Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.Bruch mit der Bourgeoisie im Parlamente noch einmal einige Tage vor der Cromwell, als er das lange Parlament auflöste, begab sich allein in 6
Bruch mit der Bourgeoiſie im Parlamente noch einmal einige Tage vor der Cromwell, als er das lange Parlament auflöſte, begab ſich allein in 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0093" n="81"/> Bruch mit der Bourgeoiſie im Parlamente noch einmal einige Tage vor der<lb/> Kataſtrophe feierlich beſtätigen. Thiers, als parlamentariſcher Held vorzugs¬<lb/> weiſe von der unheilbaren Krankheit des parlamentariſchen Kretinismus<lb/> angeſteckt, hatte nach dem Tode des Parlaments eine neue parlamentariſche<lb/> Intrigue mit dem Staatsrathe ausgeheckt, ein Verantwortlichkeitsgeſetz, das<lb/> den Präſidenten in die Schranken der Verfaſſung feſtbannen ſollte. Wie<lb/> Bonaparte am 15. September bei Grundlegung zu den neuen Markthallen<lb/> von Paris die <hi rendition="#aq">dames des halles</hi>, die Fiſchweiber, als zweiter Maſaniello<lb/> bezaubert hatte — allerdings wog ein Fiſchweib an realer Gewalt 17 Burg¬<lb/> grafen auf —, wie er nach Vorlegung der Quäſtorenbill die in dem Elyſee<lb/> traktirten Lieutenants begeiſterte, ſo riß er jetzt am 25. November die indu¬<lb/> ſtrielle Bourgeoiſie mit ſich fort, die im Circus verſammelt war, um aus<lb/> ſeiner Hand Preismedaillen für die Londoner Induſtrieausſtellung ent¬<lb/> gegenzunehmen. Ich gebe den bezeichnenden Theil ſeiner Rede nach dem<lb/> „<hi rendition="#aq">Journal des Débats</hi>:“ „Mit ſolch' unverhofften Erfolgen bin ich berechtigt<lb/> zu wiederholen, wie groß die franzöſiſche Republik ſein würde, wenn es ihr<lb/> geſtattet wäre, ihre realen Intereſſen zu verfolgen und ihre Inſtitutionen zu<lb/> reformiren, ſtatt beſtändig geſtört zu werden einerſeits durch die Demagogen,<lb/> andrerſeits durch die monarchiſchen Hallucinationen. (Lauter, ſtürmiſcher<lb/> und wiederholter Applaus von jedem Theile des Amphitheaters.) Die<lb/> monarchiſchen Hallucinationen verhindern allen Fortſchritt und alle ernſten<lb/> Induſtriezweige. Statt des Fortſchritts nur Kampf. Man ſieht Männer,<lb/> die früher die eifrigſten Stützen der königlichen Autorität und Prärogative<lb/> waren, Parteigänger eines Konvents werden, blos um die Autorität zu<lb/> ſchwächen, die aus dem allgemeinen Stimmrecht entſprungen iſt. (Lauter<lb/> und wiederholter Applaus.) Wir ſehen Männer, die am meiſten von der<lb/> Revolution gelitten und ſie am meiſten bejammert haben, eine neue provo¬<lb/> ziren, und nur um den Willen der Nation zu feſſeln . . . . . . . . Ich ver¬<lb/> ſpreche Euch Ruhe für die Zukunft ꝛc. ꝛc. (Bravo, Bravo, ſtürmiſches Bravo.)“<lb/> — So klatſcht die induſtrielle Bourgeoiſie dem Staatsſtreiche vom 2. Dezem¬<lb/> ber, der Vernichtung des Parlaments, dem Untergang ihrer eignen Herr¬<lb/> ſchaft, der Diktatur Bonaparte's ihr ſerviles Bravo zu. Der Beifalls¬<lb/> donner vom 25. November erhielt ſeine Antwort in dem Kanonendonner<lb/> vom 4. Dezember, und das Haus des Herrn Sallandrouze, der die meiſten<lb/> Bravos geklatſcht hatte, wurde von den meiſten Bomben zerklatſcht.</p><lb/> <p>Cromwell, als er das lange Parlament auflöſte, begab ſich allein in<lb/> <fw place="bottom" type="sig">6<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0093]
Bruch mit der Bourgeoiſie im Parlamente noch einmal einige Tage vor der
Kataſtrophe feierlich beſtätigen. Thiers, als parlamentariſcher Held vorzugs¬
weiſe von der unheilbaren Krankheit des parlamentariſchen Kretinismus
angeſteckt, hatte nach dem Tode des Parlaments eine neue parlamentariſche
Intrigue mit dem Staatsrathe ausgeheckt, ein Verantwortlichkeitsgeſetz, das
den Präſidenten in die Schranken der Verfaſſung feſtbannen ſollte. Wie
Bonaparte am 15. September bei Grundlegung zu den neuen Markthallen
von Paris die dames des halles, die Fiſchweiber, als zweiter Maſaniello
bezaubert hatte — allerdings wog ein Fiſchweib an realer Gewalt 17 Burg¬
grafen auf —, wie er nach Vorlegung der Quäſtorenbill die in dem Elyſee
traktirten Lieutenants begeiſterte, ſo riß er jetzt am 25. November die indu¬
ſtrielle Bourgeoiſie mit ſich fort, die im Circus verſammelt war, um aus
ſeiner Hand Preismedaillen für die Londoner Induſtrieausſtellung ent¬
gegenzunehmen. Ich gebe den bezeichnenden Theil ſeiner Rede nach dem
„Journal des Débats:“ „Mit ſolch' unverhofften Erfolgen bin ich berechtigt
zu wiederholen, wie groß die franzöſiſche Republik ſein würde, wenn es ihr
geſtattet wäre, ihre realen Intereſſen zu verfolgen und ihre Inſtitutionen zu
reformiren, ſtatt beſtändig geſtört zu werden einerſeits durch die Demagogen,
andrerſeits durch die monarchiſchen Hallucinationen. (Lauter, ſtürmiſcher
und wiederholter Applaus von jedem Theile des Amphitheaters.) Die
monarchiſchen Hallucinationen verhindern allen Fortſchritt und alle ernſten
Induſtriezweige. Statt des Fortſchritts nur Kampf. Man ſieht Männer,
die früher die eifrigſten Stützen der königlichen Autorität und Prärogative
waren, Parteigänger eines Konvents werden, blos um die Autorität zu
ſchwächen, die aus dem allgemeinen Stimmrecht entſprungen iſt. (Lauter
und wiederholter Applaus.) Wir ſehen Männer, die am meiſten von der
Revolution gelitten und ſie am meiſten bejammert haben, eine neue provo¬
ziren, und nur um den Willen der Nation zu feſſeln . . . . . . . . Ich ver¬
ſpreche Euch Ruhe für die Zukunft ꝛc. ꝛc. (Bravo, Bravo, ſtürmiſches Bravo.)“
— So klatſcht die induſtrielle Bourgeoiſie dem Staatsſtreiche vom 2. Dezem¬
ber, der Vernichtung des Parlaments, dem Untergang ihrer eignen Herr¬
ſchaft, der Diktatur Bonaparte's ihr ſerviles Bravo zu. Der Beifalls¬
donner vom 25. November erhielt ſeine Antwort in dem Kanonendonner
vom 4. Dezember, und das Haus des Herrn Sallandrouze, der die meiſten
Bravos geklatſcht hatte, wurde von den meiſten Bomben zerklatſcht.
Cromwell, als er das lange Parlament auflöſte, begab ſich allein in
6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDiese zweite, von Marx überarbeitete Fassung des … [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |