldmasse und, mit Ausnahme starker Perturbationen, die periodisch aus den Produktions- und Handelskrisen, seltner aus einem Wechsel im Geldwerth selbst ent- springen, viel geringere Abweichungen von diesem Durchschnittsniveau als man nach dem Augenschein erwarten sollte.
Das Gesetz, dass die Quantität der Circulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der circulirenden Waaren und die Durchschnitts- geschwindigkeit des Geldumlaufs62), kann auch so ausgedrückt werden,
62) „There is a certain measure, and proportion of money requisite to drive the trade of a nation, more or less than which, would prejudice the same. Just as there is a certain proportion of farthings necessary in a small retail Trade, to change silver money, and to even such reckonings as cannot be adjusted with the smallest silver pieces … Now as the proportion of the number of farthings re- quisite in commerce is to be taken from the number of people, the frequency of their exchanges; as also, and principally, from the value of the smallest silver pieces of money; so in like manner, the proportion of money (gold and silver species) requisite to our trade, is to be likewise taken from the frequency of commutations, and from the bigness of payments.“ (Wil- liam Petty: „A Treatise on Taxes and Contributions. Lond. 1667“, p. 17.) Die Hume’sche Theorie ward gegen J. Stenart u. A. ver- theidigt von A. Young in seiner „Political Arithmetic. Lond. 1774“, wo ein eignes Kapitel: „Prices depend on quantity of money“, p.
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Die Masse der Circulationsmittel kann fallen, weil die Waarenmasse
rascher ab- oder die Umlaufsgeschwindigkeit rascher zunimmt als die
Preise.
Bei allgemein fallenden Waarenpreisen kann die Masse
der Circulationsmittel gleichbleiben, wenn die Waarenmasse in demselben
Verhältniss wächst, worin ihr Preis fällt, oder die Umlaufsgeschwindigkeit
des Geldes in demselben Verhältniss abnimmt wie die Preise. Sie kann
wachsen, wenn die Waarenmasse rascher wächst oder die Circulations-
geschwindigkeit rascher abnimmt als die Waarenpreise fallen.
Die Variationen der verschiedenen Faktoren können sich wechselsei-
tig compensiren, so dass ihrer beständigen Unstätigkeit zum Trotz die zu
realisirende Gesammtsumme der Waarenpreise constant bleibt, also auch
die circulirende Geldmasse. Man findet daher, namentlich bei Betrach-
tung etwas längerer Perioden, ein viel constanteres Durchschnitts-
niveau der in jedem Lande circulirenden Geldmasse und,
mit Ausnahme starker Perturbationen, die periodisch aus den Produktions-
und Handelskrisen, seltner aus einem Wechsel im Geldwerth selbst ent-
springen, viel geringere Abweichungen von diesem Durchschnittsniveau
als man nach dem Augenschein erwarten sollte.
Das Gesetz, dass die Quantität der Circulationsmittel bestimmt ist
durch die Preissumme der circulirenden Waaren und die Durchschnitts-
geschwindigkeit des Geldumlaufs 62), kann auch so ausgedrückt werden,
62) „There is a certain measure, and proportion of money requisite to drive
the trade of a nation, more or less than which, would prejudice the same. Just as
there is a certain proportion of farthings necessary in a small retail Trade, to
change silver money, and to even such reckonings as cannot be adjusted with the
smallest silver pieces … Now as the proportion of the number of farthings re-
quisite in commerce is to be taken from the number of people, the frequency of
their exchanges; as also, and principally, from the value of the smallest
silver pieces of money; so in like manner, the proportion of money (gold and
silver species) requisite to our trade, is to be likewise taken from the frequency
of commutations, and from the bigness of payments.“ (Wil-
liam Petty: „A Treatise on Taxes and Contributions. Lond.
1667“, p. 17.) Die Hume’sche Theorie ward gegen J. Stenart u. A. ver-
theidigt von A. Young in seiner „Political Arithmetic. Lond. 1774“,
wo ein eignes Kapitel: „Prices depend on quantity of money“, p.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/102>, abgerufen am 22.07.2024.
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