Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.störung gegen sie zu konzentriren. Und wenn sie diese zweite Hälfte ihrer Diese Exekutivgewalt mit ihrer ungeheuern bureaukratischen und mili¬ ſtörung gegen ſie zu konzentriren. Und wenn ſie dieſe zweite Hälfte ihrer Dieſe Exekutivgewalt mit ihrer ungeheuern bureaukratiſchen und mili¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="87"/> ſtörung gegen ſie zu konzentriren. Und wenn ſie dieſe zweite Hälfte ihrer<lb/> Vorarbeit vollbracht hat, wird Europa von ſeinem Sitze aufſpringen und<lb/> jubeln: Brav gewühlt, alter Maulwurf!</p><lb/> <p>Dieſe Exekutivgewalt mit ihrer ungeheuern bureaukratiſchen und mili¬<lb/> täriſchen Organiſation, mit ihrer weitſchichtigen und künſtlichen Staats¬<lb/> maſchinerie, ein Beamtenheer von einer halben Million neben einer Armee<lb/> von einer andern halben Million, dieſer fürchterliche Paraſitenkörper, der<lb/> ſich wie eine Netzhaut um den Leib der franzöſiſchen Geſellſchaft ſchlingt und<lb/> ihr alle Poren verſtopft, entſtand in der Zeit der abſoluten Monarchie, beim<lb/> Verfall des Feudalweſens, den er beſchleunigen half. Die herrſchaftlichen<lb/> Privilegien der Grundeigenthümer und Städte verwandelten ſich in eben ſo<lb/> viele Attribute der Staatsgewalt, die feudalen Würdenträger in bezahlte<lb/> Beamte und die bunte Muſtercharte der widerſtreitenden mittelalterlichen<lb/> Machtvollkommenheiten in den geregelten Plan einer Staatsmacht, deren<lb/> Arbeit fabrikmäßig getheilt und zentraliſirt iſt. Die erſte franzöſiſche Revo¬<lb/> lution mit ihrer Aufgabe, alle lokalen, territorialen, ſtädtiſchen und provin¬<lb/> ziellen Sondergewalten zu brechen, um die bürgerliche Einheit der Nation zu<lb/> ſchaffen, mußte entwickeln, was die abſolute Monarchie begonnen hatte, die<lb/> Centraliſation, aber zugleich den Umfang, die Attribute und die Handlanger<lb/> der Regierungsgewalt. Napoleon vollendete dieſe Staatsmaſchinerie. Die<lb/> legitime Monarchie und die Julimonarchie fügten nichts hinzu, als eine<lb/> größere Theilung der Arbeit, in demſelben Maße wachſend, als die Thei¬<lb/> lung der Arbeit innerhalb der bürgerlichen Geſellſchaft neue Gruppen von<lb/> Intereſſen ſchuf, alſo neues Material für die Staatsverwaltung. Jedes<lb/><hi rendition="#g">gemeinſame</hi> Intereſſe wurde ſofort von der Geſellſchaft losgelöſt, als<lb/> höheres, <hi rendition="#g">allgemeines</hi> Intereſſe ihr gegenübergeſtellt, der Selbſtthätigkeit<lb/> der Geſellſchaftsglieder entriſſen und zum Gegenſtand der Regierungs¬<lb/> thätigkeit gemacht, von der Brücke, dem Schulhaus und dem Kommunal¬<lb/> vermögen einer Dorfgemeinde bis zu den Eiſenbahnen, dem Nationalver¬<lb/> mögen und der Landesuniverſität Frankreichs. Die parlamentariſche<lb/> Republik endlich ſah ſich in ihrem Kampfe wider die Revolution gezwungen,<lb/> mit den Repreſſivmaßregeln die Mittel und die Centraliſation der Regie¬<lb/> rungsgewalt zu verſtärken. Alle Umwälzungen vervollkommneten dieſe<lb/> Maſchine ſtatt ſie zu brechen. Die Parteien, die abwechſelnd um die Herr¬<lb/> ſchaft rangen, betrachteten die Beſitznahme dieſes ungeheueren Staatsgebäudes<lb/> als die Hauptbeute des Siegers.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0099]
ſtörung gegen ſie zu konzentriren. Und wenn ſie dieſe zweite Hälfte ihrer
Vorarbeit vollbracht hat, wird Europa von ſeinem Sitze aufſpringen und
jubeln: Brav gewühlt, alter Maulwurf!
Dieſe Exekutivgewalt mit ihrer ungeheuern bureaukratiſchen und mili¬
täriſchen Organiſation, mit ihrer weitſchichtigen und künſtlichen Staats¬
maſchinerie, ein Beamtenheer von einer halben Million neben einer Armee
von einer andern halben Million, dieſer fürchterliche Paraſitenkörper, der
ſich wie eine Netzhaut um den Leib der franzöſiſchen Geſellſchaft ſchlingt und
ihr alle Poren verſtopft, entſtand in der Zeit der abſoluten Monarchie, beim
Verfall des Feudalweſens, den er beſchleunigen half. Die herrſchaftlichen
Privilegien der Grundeigenthümer und Städte verwandelten ſich in eben ſo
viele Attribute der Staatsgewalt, die feudalen Würdenträger in bezahlte
Beamte und die bunte Muſtercharte der widerſtreitenden mittelalterlichen
Machtvollkommenheiten in den geregelten Plan einer Staatsmacht, deren
Arbeit fabrikmäßig getheilt und zentraliſirt iſt. Die erſte franzöſiſche Revo¬
lution mit ihrer Aufgabe, alle lokalen, territorialen, ſtädtiſchen und provin¬
ziellen Sondergewalten zu brechen, um die bürgerliche Einheit der Nation zu
ſchaffen, mußte entwickeln, was die abſolute Monarchie begonnen hatte, die
Centraliſation, aber zugleich den Umfang, die Attribute und die Handlanger
der Regierungsgewalt. Napoleon vollendete dieſe Staatsmaſchinerie. Die
legitime Monarchie und die Julimonarchie fügten nichts hinzu, als eine
größere Theilung der Arbeit, in demſelben Maße wachſend, als die Thei¬
lung der Arbeit innerhalb der bürgerlichen Geſellſchaft neue Gruppen von
Intereſſen ſchuf, alſo neues Material für die Staatsverwaltung. Jedes
gemeinſame Intereſſe wurde ſofort von der Geſellſchaft losgelöſt, als
höheres, allgemeines Intereſſe ihr gegenübergeſtellt, der Selbſtthätigkeit
der Geſellſchaftsglieder entriſſen und zum Gegenſtand der Regierungs¬
thätigkeit gemacht, von der Brücke, dem Schulhaus und dem Kommunal¬
vermögen einer Dorfgemeinde bis zu den Eiſenbahnen, dem Nationalver¬
mögen und der Landesuniverſität Frankreichs. Die parlamentariſche
Republik endlich ſah ſich in ihrem Kampfe wider die Revolution gezwungen,
mit den Repreſſivmaßregeln die Mittel und die Centraliſation der Regie¬
rungsgewalt zu verſtärken. Alle Umwälzungen vervollkommneten dieſe
Maſchine ſtatt ſie zu brechen. Die Parteien, die abwechſelnd um die Herr¬
ſchaft rangen, betrachteten die Beſitznahme dieſes ungeheueren Staatsgebäudes
als die Hauptbeute des Siegers.
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