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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Siebentes Buch. Fünftes Hauptstück.
Zollbeamten befreyet sind, gleichwohl nicht dienen dürfen,
um Verbrecher den Händen der Justiz zu entziehn, und sie
außer Landes zu schaffen f).

a) In Fällen der Art ist vielmehr der Hof zu einer Genugthuung
für den Gesandten bereit s. z. B. den Fall des holländischen Ge-
sandten zu Paris in Merc. h. et pol. 1749. T. I. p. 661. und Kluit
hist. sed. T. II. p.
541. und den in Rußland 1752. Moser Ver-
such
Th. IV. S. 307.
b) Thomasius de iure asyli legatorum aedibus competente. Lips. 1689. 4.
und in diss. Lipsiens. p. 1103.
c) Vattel T. II. L. IV. cap. IX. §. 118.
d) So ward in Spanien das ius asyli durch eine Verordnung von
1684 für das Haus des Gesandten anerkannt. Gleichwohl er-
laubte man sich 1726 den Herzog von Ripperda aus dem Hotel
des englischen Gesandten mit Gewalt heraus zu holen, obwohl
dieser ihn mit Genehmigung des Hofes aufgenommen hatte.
Memoires de Montgon T. I. n. XI. XII. XIII. Rousset recueil
T. IV. p.
69.
e) Merc. h. et pol. 1748. T. I. p. 53 u. f. 205 u. f. Moser Ver-
such
Th. IV. S. 265 u. f. Kluit hist. fed. T. II. p. 540.
f) Vattel L. IV. cap. IX. §. 119. Ein Beyspiel eines hieher gehö-
rigen Falles zu Rom 1750. s. in Moser Versuch Th. IV. S.
266; ein anderes zu Copenhagen von 1789 in Nouvelles extraor-
dinaires
1789. 26. 27 suppl.
§. 218.
Quartiers-Freyheit.

Noch weniger vernünftige Gründe streiten für die
sogenannte Quartiers-Freyheit (a) (Franchise des quar-
tiers)
der Gesandten, kraft welcher sie an einigen Orten
ganze Quartiere der Stadt in welchen ihr Hotel gelegen
ist durch Aufhängung der Wappen ihres Souverains b)
von der Gerichtbarkeit des Landes auszunehmen begehren.
Dieser ehemahls an verschiedenen Höfen besonders zu Rom c)
geduldete Mißbrauch, besteht nur schwach an wenig Orten d),
und ist weißlich an allen übrigen abgeschaft.


a) J.

Siebentes Buch. Fuͤnftes Hauptſtuͤck.
Zollbeamten befreyet ſind, gleichwohl nicht dienen duͤrfen,
um Verbrecher den Haͤnden der Juſtiz zu entziehn, und ſie
außer Landes zu ſchaffen f).

a) In Faͤllen der Art iſt vielmehr der Hof zu einer Genugthuung
fuͤr den Geſandten bereit ſ. z. B. den Fall des hollaͤndiſchen Ge-
ſandten zu Paris in Merc. h. et pol. 1749. T. I. p. 661. und Kluit
hiſt. ſed. T. II. p.
541. und den in Rußland 1752. Moſer Ver-
ſuch
Th. IV. S. 307.
b) Thomasius de iure aſyli legatorum aedibus competente. Lipſ. 1689. 4.
und in diſſ. Lipſiens. p. 1103.
c) Vattel T. II. L. IV. cap. IX. §. 118.
d) So ward in Spanien das ius aſyli durch eine Verordnung von
1684 fuͤr das Haus des Geſandten anerkannt. Gleichwohl er-
laubte man ſich 1726 den Herzog von Ripperda aus dem Hotel
des engliſchen Geſandten mit Gewalt heraus zu holen, obwohl
dieſer ihn mit Genehmigung des Hofes aufgenommen hatte.
Memoires de Montgon T. I. n. XI. XII. XIII. Rousset recueil
T. IV. p.
69.
e) Merc. h. et pol. 1748. T. I. p. 53 u. f. 205 u. f. Moſer Ver-
ſuch
Th. IV. S. 265 u. f. Kluit hiſt. fed. T. II. p. 540.
f) Vattel L. IV. cap. IX. §. 119. Ein Beyſpiel eines hieher gehoͤ-
rigen Falles zu Rom 1750. ſ. in Moſer Verſuch Th. IV. S.
266; ein anderes zu Copenhagen von 1789 in Nouvelles extraor-
dinaires
1789. 26. 27 ſuppl.
§. 218.
Quartiers-Freyheit.

Noch weniger vernuͤnftige Gruͤnde ſtreiten fuͤr die
ſogenannte Quartiers-Freyheit (a) (Franchiſe des quar-
tiers)
der Geſandten, kraft welcher ſie an einigen Orten
ganze Quartiere der Stadt in welchen ihr Hotel gelegen
iſt durch Aufhaͤngung der Wappen ihres Souverains b)
von der Gerichtbarkeit des Landes auszunehmen begehren.
Dieſer ehemahls an verſchiedenen Hoͤfen beſonders zu Rom c)
geduldete Mißbrauch, beſteht nur ſchwach an wenig Orten d),
und iſt weißlich an allen uͤbrigen abgeſchaft.


a) J.
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[260/0288] Siebentes Buch. Fuͤnftes Hauptſtuͤck. Zollbeamten befreyet ſind, gleichwohl nicht dienen duͤrfen, um Verbrecher den Haͤnden der Juſtiz zu entziehn, und ſie außer Landes zu ſchaffen f). a⁾ In Faͤllen der Art iſt vielmehr der Hof zu einer Genugthuung fuͤr den Geſandten bereit ſ. z. B. den Fall des hollaͤndiſchen Ge- ſandten zu Paris in Merc. h. et pol. 1749. T. I. p. 661. und Kluit hiſt. ſed. T. II. p. 541. und den in Rußland 1752. Moſer Ver- ſuch Th. IV. S. 307. b⁾ Thomasius de iure aſyli legatorum aedibus competente. Lipſ. 1689. 4. und in diſſ. Lipſiens. p. 1103. c⁾ Vattel T. II. L. IV. cap. IX. §. 118. d⁾ So ward in Spanien das ius aſyli durch eine Verordnung von 1684 fuͤr das Haus des Geſandten anerkannt. Gleichwohl er- laubte man ſich 1726 den Herzog von Ripperda aus dem Hotel des engliſchen Geſandten mit Gewalt heraus zu holen, obwohl dieſer ihn mit Genehmigung des Hofes aufgenommen hatte. Memoires de Montgon T. I. n. XI. XII. XIII. Rousset recueil T. IV. p. 69. e⁾ Merc. h. et pol. 1748. T. I. p. 53 u. f. 205 u. f. Moſer Ver- ſuch Th. IV. S. 265 u. f. Kluit hiſt. fed. T. II. p. 540. f⁾ Vattel L. IV. cap. IX. §. 119. Ein Beyſpiel eines hieher gehoͤ- rigen Falles zu Rom 1750. ſ. in Moſer Verſuch Th. IV. S. 266; ein anderes zu Copenhagen von 1789 in Nouvelles extraor- dinaires 1789. 26. 27 ſuppl. §. 218. Quartiers-Freyheit. Noch weniger vernuͤnftige Gruͤnde ſtreiten fuͤr die ſogenannte Quartiers-Freyheit (a) (Franchiſe des quar- tiers) der Geſandten, kraft welcher ſie an einigen Orten ganze Quartiere der Stadt in welchen ihr Hotel gelegen iſt durch Aufhaͤngung der Wappen ihres Souverains b) von der Gerichtbarkeit des Landes auszunehmen begehren. Dieſer ehemahls an verſchiedenen Hoͤfen beſonders zu Rom c) geduldete Mißbrauch, beſteht nur ſchwach an wenig Orten d), und iſt weißlich an allen uͤbrigen abgeſchaft. a) J.

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/288>, abgerufen am 21.11.2024.