Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.herausgekehrt. So entstand die Sozial-Demokratie. Die neue Mon¬ Nach der gegebenen Auseinandersetzung versteht sich von selbst, daß, wenn Die Partei der Ordnung provozirte gleich beim Zusammentritt der Na¬ herausgekehrt. So entſtand die Sozial-Demokratie. Die neue Mon¬ Nach der gegebenen Auseinanderſetzung verſteht ſich von ſelbſt, daß, wenn Die Partei der Ordnung provozirte gleich beim Zuſammentritt der Na¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0041" n="29"/> herausgekehrt. So entſtand die <hi rendition="#g">Sozial-Demokratie</hi>. Die neue <hi rendition="#g">Mon¬<lb/> tagne</hi>, das Ergebniß dieſer Kombination, enthielt, einige Figuranten aus<lb/> der Arbeiterklaſſe und einige ſozialiſtiſche Sektirer abgerechnet, dieſelben Ele¬<lb/> mente wie die alte Montagne, nur numeriſch ſtärker. Aber im Laufe der Ent¬<lb/> wicklung hatte ſie ſich verändert mit der Klaſſe, die ſie vertrat. Der eigen¬<lb/> thümliche Charakter der Sozial-Demokratie faßt ſich dahin zuſammen, daß<lb/> demokratiſch-republikaniſche Inſtitutionen als Mittel verlangt werden, nicht<lb/> um zwei Extreme, Kapital und Lohnarbeit, beide aufzuheben, ſondern um<lb/> ihren Gegenſatz abzuſchwächen und in Harmonie zu verwandeln. Wie ver¬<lb/> ſchiedene Maßregeln zur Erreichung dieſes Zweckes vorgeſchlagen werden<lb/> mögen, wie ſehr er mit mehr oder minder revolutionären Vorſtellungen ſich<lb/> verbrämen mag, der Inhalt bleibt derſelbe. Dieſer Inhalt iſt die Umände¬<lb/> rung der Geſellſchaft auf demokratiſchem Wege, aber eine Umänderung inner¬<lb/> halb der Grenzen des Kleinbürgerthums. Man muß ſich nur nicht die<lb/> bornirte Vorſtellung machen, als wenn das Kleinbürgerthum prinzipiell ein<lb/> egoiſtiſches Klaſſenintereſſe durchſetzen wolle. Es glaubt vielmehr, daß die<lb/><hi rendition="#g">beſondern</hi> Bedingungen ſeiner Befreiung die <hi rendition="#g">allgemeinen</hi> Beding¬<lb/> ungen ſind, innerhalb deren allein die moderne Geſellſchaft gerettet und der<lb/> Klaſſenkampf vermieden werden kann. Man muß ſich ebenſowenig vorſtellen,<lb/> daß die demokratiſchen Repräſentanten nun alle <hi rendition="#aq">shopkeepers</hi> ſind oder für<lb/> dieſelben ſchwärmen. Sie können ihrer Bildung und ihrer individuellen Lage<lb/> nach himmelweit von ihnen getrennt ſein. Was ſie zu Vertretern des Klein¬<lb/> bürgers macht, iſt, daß ſie im Kopfe nicht über die Schranken hinauskommen,<lb/> worüber jener nicht im Leben hinauskommt, daß ſie daher zu denſelben Auf¬<lb/> gaben und Löſungen theoretiſch getrieben werden, wohin jenen das materielle<lb/> Intereſſe und die geſellſchaftliche Lage praktiſch treiben. Dies iſt überhaupt<lb/> das Verhältniß der <hi rendition="#g">politiſchen</hi> und <hi rendition="#g">literariſchen Vertreter</hi> einer<lb/> Klaſſe zu der Klaſſe, die ſie vertreten.</p><lb/> <p>Nach der gegebenen Auseinanderſetzung verſteht ſich von ſelbſt, daß, wenn<lb/> die Montagne mit der Ordnungspartei fortwährend um die Republik und die<lb/> ſogenannten Menſchenrechte ringt, weder die Republik noch die Menſchenrechte<lb/> ihr letzter Zweck ſind, ſo wenig wie eine Armee, die man ihrer Waffen berauben<lb/> will und die ſich zur Wehr ſetzt, auf den Kampfplatz getreten iſt, um im Beſitz<lb/> ihrer eignen Waffen zu bleiben.</p><lb/> <p>Die Partei der Ordnung provozirte gleich beim Zuſammentritt der Na¬<lb/> tionalverſammlung die Montagne. Die Bourgeoiſie fühlte jetzt die Nothwen¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0041]
herausgekehrt. So entſtand die Sozial-Demokratie. Die neue Mon¬
tagne, das Ergebniß dieſer Kombination, enthielt, einige Figuranten aus
der Arbeiterklaſſe und einige ſozialiſtiſche Sektirer abgerechnet, dieſelben Ele¬
mente wie die alte Montagne, nur numeriſch ſtärker. Aber im Laufe der Ent¬
wicklung hatte ſie ſich verändert mit der Klaſſe, die ſie vertrat. Der eigen¬
thümliche Charakter der Sozial-Demokratie faßt ſich dahin zuſammen, daß
demokratiſch-republikaniſche Inſtitutionen als Mittel verlangt werden, nicht
um zwei Extreme, Kapital und Lohnarbeit, beide aufzuheben, ſondern um
ihren Gegenſatz abzuſchwächen und in Harmonie zu verwandeln. Wie ver¬
ſchiedene Maßregeln zur Erreichung dieſes Zweckes vorgeſchlagen werden
mögen, wie ſehr er mit mehr oder minder revolutionären Vorſtellungen ſich
verbrämen mag, der Inhalt bleibt derſelbe. Dieſer Inhalt iſt die Umände¬
rung der Geſellſchaft auf demokratiſchem Wege, aber eine Umänderung inner¬
halb der Grenzen des Kleinbürgerthums. Man muß ſich nur nicht die
bornirte Vorſtellung machen, als wenn das Kleinbürgerthum prinzipiell ein
egoiſtiſches Klaſſenintereſſe durchſetzen wolle. Es glaubt vielmehr, daß die
beſondern Bedingungen ſeiner Befreiung die allgemeinen Beding¬
ungen ſind, innerhalb deren allein die moderne Geſellſchaft gerettet und der
Klaſſenkampf vermieden werden kann. Man muß ſich ebenſowenig vorſtellen,
daß die demokratiſchen Repräſentanten nun alle shopkeepers ſind oder für
dieſelben ſchwärmen. Sie können ihrer Bildung und ihrer individuellen Lage
nach himmelweit von ihnen getrennt ſein. Was ſie zu Vertretern des Klein¬
bürgers macht, iſt, daß ſie im Kopfe nicht über die Schranken hinauskommen,
worüber jener nicht im Leben hinauskommt, daß ſie daher zu denſelben Auf¬
gaben und Löſungen theoretiſch getrieben werden, wohin jenen das materielle
Intereſſe und die geſellſchaftliche Lage praktiſch treiben. Dies iſt überhaupt
das Verhältniß der politiſchen und literariſchen Vertreter einer
Klaſſe zu der Klaſſe, die ſie vertreten.
Nach der gegebenen Auseinanderſetzung verſteht ſich von ſelbſt, daß, wenn
die Montagne mit der Ordnungspartei fortwährend um die Republik und die
ſogenannten Menſchenrechte ringt, weder die Republik noch die Menſchenrechte
ihr letzter Zweck ſind, ſo wenig wie eine Armee, die man ihrer Waffen berauben
will und die ſich zur Wehr ſetzt, auf den Kampfplatz getreten iſt, um im Beſitz
ihrer eignen Waffen zu bleiben.
Die Partei der Ordnung provozirte gleich beim Zuſammentritt der Na¬
tionalverſammlung die Montagne. Die Bourgeoiſie fühlte jetzt die Nothwen¬
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