Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Rechte d. Völker in Ans. d. einzelnen Hoheitsrechte. auch außerhalb der Nothfälle; und diese Freyheit desDurchgangs beruhet theils auf Verträge, insonderheit auf Friedenschlüsse, Grenz- und Handelsverträge f) theils auf Herkommen, theils in Ansehung der teutschen Staaten unter einander sogar zum Theil auf Gesetze g). Auch das Verboth des Ankaufs liegender Gründe für Fremde ist in neueren Zeiten seltner geworden, und zum Theil durch Verträge h) gehoben. Diese Freyheit des Eintritts und Aufenthalts ist a) G. L. Böhmer de iure principis libertatem commerciorum restrin- gendi §. 16. u. f. in seinen Electis iur civ. T. III. exerc. 19. b) Wie weit sich hier der Nothfall erstrecken lasse, scheint zweifel- haft. Bey kleinen ganz eingeschlossenen Staaten ist er in die Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte. auch außerhalb der Nothfaͤlle; und dieſe Freyheit desDurchgangs beruhet theils auf Vertraͤge, inſonderheit auf Friedenſchluͤſſe, Grenz- und Handelsvertraͤge f) theils auf Herkommen, theils in Anſehung der teutſchen Staaten unter einander ſogar zum Theil auf Geſetze g). Auch das Verboth des Ankaufs liegender Gruͤnde fuͤr Fremde iſt in neueren Zeiten ſeltner geworden, und zum Theil durch Vertraͤge h) gehoben. Dieſe Freyheit des Eintritts und Aufenthalts iſt a) G. L. Böhmer de iure principis libertatem commerciorum reſtrin- gendi §. 16. u. f. in ſeinen Electis iur civ. T. III. exerc. 19. b) Wie weit ſich hier der Nothfall erſtrecken laſſe, ſcheint zweifel- haft. Bey kleinen ganz eingeſchloſſenen Staaten iſt er in die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0123" n="95"/><fw place="top" type="header">Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte.</fw><lb/> auch außerhalb der Nothfaͤlle; und dieſe Freyheit des<lb/> Durchgangs beruhet theils auf Vertraͤge, inſonderheit auf<lb/> Friedenſchluͤſſe, Grenz- und Handelsvertraͤge <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">f</hi></hi>) theils auf<lb/> Herkommen, theils in Anſehung der teutſchen Staaten<lb/> unter einander ſogar zum Theil auf Geſetze <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">g</hi></hi>). Auch das<lb/> Verboth des Ankaufs liegender Gruͤnde fuͤr Fremde iſt in<lb/> neueren Zeiten ſeltner geworden, und zum Theil durch<lb/> Vertraͤge <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">h</hi></hi>) gehoben.</p><lb/> <p>Dieſe Freyheit des Eintritts und Aufenthalts iſt<lb/> jedoch nur im allgemeinen und ſo weit ſie dem Staat un-<lb/> ſchaͤdlich iſt anerkannt, daher jeder Staat noch jetzt das<lb/> Recht uͤbt 1) ſich beym Eintritt eines Fremden nach ſei-<lb/> nem Nahmen, Stand u. ſ. f. zu erkundigen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">i</hi></hi>). Zum Be-<lb/> weiſe dieſer Umſtaͤnde dienen die Paͤſſe <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">k</hi></hi>) der Obrigkeit<lb/> des Orts von welchem der Fremde kommt, und denen,<lb/> wenn ſie von Perſonen ausgeſtellt ſind, welche dazu das<lb/> Recht haben, wie fremde Souveraine, deren Gerichte, Ge-<lb/> ſandte, Generaͤle u. ſ. f. vorlaͤufig uͤberall Glauben beyge-<lb/> meſſen wird. 2) Verdaͤchtigen oder ſonſt dem Staat ge-<lb/> faͤhrlichen Leuten den Eintritt zu verſagen, oder ſie fort zu<lb/> ſchaffen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">l</hi></hi>). 3) Gewiſſen Gattungen von Fremden oder<lb/> gewiſſen Gattungen von Guͤtern ohne beſondere Erlaubniß<lb/> den Eingang ganz zu verſchließen, es ſey fuͤr immer, oder<lb/> fuͤr eine gewiſſe Zeit, oder die Zeit des ihnen geſtatteten<lb/> Aufenthalts abzukuͤrzen, wenn die Umſtaͤnde dies erfordern;<lb/> 4) ganzen Haufen, inſonderheit bewaffneter Leute, den Ein-<lb/> und Durchgang nicht anders als auf erfolgte Requiſition<lb/> zu erlauben <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>), und eben ſo 5) zwar wohl Kaufarthey-<lb/> ſchiffen, nicht aber Kriegsſchiffen, den Nothfall ausgenom-<lb/> men, den Eintritt in das Seegebiet ohne beſondere Er-<lb/> laubniß zu geſtatten, ſofern nicht in Vertraͤgen dieſe Frey-<lb/> heit fuͤr eine gewiſſe Zahl Kriegsſchiffe feſtgeſetzt iſt <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n</hi></hi>).</p><lb/> <note place="end" n="a)"><hi rendition="#aq">G. L. <hi rendition="#k">Böhmer</hi> <hi rendition="#i">de iure principis libertatem commerciorum reſtrin-<lb/> gendi</hi></hi> §. 16. u. f. in ſeinen <hi rendition="#aq">Electis iur civ. T. III. exerc.</hi> 19.</note><lb/> <note place="end" n="b)">Wie weit ſich hier der Nothfall erſtrecken laſſe, ſcheint zweifel-<lb/> haft. Bey kleinen ganz eingeſchloſſenen Staaten iſt er in die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Augen</fw><lb/></note> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0123]
Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte.
auch außerhalb der Nothfaͤlle; und dieſe Freyheit des
Durchgangs beruhet theils auf Vertraͤge, inſonderheit auf
Friedenſchluͤſſe, Grenz- und Handelsvertraͤge f) theils auf
Herkommen, theils in Anſehung der teutſchen Staaten
unter einander ſogar zum Theil auf Geſetze g). Auch das
Verboth des Ankaufs liegender Gruͤnde fuͤr Fremde iſt in
neueren Zeiten ſeltner geworden, und zum Theil durch
Vertraͤge h) gehoben.
Dieſe Freyheit des Eintritts und Aufenthalts iſt
jedoch nur im allgemeinen und ſo weit ſie dem Staat un-
ſchaͤdlich iſt anerkannt, daher jeder Staat noch jetzt das
Recht uͤbt 1) ſich beym Eintritt eines Fremden nach ſei-
nem Nahmen, Stand u. ſ. f. zu erkundigen i). Zum Be-
weiſe dieſer Umſtaͤnde dienen die Paͤſſe k) der Obrigkeit
des Orts von welchem der Fremde kommt, und denen,
wenn ſie von Perſonen ausgeſtellt ſind, welche dazu das
Recht haben, wie fremde Souveraine, deren Gerichte, Ge-
ſandte, Generaͤle u. ſ. f. vorlaͤufig uͤberall Glauben beyge-
meſſen wird. 2) Verdaͤchtigen oder ſonſt dem Staat ge-
faͤhrlichen Leuten den Eintritt zu verſagen, oder ſie fort zu
ſchaffen l). 3) Gewiſſen Gattungen von Fremden oder
gewiſſen Gattungen von Guͤtern ohne beſondere Erlaubniß
den Eingang ganz zu verſchließen, es ſey fuͤr immer, oder
fuͤr eine gewiſſe Zeit, oder die Zeit des ihnen geſtatteten
Aufenthalts abzukuͤrzen, wenn die Umſtaͤnde dies erfordern;
4) ganzen Haufen, inſonderheit bewaffneter Leute, den Ein-
und Durchgang nicht anders als auf erfolgte Requiſition
zu erlauben m), und eben ſo 5) zwar wohl Kaufarthey-
ſchiffen, nicht aber Kriegsſchiffen, den Nothfall ausgenom-
men, den Eintritt in das Seegebiet ohne beſondere Er-
laubniß zu geſtatten, ſofern nicht in Vertraͤgen dieſe Frey-
heit fuͤr eine gewiſſe Zahl Kriegsſchiffe feſtgeſetzt iſt n).
a⁾ G. L. Böhmer de iure principis libertatem commerciorum reſtrin-
gendi §. 16. u. f. in ſeinen Electis iur civ. T. III. exerc. 19.
b⁾ Wie weit ſich hier der Nothfall erſtrecken laſſe, ſcheint zweifel-
haft. Bey kleinen ganz eingeſchloſſenen Staaten iſt er in die
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