Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

langet haben. Sage nimmermehr/ ich habe
ein solches Ding verlohren/ dann du hast
nichts/ das nicht entlehnet ist. Wann ie-
mand von deinen Kindern zu sterben komt/
so siehe wohl zu/ daß du nicht weinest/ als
wann du es verlohren hättest/ sondern be-
gnüge dich zu sagen/ ich habe es demjenigen
wieder geben/ dem es gehöret. Erfreut
dich an statt des traurens/ wann man dich
alle deines Gutes beraubet hat/ dann als-
dann wirst du nichts mehr schuldig seyn.

LII.

Es ist wenig daran gelegen/ ob man wisse
auff was Weise der Gläubiger das Geld/
so ihm gebührt/ bekommen/ wofern er seinen
Schuldner nichts mehr abfordert. Es ge-
bühret dir nicht/ diejenige Persohn anzu-
sehen/ deren GOtt hat wiedernehmen wol-
len/ was du ihr schuldig warest: Halte dich
nicht auff zu erforschen/ ob die Persohn gu-
te oder böse Qvalitäten an sich hat/ oder ob
sie dich leiden mag: Ist es nicht genug/ daß
du versichert bist/ daß dir dein Schuldherr
nichts mehr abfordert?

LIII.

Das heist ein vollgewaltiger Herr seyn/
wann man nach oder wider seine inclina-

tion
F

langet haben. Sage nimmermehr/ ich habe
ein ſolches Ding verlohren/ dann du haſt
nichts/ das nicht entlehnet iſt. Wann ie-
mand von deinen Kindern zu ſterben komt/
ſo ſiehe wohl zu/ daß du nicht weineſt/ als
wann du es verlohren haͤtteſt/ ſondern be-
gnuͤge dich zu ſagen/ ich habe es demjenigen
wieder geben/ dem es gehoͤret. Erfreut
dich an ſtatt des traurens/ wann man dich
alle deines Gutes beraubet hat/ dann als-
dann wirſt du nichts mehr ſchuldig ſeyn.

LII.

Es iſt wenig daran gelegen/ ob man wiſſe
auff was Weiſe der Glaͤubiger das Geld/
ſo ihm gebuͤhrt/ bekommen/ wofern er ſeinen
Schuldner nichts mehr abfordert. Es ge-
buͤhret dir nicht/ diejenige Perſohn anzu-
ſehen/ deren GOtt hat wiedernehmen wol-
len/ was du ihr ſchuldig wareſt: Halte dich
nicht auff zu erforſchen/ ob die Perſohn gu-
te oder boͤſe Qvalitaͤten an ſich hat/ oder ob
ſie dich leiden mag: Iſt es nicht genug/ daß
du verſichert biſt/ daß dir dein Schuldherr
nichts mehr abfordert?

LIII.

Das heiſt ein vollgewaltiger Herr ſeyn/
wann man nach oder wider ſeine inclina-

tion
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0132" n="131[121]"/>
langet haben. Sage nimmermehr/ ich habe<lb/>
ein &#x017F;olches Ding verlohren/ dann du ha&#x017F;t<lb/>
nichts/ das nicht entlehnet i&#x017F;t. Wann ie-<lb/>
mand von deinen Kindern zu &#x017F;terben komt/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;iehe wohl zu/ daß du nicht weine&#x017F;t/ als<lb/>
wann du es verlohren ha&#x0364;tte&#x017F;t/ &#x017F;ondern be-<lb/>
gnu&#x0364;ge dich zu &#x017F;agen/ ich habe es demjenigen<lb/>
wieder geben/ dem es geho&#x0364;ret. Erfreut<lb/>
dich an &#x017F;tatt des traurens/ wann man dich<lb/>
alle deines Gutes beraubet hat/ dann als-<lb/>
dann wir&#x017F;t du nichts mehr &#x017F;chuldig &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LII.</hi> </head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t wenig daran gelegen/ ob man wi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
auff was Wei&#x017F;e der Gla&#x0364;ubiger das Geld/<lb/>
&#x017F;o ihm gebu&#x0364;hrt/ bekommen/ wofern er &#x017F;einen<lb/>
Schuldner nichts mehr abfordert. Es ge-<lb/>
bu&#x0364;hret dir nicht/ diejenige Per&#x017F;ohn anzu-<lb/>
&#x017F;ehen/ deren GOtt hat wiedernehmen wol-<lb/>
len/ was du ihr &#x017F;chuldig ware&#x017F;t: Halte dich<lb/>
nicht auff zu erfor&#x017F;chen/ ob die Per&#x017F;ohn gu-<lb/>
te oder bo&#x0364;&#x017F;e Qvalita&#x0364;ten an &#x017F;ich hat/ oder ob<lb/>
&#x017F;ie dich leiden mag: I&#x017F;t es nicht genug/ daß<lb/>
du ver&#x017F;ichert bi&#x017F;t/ daß dir dein Schuldherr<lb/>
nichts mehr abfordert?</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LIII.</hi> </head><lb/>
          <p>Das hei&#x017F;t ein vollgewaltiger Herr &#x017F;eyn/<lb/>
wann man nach oder wider &#x017F;eine <hi rendition="#aq">inclina-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tion</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131[121]/0132] langet haben. Sage nimmermehr/ ich habe ein ſolches Ding verlohren/ dann du haſt nichts/ das nicht entlehnet iſt. Wann ie- mand von deinen Kindern zu ſterben komt/ ſo ſiehe wohl zu/ daß du nicht weineſt/ als wann du es verlohren haͤtteſt/ ſondern be- gnuͤge dich zu ſagen/ ich habe es demjenigen wieder geben/ dem es gehoͤret. Erfreut dich an ſtatt des traurens/ wann man dich alle deines Gutes beraubet hat/ dann als- dann wirſt du nichts mehr ſchuldig ſeyn. LII. Es iſt wenig daran gelegen/ ob man wiſſe auff was Weiſe der Glaͤubiger das Geld/ ſo ihm gebuͤhrt/ bekommen/ wofern er ſeinen Schuldner nichts mehr abfordert. Es ge- buͤhret dir nicht/ diejenige Perſohn anzu- ſehen/ deren GOtt hat wiedernehmen wol- len/ was du ihr ſchuldig wareſt: Halte dich nicht auff zu erforſchen/ ob die Perſohn gu- te oder boͤſe Qvalitaͤten an ſich hat/ oder ob ſie dich leiden mag: Iſt es nicht genug/ daß du verſichert biſt/ daß dir dein Schuldherr nichts mehr abfordert? LIII. Das heiſt ein vollgewaltiger Herr ſeyn/ wann man nach oder wider ſeine inclina- tion F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/132
Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 131[121]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/132>, abgerufen am 21.11.2024.