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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Das Gesammtquantum des in jedem Zeitabschnitt als Circulations-
mittel functionirenden Geldes ist also bestimmt einerseits durch die Preis-
summe
der circulirenden Waarenwelt, andrerseits durch den langsamern
oder raschern Fluss ihrer gegensätzlichen Circulationsprozesse, von dem
es abhängt, der wievielte Theil jener Preissumme durch dieselben
Geldstücke realisirt werden kann. Die Preissumme der Waaren hängt
aber ab sowohl von der Masse als den Preisen jeder Waarenart. Die
drei Faktoren der Preisbewegung, der circulirenden Waaren-
masse
und endlich der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes
können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnissen
wechseln, die zu realisirende Preissumme, daher die durch sie
bedingte Masse der Circulationsmittel, also sehr zahlreiche Com-
binationen untergehn. Wir zählen hier nur die in der Geschichte der
Waarenpreise wichtigsten auf.

Bei gleichbleibenden Waarenpreisen kann die Masse der
Circulationsmittel wachsen, weil die Masse der circulirenden Waaren zu-
nimmt oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes abnimmt, oder beides
zusammenwirkt. Die Masse der Circulationsmittel kann umgekehrt ab-
nehmen mit abnehmender Waarenmasse oder zunehmender Circulations-
geschwindigkeit.

Bei allgemein steigenden Waarenpreisen kann die Masse
der Circulationsmittel gleichbleiben, wenn die Masse der circulirenden
Waaren in demselben Verhältniss abnimmt, worin ihr Preis zunimmt, oder
die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes eben so rasch zunimmt als die
Preiserhöhung, während die cirkulirende Waarenmasse constant bleibt.

for the goods they deal in, by reason that the markets fail ... in a nation
never thrives better, than when riches are tost from hand to hand." (Sir
Dudley North
: "Discourses upon Trade. Lond. 1691", p. 11--15
passim.) Herrenschwand's Schwindeleien kommen alle darauf hinaus, dass
die aus der Natur der Waare entspringenden und daher in der Waarencirculation
erscheinenden Widersprüche durch Vermehrung der Circulationsmittel beseitigt
werden können. Aus der Volksillusion, welche Stockungen des Produktions- und
Circulationsprozesses einem Mangel an Circulationsmitteln zuschreibt, folgt übri-
gens keineswegs umgekehrt, dass wirklicher Mangel an Circulationsmitteln, z. B.
in Folge officieller Pfuschereien mit der "regulation of currency", nicht seinerseits
Stockungen hervorrufen kann.

Das Gesammtquantum des in jedem Zeitabschnitt als Circulations-
mittel functionirenden Geldes ist also bestimmt einerseits durch die Preis-
summe
der circulirenden Waarenwelt, andrerseits durch den langsamern
oder raschern Fluss ihrer gegensätzlichen Circulationsprozesse, von dem
es abhängt, der wievielte Theil jener Preissumme durch dieselben
Geldstücke realisirt werden kann. Die Preissumme der Waaren hängt
aber ab sowohl von der Masse als den Preisen jeder Waarenart. Die
drei Faktoren der Preisbewegung, der circulirenden Waaren-
masse
und endlich der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes
können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnissen
wechseln, die zu realisirende Preissumme, daher die durch sie
bedingte Masse der Circulationsmittel, also sehr zahlreiche Com-
binationen untergehn. Wir zählen hier nur die in der Geschichte der
Waarenpreise wichtigsten auf.

Bei gleichbleibenden Waarenpreisen kann die Masse der
Circulationsmittel wachsen, weil die Masse der circulirenden Waaren zu-
nimmt oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes abnimmt, oder beides
zusammenwirkt. Die Masse der Circulationsmittel kann umgekehrt ab-
nehmen mit abnehmender Waarenmasse oder zunehmender Circulations-
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Bei allgemein steigenden Waarenpreisen kann die Masse
der Circulationsmittel gleichbleiben, wenn die Masse der circulirenden
Waaren in demselben Verhältniss abnimmt, worin ihr Preis zunimmt, oder
die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes eben so rasch zunimmt als die
Preiserhöhung, während die cirkulirende Waarenmasse constant bleibt.

for the goods they deal in, by reason that the markets fail … in a nation
never thrives better, than when riches are tost from hand to hand.“ (Sir
Dudley North
: „Discourses upon Trade. Lond. 1691“, p. 11—15
passim.) Herrenschwand’s Schwindeleien kommen alle darauf hinaus, dass
die aus der Natur der Waare entspringenden und daher in der Waarencirculation
erscheinenden Widersprüche durch Vermehrung der Circulationsmittel beseitigt
werden können. Aus der Volksillusion, welche Stockungen des Produktions- und
Circulationsprozesses einem Mangel an Circulationsmitteln zuschreibt, folgt übri-
gens keineswegs umgekehrt, dass wirklicher Mangel an Circulationsmitteln, z. B.
in Folge officieller Pfuschereien mit der „regulation of currency“, nicht seinerseits
Stockungen hervorrufen kann.
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[82/0101] Das Gesammtquantum des in jedem Zeitabschnitt als Circulations- mittel functionirenden Geldes ist also bestimmt einerseits durch die Preis- summe der circulirenden Waarenwelt, andrerseits durch den langsamern oder raschern Fluss ihrer gegensätzlichen Circulationsprozesse, von dem es abhängt, der wievielte Theil jener Preissumme durch dieselben Geldstücke realisirt werden kann. Die Preissumme der Waaren hängt aber ab sowohl von der Masse als den Preisen jeder Waarenart. Die drei Faktoren der Preisbewegung, der circulirenden Waaren- masse und endlich der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnissen wechseln, die zu realisirende Preissumme, daher die durch sie bedingte Masse der Circulationsmittel, also sehr zahlreiche Com- binationen untergehn. Wir zählen hier nur die in der Geschichte der Waarenpreise wichtigsten auf. Bei gleichbleibenden Waarenpreisen kann die Masse der Circulationsmittel wachsen, weil die Masse der circulirenden Waaren zu- nimmt oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes abnimmt, oder beides zusammenwirkt. Die Masse der Circulationsmittel kann umgekehrt ab- nehmen mit abnehmender Waarenmasse oder zunehmender Circulations- geschwindigkeit. Bei allgemein steigenden Waarenpreisen kann die Masse der Circulationsmittel gleichbleiben, wenn die Masse der circulirenden Waaren in demselben Verhältniss abnimmt, worin ihr Preis zunimmt, oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes eben so rasch zunimmt als die Preiserhöhung, während die cirkulirende Waarenmasse constant bleibt. 61) 61) for the goods they deal in, by reason that the markets fail … in a nation never thrives better, than when riches are tost from hand to hand.“ (Sir Dudley North: „Discourses upon Trade. Lond. 1691“, p. 11—15 passim.) Herrenschwand’s Schwindeleien kommen alle darauf hinaus, dass die aus der Natur der Waare entspringenden und daher in der Waarencirculation erscheinenden Widersprüche durch Vermehrung der Circulationsmittel beseitigt werden können. Aus der Volksillusion, welche Stockungen des Produktions- und Circulationsprozesses einem Mangel an Circulationsmitteln zuschreibt, folgt übri- gens keineswegs umgekehrt, dass wirklicher Mangel an Circulationsmitteln, z. B. in Folge officieller Pfuschereien mit der „regulation of currency“, nicht seinerseits Stockungen hervorrufen kann.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/101>, abgerufen am 05.05.2024.