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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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LXXXV.

Halte denjenigen Rath/ der mit deinen
Begierden übereinkömt/ vor verdächtig/
und fürchte dich vor desselben Ausgang.
Du wirst vor einen unweisen Mann gehal-
ten werden/ wann du dasjenige/ was du
übel angefangen hast/ fortsetzest/ und man
wird Ursache haben/ dich verständig zu
schelten/ wann du von deinem Vorhaben
ablässest.

LXXXVI.

Der sicherste Raht ist allezeit der beste/
und der leichteste ist der annehmlichste/ der
nützlichste der dieses alles beysammen hat.
Asclepiades hatte Ursache solches zu sagen/
wie Celsus vorbringt/ daß der allergeschick-
lichste Medicus seinen Krancken sicher und
anmuthig und in kurtzer Zeit gesund macht.

LXXXVII.

Sey nicht allzu sehr an deine Meynung
gebunden; wann du dieselbe halstarrig be-
hauptest/ so werden dich der meiste Theil
der Leute in dem Irrthum lassen/ und dich
nicht dürffen bestraffen/ damit sie sich nach
deinem Kopff richten/ und dich nicht er-
zörnen.

LXXXIIX.
LXXXV.

Halte denjenigen Rath/ der mit deinen
Begierden uͤbereinkoͤmt/ vor verdaͤchtig/
und fuͤrchte dich vor deſſelben Ausgang.
Du wirſt vor einen unweiſen Mann gehal-
ten werden/ wann du dasjenige/ was du
uͤbel angefangen haſt/ fortſetzeſt/ und man
wird Urſache haben/ dich verſtaͤndig zu
ſchelten/ wann du von deinem Vorhaben
ablaͤſſeſt.

LXXXVI.

Der ſicherſte Raht iſt allezeit der beſte/
und der leichteſte iſt der annehmlichſte/ der
nuͤtzlichſte der dieſes alles beyſammen hat.
Aſclepiades hatte Urſache ſolches zu ſagen/
wie Celſus vorbringt/ daß der allergeſchick-
lichſte Medicus ſeinen Krancken ſicher und
anmuthig und in kurtzer Zeit geſund macht.

LXXXVII.

Sey nicht allzu ſehr an deine Meynung
gebunden; wann du dieſelbe halſtarrig be-
haupteſt/ ſo werden dich der meiſte Theil
der Leute in dem Irrthum laſſen/ und dich
nicht duͤrffen beſtraffen/ damit ſie ſich nach
deinem Kopff richten/ und dich nicht er-
zoͤrnen.

LXXXIIX.
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[38/0049] LXXXV. Halte denjenigen Rath/ der mit deinen Begierden uͤbereinkoͤmt/ vor verdaͤchtig/ und fuͤrchte dich vor deſſelben Ausgang. Du wirſt vor einen unweiſen Mann gehal- ten werden/ wann du dasjenige/ was du uͤbel angefangen haſt/ fortſetzeſt/ und man wird Urſache haben/ dich verſtaͤndig zu ſchelten/ wann du von deinem Vorhaben ablaͤſſeſt. LXXXVI. Der ſicherſte Raht iſt allezeit der beſte/ und der leichteſte iſt der annehmlichſte/ der nuͤtzlichſte der dieſes alles beyſammen hat. Aſclepiades hatte Urſache ſolches zu ſagen/ wie Celſus vorbringt/ daß der allergeſchick- lichſte Medicus ſeinen Krancken ſicher und anmuthig und in kurtzer Zeit geſund macht. LXXXVII. Sey nicht allzu ſehr an deine Meynung gebunden; wann du dieſelbe halſtarrig be- haupteſt/ ſo werden dich der meiſte Theil der Leute in dem Irrthum laſſen/ und dich nicht duͤrffen beſtraffen/ damit ſie ſich nach deinem Kopff richten/ und dich nicht er- zoͤrnen. LXXXIIX.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/49>, abgerufen am 23.11.2024.