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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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werths daher von 100 % auf 126 %. Dagegen seid Ihr gar zu
tolle Sanguiniker, wenn Ihr hofft, sie werde durch den Zusatz von 11/2
Stunden von 100 auf 200 % und gar auf mehr als 200 % steigen, d. h.
sich "mehr als verdoppeln". Andrerseits -- des Menschen Herz ist ein
wunderlich Ding, namentlich wenn der Mensch sein Herz im Beutel trägt,
-- seid Ihr gar zu verrückte Pessimisten, wenn Ihr fürchtet, mit der Re-
duktion des Arbeitstags von 111/2 auf 101/2 Stunden werde Euer ganzer
Reingewinn in die Brüche gehn. Bei Leibe nicht. Alle andern Umstände
als gleichbleibend vorausgesetzt, wird die Mehrarbeit von 53/4 auf 43/4
Stunden fallen, was immer noch eine ganz erkleckliche Rate des Mehr-
werths giebt, nämlich 82 %. Die verhängnissvolle "letzte
Stunde
" aber, von der Ihr mehr gefabelt habt als die Chiliasten vom
Weltuntergang, ist "all bosh". Ihr Verlust wird weder Euch den "Rein-
gewinn
" noch den von Euch verarbeiteten Kindern beiderlei Geschlechts
die "Seelenreinheit" kosten32a). Wenn einmal Euer "letztes Stünd-

32a) Wenn Senior bewies, dass an "der letzten Arbeitsstunde" der
Reingewinn der Fabrikanten, die Existenz der englischen Baumwollindustrie,
Englands Weltmarktgrösse hing, bewies dahinwiederum Dr. Andrew Ure in
den Kauf, dass wenn man Fabrikkinder und junge Personen unter 18 Jahren,
statt sie volle 12 Stunden in der warmen und reinen Moralluft der Fabrikstube ab-
zuschanzen, "eine Stunde" früher in die gemüthskalte und frivole Aussenwelt ver-
stosse, Müssiggang und Laster sie um ihr Seelenheil prellen müssten. Seit 1848 wer-
den die Fabrikinspektoren nicht müde, in ihren halbjährigen "Reports" die Fabri-
kanten mit "der letzten", "der verhängnissvollen Stunde" zu necken.
So sagt Herr Howell, in seinem Fabrikbericht vom 31. Mai 1855: "Wäre die
folgende scharfsinnige Berechnung (er citirt Senior) richtig, so hätte jede Baum-
wollfabrik im Ver. Königreich seit 1850 mit Verlust gearbeitet." (Reports of
the Insp. of Fact. for the half year ending
30th April 1855" p.
19, 20.) Als im Jahr 1848 die Zehnstundenbill durchs Parlament ging, octroyirten
die Fabrikanten einigen Normalarbeitern in den ländlichen Flachsspinnereien, die
zwischen den Grafschaften Dorset und Somerset zerstreut liegen, eine Gegenpeti-
tion, worin es u. A. heisst: "Eure Bittsteller, Eltern, glauben, dass eine zusätz-
liche Mussestunde weiter keinen Erfolg haben kann, als ihre Kinder zu demorali-
siren, denn Müssiggang ist allen Lasters Anfang." Der Fabrikbericht vom
31. Oktober 1848 bemerkt hierzu: "Die Atmosphäre der Flachsspinnereien, worin
die Kinder dieser tugendhaft - zärtlichen Eltern arbeiten, ist geschwängert mit so
unzähligen Staub - und Faserpartikeln des Rohmaterials, dass es ausserordentlich
unangenehm ist, auch nur 10 Minuten in den Spinnstuben zuzubringen, denn ihr
könnt das nicht ohne die peinlichste Empfindung, indem Auge, Ohr, Nasenlöcher
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werths daher von 100 % auf 126 %. Dagegen seid Ihr gar zu
tolle Sanguiniker, wenn Ihr hofft, sie werde durch den Zusatz von 1½
Stunden von 100 auf 200 % und gar auf mehr als 200 % steigen, d. h.
sich „mehr als verdoppeln“. Andrerseits — des Menschen Herz ist ein
wunderlich Ding, namentlich wenn der Mensch sein Herz im Beutel trägt,
— seid Ihr gar zu verrückte Pessimisten, wenn Ihr fürchtet, mit der Re-
duktion des Arbeitstags von 11½ auf 10½ Stunden werde Euer ganzer
Reingewinn in die Brüche gehn. Bei Leibe nicht. Alle andern Umstände
als gleichbleibend vorausgesetzt, wird die Mehrarbeit von 5¾ auf 4¾
Stunden fallen, was immer noch eine ganz erkleckliche Rate des Mehr-
werths giebt, nämlich 82 %. Die verhängnissvolle „letzte
Stunde
“ aber, von der Ihr mehr gefabelt habt als die Chiliasten vom
Weltuntergang, ist „all bosh“. Ihr Verlust wird weder Euch den „Rein-
gewinn
“ noch den von Euch verarbeiteten Kindern beiderlei Geschlechts
die „Seelenreinheit“ kosten32a). Wenn einmal Euer „letztes Stünd-

32a) Wenn Senior bewies, dass an „der letzten Arbeitsstunde“ der
Reingewinn der Fabrikanten, die Existenz der englischen Baumwollindustrie,
Englands Weltmarktgrösse hing, bewies dahinwiederum Dr. Andrew Ure in
den Kauf, dass wenn man Fabrikkinder und junge Personen unter 18 Jahren,
statt sie volle 12 Stunden in der warmen und reinen Moralluft der Fabrikstube ab-
zuschanzen, „eine Stunde“ früher in die gemüthskalte und frivole Aussenwelt ver-
stosse, Müssiggang und Laster sie um ihr Seelenheil prellen müssten. Seit 1848 wer-
den die Fabrikinspektoren nicht müde, in ihren halbjährigen „Reports“ die Fabri-
kanten mit „der letzten“, „der verhängnissvollen Stunde“ zu necken.
So sagt Herr Howell, in seinem Fabrikbericht vom 31. Mai 1855: „Wäre die
folgende scharfsinnige Berechnung (er citirt Senior) richtig, so hätte jede Baum-
wollfabrik im Ver. Königreich seit 1850 mit Verlust gearbeitet.“ (Reports of
the Insp. of Fact. for the half year ending
30th April 1855“ p.
19, 20.) Als im Jahr 1848 die Zehnstundenbill durchs Parlament ging, octroyirten
die Fabrikanten einigen Normalarbeitern in den ländlichen Flachsspinnereien, die
zwischen den Grafschaften Dorset und Somerset zerstreut liegen, eine Gegenpeti-
tion, worin es u. A. heisst: „Eure Bittsteller, Eltern, glauben, dass eine zusätz-
liche Mussestunde weiter keinen Erfolg haben kann, als ihre Kinder zu demorali-
siren, denn Müssiggang ist allen Lasters Anfang.“ Der Fabrikbericht vom
31. Oktober 1848 bemerkt hierzu: „Die Atmosphäre der Flachsspinnereien, worin
die Kinder dieser tugendhaft - zärtlichen Eltern arbeiten, ist geschwängert mit so
unzähligen Staub - und Faserpartikeln des Rohmaterials, dass es ausserordentlich
unangenehm ist, auch nur 10 Minuten in den Spinnstuben zuzubringen, denn ihr
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[195/0214] werths daher von 100 % auf 126[FORMEL] %. Dagegen seid Ihr gar zu tolle Sanguiniker, wenn Ihr hofft, sie werde durch den Zusatz von 1½ Stunden von 100 auf 200 % und gar auf mehr als 200 % steigen, d. h. sich „mehr als verdoppeln“. Andrerseits — des Menschen Herz ist ein wunderlich Ding, namentlich wenn der Mensch sein Herz im Beutel trägt, — seid Ihr gar zu verrückte Pessimisten, wenn Ihr fürchtet, mit der Re- duktion des Arbeitstags von 11½ auf 10½ Stunden werde Euer ganzer Reingewinn in die Brüche gehn. Bei Leibe nicht. Alle andern Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, wird die Mehrarbeit von 5¾ auf 4¾ Stunden fallen, was immer noch eine ganz erkleckliche Rate des Mehr- werths giebt, nämlich 82[FORMEL] %. Die verhängnissvolle „letzte Stunde“ aber, von der Ihr mehr gefabelt habt als die Chiliasten vom Weltuntergang, ist „all bosh“. Ihr Verlust wird weder Euch den „Rein- gewinn“ noch den von Euch verarbeiteten Kindern beiderlei Geschlechts die „Seelenreinheit“ kosten 32a). Wenn einmal Euer „letztes Stünd- 32a) Wenn Senior bewies, dass an „der letzten Arbeitsstunde“ der Reingewinn der Fabrikanten, die Existenz der englischen Baumwollindustrie, Englands Weltmarktgrösse hing, bewies dahinwiederum Dr. Andrew Ure in den Kauf, dass wenn man Fabrikkinder und junge Personen unter 18 Jahren, statt sie volle 12 Stunden in der warmen und reinen Moralluft der Fabrikstube ab- zuschanzen, „eine Stunde“ früher in die gemüthskalte und frivole Aussenwelt ver- stosse, Müssiggang und Laster sie um ihr Seelenheil prellen müssten. Seit 1848 wer- den die Fabrikinspektoren nicht müde, in ihren halbjährigen „Reports“ die Fabri- kanten mit „der letzten“, „der verhängnissvollen Stunde“ zu necken. So sagt Herr Howell, in seinem Fabrikbericht vom 31. Mai 1855: „Wäre die folgende scharfsinnige Berechnung (er citirt Senior) richtig, so hätte jede Baum- wollfabrik im Ver. Königreich seit 1850 mit Verlust gearbeitet.“ (Reports of the Insp. of Fact. for the half year ending 30th April 1855“ p. 19, 20.) Als im Jahr 1848 die Zehnstundenbill durchs Parlament ging, octroyirten die Fabrikanten einigen Normalarbeitern in den ländlichen Flachsspinnereien, die zwischen den Grafschaften Dorset und Somerset zerstreut liegen, eine Gegenpeti- tion, worin es u. A. heisst: „Eure Bittsteller, Eltern, glauben, dass eine zusätz- liche Mussestunde weiter keinen Erfolg haben kann, als ihre Kinder zu demorali- siren, denn Müssiggang ist allen Lasters Anfang.“ Der Fabrikbericht vom 31. Oktober 1848 bemerkt hierzu: „Die Atmosphäre der Flachsspinnereien, worin die Kinder dieser tugendhaft - zärtlichen Eltern arbeiten, ist geschwängert mit so unzähligen Staub - und Faserpartikeln des Rohmaterials, dass es ausserordentlich unangenehm ist, auch nur 10 Minuten in den Spinnstuben zuzubringen, denn ihr könnt das nicht ohne die peinlichste Empfindung, indem Auge, Ohr, Nasenlöcher 13*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/214>, abgerufen am 30.11.2024.