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Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.

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gewisse höhere Mächte gibt, denen der Mensch und insbesondere der Soldat
nicht widerstehen kann. Unter diese Mächte zählt er in erster Linie Cigarre
und Champagner, kaltes Geflügel und Knoblauchswurst. Er traktirte daher in
den Gemächern des Elysee zunächst Offiziere und Unteroffiziere mit Cigarre
und Champagner, mit kaltem Geflügel und Knoblauchswurst. Am 3. Oktober
wiederholt er dieses Manöver mit den Truppenmassen bei der Revue von
St. Maur und am 10. October dasselbe Manöver auf noch größerer Stufen¬
leiter bei der Armeeschau von Satory. Der Onkel erinnerte sich der Feld¬
züge Alexander's in Asien, der Neffe der Eroberungszüge des Bacchus in dem¬
selben Lande. Alexander war allerdings ein Halbgott, aber Bacchus war ein
Gott und dazu der Schutzgott der Gesellschaft vom 10. Dezember.

Nach der Revue vom 3. Oktober lud die Permanenzkommission den
Kriegsminister d'Hautpoul vor sich. Er versprach, jene Disziplinarwidrig¬
keiten sollten sich nicht wiederholen. Man weiß, wie Bonaparte am 10. Ok¬
tober d'Hautpoul's Wort hielt. In beiden Revuen hatte Changarnier kom¬
mandirt als Oberbefehlshaber der Armee von Paris. Er, zugleich Mitglied
der Permanenzkommission, Chef der Nationalgarde, "Retter" vom 29. Ja¬
nuar und 13. Juni, "Bollwerk der Gesellschaft," Candidat der Ordnungs¬
partei für die Präsidentenwürde, der geahnte Monk zweier Monarchien, hatte
bisher nie seine Unterordnung unter den Kriegsminister anerkannt, die repu¬
blikanische Konstitution stets offen verhöhnt, Bonaparte mit einer zweideutig
vornehmen Protektion verfolgt. Jetzt eiferte er für die Disziplin gegen den
Kriegsminister und für die Konstitution gegen Bonaparte. Während am 10.
Oktober ein Theil der Kavallerie den Ruf "vive Napoleon! vivent les sau¬
cissons!
" ertönen ließ, veranstaltete Changarnier, daß wenigstens die unter
dem Kommando seines Freundes Neumeyer vorbeidefilirende Infanterie ein
eisiges Stillschweigen beobachtete. Zur Strafe entsetzte der Kriegsminister
auf Bonaparte's Antrieb den General Neumeyer seines Postens in Paris,
unter dem Vorwand, ihn als Obergeneral der 14. und 15. Militärdivision
zu bestallen, Neumeyer schlug diesen Stellenwechsel aus und mußte so seine
Entlassung nehmen. Changarnier seinerseits veröffentlichte am 2. November
eine Tagesordnung, worin er den Truppen verbot, politische Ausrufungen
und Demonstrationen irgend einer Art sich unter den Waffen zu erlauben.
Die elyseischen Blätter griffen Changarnier an, die Blätter der Ordnungs¬
partei Bonaparte, die Permanenzkommission wiederholte geheime Sitzungen,
worin wiederholt beantragt wurde, das Vaterland in Gefahr zu erklären, die

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gewiſſe höhere Mächte gibt, denen der Menſch und insbeſondere der Soldat
nicht widerſtehen kann. Unter dieſe Mächte zählt er in erſter Linie Cigarre
und Champagner, kaltes Geflügel und Knoblauchswurſt. Er traktirte daher in
den Gemächern des Elyſée zunächſt Offiziere und Unteroffiziere mit Cigarre
und Champagner, mit kaltem Geflügel und Knoblauchswurſt. Am 3. Oktober
wiederholt er dieſes Manöver mit den Truppenmaſſen bei der Revue von
St. Maur und am 10. October daſſelbe Manöver auf noch größerer Stufen¬
leiter bei der Armeeſchau von Satory. Der Onkel erinnerte ſich der Feld¬
züge Alexander's in Aſien, der Neffe der Eroberungszüge des Bacchus in dem¬
ſelben Lande. Alexander war allerdings ein Halbgott, aber Bacchus war ein
Gott und dazu der Schutzgott der Geſellſchaft vom 10. Dezember.

Nach der Revue vom 3. Oktober lud die Permanenzkommiſſion den
Kriegsminiſter d'Hautpoul vor ſich. Er verſprach, jene Disziplinarwidrig¬
keiten ſollten ſich nicht wiederholen. Man weiß, wie Bonaparte am 10. Ok¬
tober d'Hautpoul's Wort hielt. In beiden Revuen hatte Changarnier kom¬
mandirt als Oberbefehlshaber der Armee von Paris. Er, zugleich Mitglied
der Permanenzkommiſſion, Chef der Nationalgarde, „Retter“ vom 29. Ja¬
nuar und 13. Juni, „Bollwerk der Geſellſchaft,“ Candidat der Ordnungs¬
partei für die Präſidentenwürde, der geahnte Monk zweier Monarchien, hatte
bisher nie ſeine Unterordnung unter den Kriegsminiſter anerkannt, die repu¬
blikaniſche Konſtitution ſtets offen verhöhnt, Bonaparte mit einer zweideutig
vornehmen Protektion verfolgt. Jetzt eiferte er für die Disziplin gegen den
Kriegsminiſter und für die Konſtitution gegen Bonaparte. Während am 10.
Oktober ein Theil der Kavallerie den Ruf „vive Napoleon! vivent les sau¬
cissons!
“ ertönen ließ, veranſtaltete Changarnier, daß wenigſtens die unter
dem Kommando ſeines Freundes Neumeyer vorbeidefilirende Infanterie ein
eiſiges Stillſchweigen beobachtete. Zur Strafe entſetzte der Kriegsminiſter
auf Bonaparte's Antrieb den General Neumeyer ſeines Poſtens in Paris,
unter dem Vorwand, ihn als Obergeneral der 14. und 15. Militärdiviſion
zu beſtallen, Neumeyer ſchlug dieſen Stellenwechſel aus und mußte ſo ſeine
Entlaſſung nehmen. Changarnier ſeinerſeits veröffentlichte am 2. November
eine Tagesordnung, worin er den Truppen verbot, politiſche Ausrufungen
und Demonſtrationen irgend einer Art ſich unter den Waffen zu erlauben.
Die elyſeiſchen Blätter griffen Changarnier an, die Blätter der Ordnungs¬
partei Bonaparte, die Permanenzkommiſſion wiederholte geheime Sitzungen,
worin wiederholt beantragt wurde, das Vaterland in Gefahr zu erklären, die

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[51/0063] gewiſſe höhere Mächte gibt, denen der Menſch und insbeſondere der Soldat nicht widerſtehen kann. Unter dieſe Mächte zählt er in erſter Linie Cigarre und Champagner, kaltes Geflügel und Knoblauchswurſt. Er traktirte daher in den Gemächern des Elyſée zunächſt Offiziere und Unteroffiziere mit Cigarre und Champagner, mit kaltem Geflügel und Knoblauchswurſt. Am 3. Oktober wiederholt er dieſes Manöver mit den Truppenmaſſen bei der Revue von St. Maur und am 10. October daſſelbe Manöver auf noch größerer Stufen¬ leiter bei der Armeeſchau von Satory. Der Onkel erinnerte ſich der Feld¬ züge Alexander's in Aſien, der Neffe der Eroberungszüge des Bacchus in dem¬ ſelben Lande. Alexander war allerdings ein Halbgott, aber Bacchus war ein Gott und dazu der Schutzgott der Geſellſchaft vom 10. Dezember. Nach der Revue vom 3. Oktober lud die Permanenzkommiſſion den Kriegsminiſter d'Hautpoul vor ſich. Er verſprach, jene Disziplinarwidrig¬ keiten ſollten ſich nicht wiederholen. Man weiß, wie Bonaparte am 10. Ok¬ tober d'Hautpoul's Wort hielt. In beiden Revuen hatte Changarnier kom¬ mandirt als Oberbefehlshaber der Armee von Paris. Er, zugleich Mitglied der Permanenzkommiſſion, Chef der Nationalgarde, „Retter“ vom 29. Ja¬ nuar und 13. Juni, „Bollwerk der Geſellſchaft,“ Candidat der Ordnungs¬ partei für die Präſidentenwürde, der geahnte Monk zweier Monarchien, hatte bisher nie ſeine Unterordnung unter den Kriegsminiſter anerkannt, die repu¬ blikaniſche Konſtitution ſtets offen verhöhnt, Bonaparte mit einer zweideutig vornehmen Protektion verfolgt. Jetzt eiferte er für die Disziplin gegen den Kriegsminiſter und für die Konſtitution gegen Bonaparte. Während am 10. Oktober ein Theil der Kavallerie den Ruf „vive Napoleon! vivent les sau¬ cissons!“ ertönen ließ, veranſtaltete Changarnier, daß wenigſtens die unter dem Kommando ſeines Freundes Neumeyer vorbeidefilirende Infanterie ein eiſiges Stillſchweigen beobachtete. Zur Strafe entſetzte der Kriegsminiſter auf Bonaparte's Antrieb den General Neumeyer ſeines Poſtens in Paris, unter dem Vorwand, ihn als Obergeneral der 14. und 15. Militärdiviſion zu beſtallen, Neumeyer ſchlug dieſen Stellenwechſel aus und mußte ſo ſeine Entlaſſung nehmen. Changarnier ſeinerſeits veröffentlichte am 2. November eine Tagesordnung, worin er den Truppen verbot, politiſche Ausrufungen und Demonſtrationen irgend einer Art ſich unter den Waffen zu erlauben. Die elyſeiſchen Blätter griffen Changarnier an, die Blätter der Ordnungs¬ partei Bonaparte, die Permanenzkommiſſion wiederholte geheime Sitzungen, worin wiederholt beantragt wurde, das Vaterland in Gefahr zu erklären, die 4*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_bonaparte_1869/63>, abgerufen am 23.11.2024.