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Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

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Anhang etc. Siebenter Abschnitt. Anmerkungen
Siebenter Abschnitt.
Anmerkungen über die Kirnbergerschen
Grundsätze der Harmonie, nach Ordnung
derselben.


§. 316.

"Die ganze Harmonie, saget der Hr. Auctor Seite 5, §. 1.
"besteht nur aus zwey Grundaccorden, welche der Ur-
"sprung aller Accorde sind, und auf welche sich alles, was
"nach dem reinen Satze gesetzet ist, zurückeführen lässet. Diese
"sind a) der consonirende Dreyklang, der entweder hart
"oder weich oder vermindert ist; und b) der dissonirende
"wesentliche Septimenaccord,
der viererley Zusammen-
"setzungen fähig ist, indem er entweder aus der kleinen Septi-
"me mit der reinen Quinte und großen oder kleinen Terz, oder
"aus der kleinen Septime mit der falschen Quinte und kleinen
"Terz, oder aus der grossen Septime mit der reinen Quinte
"und großen Terz besteht." Man sehe Fig. 99.

Amnerkung. Auch das, was nicht nach den Regeln
des reinen Satzes gemacht ist, läßet sich auf die beyden Grund-
accorde zurücke führen. Man sehe Fig. 100. -- Der vermin-
derte Dreyklang ist kein consonirender, sondern ein dissoniren-
der Dreyklang. Unter den Falsis hat man jederzeit dissoni-
rende Jntervalle verstanden, und die falsche Quinte hat ihren
Nahmen daher. Daß übrigens die Benennung derselben
durch verminderte Quinte richtiger ist, als durch falsche,
wenn auch die leztere Benennung gebräuchlicher ist, daran
darf nicht gezweifelt werden, weil die übermäßige Quinte auch
unter die falsa (interualla) gehöret, und folglich die eine von der
andern nicht dadurch unterschieden werden kann. -- Der Hr. Au-
ctor hat unter andern den verminderten Septimenaccord (gis
h d f
) und den aus der kleinen Septime, verminderten Quinte
und großen Terz (h dis f a), welcher leztere auf den in der
Kunst etc. befindlichen Tabellen unter den wesentlichen Septi-
menaccorden aufgeführet worden, in den Grundsätzen weg-

gelassen.
Anhang ꝛc. Siebenter Abſchnitt. Anmerkungen
Siebenter Abſchnitt.
Anmerkungen uͤber die Kirnbergerſchen
Grundſaͤtze der Harmonie, nach Ordnung
derſelben.


§. 316.

Die ganze Harmonie, ſaget der Hr. Auctor Seite 5, §. 1.
„beſteht nur aus zwey Grundaccorden, welche der Ur-
„ſprung aller Accorde ſind, und auf welche ſich alles, was
„nach dem reinen Satze geſetzet iſt, zuruͤckefuͤhren laͤſſet. Dieſe
„ſind a) der conſonirende Dreyklang, der entweder hart
„oder weich oder vermindert iſt; und b) der diſſonirende
„weſentliche Septimenaccord,
der viererley Zuſammen-
„ſetzungen faͤhig iſt, indem er entweder aus der kleinen Septi-
„me mit der reinen Quinte und großen oder kleinen Terz, oder
„aus der kleinen Septime mit der falſchen Quinte und kleinen
„Terz, oder aus der groſſen Septime mit der reinen Quinte
„und großen Terz beſteht.“ Man ſehe Fig. 99.

Amnerkung. Auch das, was nicht nach den Regeln
des reinen Satzes gemacht iſt, laͤßet ſich auf die beyden Grund-
accorde zuruͤcke fuͤhren. Man ſehe Fig. 100. — Der vermin-
derte Dreyklang iſt kein conſonirender, ſondern ein diſſoniren-
der Dreyklang. Unter den Falſis hat man jederzeit diſſoni-
rende Jntervalle verſtanden, und die falſche Quinte hat ihren
Nahmen daher. Daß uͤbrigens die Benennung derſelben
durch verminderte Quinte richtiger iſt, als durch falſche,
wenn auch die leztere Benennung gebraͤuchlicher iſt, daran
darf nicht gezweifelt werden, weil die uͤbermaͤßige Quinte auch
unter die falſa (interualla) gehoͤret, und folglich die eine von der
andern nicht dadurch unterſchieden werden kann. — Der Hr. Au-
ctor hat unter andern den verminderten Septimenaccord (gis
h d f
) und den aus der kleinen Septime, verminderten Quinte
und großen Terz (h dis f a), welcher leztere auf den in der
Kunſt ꝛc. befindlichen Tabellen unter den weſentlichen Septi-
menaccorden aufgefuͤhret worden, in den Grundſaͤtzen weg-

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[290/0310] Anhang ꝛc. Siebenter Abſchnitt. Anmerkungen Siebenter Abſchnitt. Anmerkungen uͤber die Kirnbergerſchen Grundſaͤtze der Harmonie, nach Ordnung derſelben. §. 316. „Die ganze Harmonie, ſaget der Hr. Auctor Seite 5, §. 1. „beſteht nur aus zwey Grundaccorden, welche der Ur- „ſprung aller Accorde ſind, und auf welche ſich alles, was „nach dem reinen Satze geſetzet iſt, zuruͤckefuͤhren laͤſſet. Dieſe „ſind a) der conſonirende Dreyklang, der entweder hart „oder weich oder vermindert iſt; und b) der diſſonirende „weſentliche Septimenaccord, der viererley Zuſammen- „ſetzungen faͤhig iſt, indem er entweder aus der kleinen Septi- „me mit der reinen Quinte und großen oder kleinen Terz, oder „aus der kleinen Septime mit der falſchen Quinte und kleinen „Terz, oder aus der groſſen Septime mit der reinen Quinte „und großen Terz beſteht.“ Man ſehe Fig. 99. Amnerkung. Auch das, was nicht nach den Regeln des reinen Satzes gemacht iſt, laͤßet ſich auf die beyden Grund- accorde zuruͤcke fuͤhren. Man ſehe Fig. 100. — Der vermin- derte Dreyklang iſt kein conſonirender, ſondern ein diſſoniren- der Dreyklang. Unter den Falſis hat man jederzeit diſſoni- rende Jntervalle verſtanden, und die falſche Quinte hat ihren Nahmen daher. Daß uͤbrigens die Benennung derſelben durch verminderte Quinte richtiger iſt, als durch falſche, wenn auch die leztere Benennung gebraͤuchlicher iſt, daran darf nicht gezweifelt werden, weil die uͤbermaͤßige Quinte auch unter die falſa (interualla) gehoͤret, und folglich die eine von der andern nicht dadurch unterſchieden werden kann. — Der Hr. Au- ctor hat unter andern den verminderten Septimenaccord (gis h d f) und den aus der kleinen Septime, verminderten Quinte und großen Terz (h dis f a), welcher leztere auf den in der Kunſt ꝛc. befindlichen Tabellen unter den weſentlichen Septi- menaccorden aufgefuͤhret worden, in den Grundſaͤtzen weg- gelaſſen.

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Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/310>, abgerufen am 23.11.2024.