Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.Anhang etc. Zweyter Abschnitt. g h d f durch die Verdoppelung fünfstimmig zu machen, derTon h, als die Octave von h d f, zu allererst verdoppelt wer- den müßte. Es ist aber der zu allererst zu verdoppelnde Ton der Ton g, als die Octave von g h d, und so weiter. Eben so gehet in der vierstimmigen Ausübung des Septimenac- cords, da wo derselbe in seinem ganzen Umfang mit der Terz, Quinte und Septime nicht bequem ausgeübet werden kann, die Ausübung mit der Terz, Septime und Octave, der Aus- übung mit der verdoppelten Terz und der Septime vor. §. 273. Der gelehrte Tonkünstler, dessen Untersuchungen wir die Re- §. 274. Ausnahme von voriger Regel. Es giebet Fälle, wo, 1) wenn der zurückbleibende Accord selbst ein die Octave übersteigender zusammengesetzter Accord ist. Der ganze Accord ist alsdenn ein umgekehrter Accord von dem zu- rückbleibenden zusammengesetzten Accord. Man sehe Fig. 41 und 42. Das Exempel bey Fig. 41. ist ein umge- kehrter
Anhang ꝛc. Zweyter Abſchnitt. g h d f durch die Verdoppelung fuͤnfſtimmig zu machen, derTon h, als die Octave von h d f, zu allererſt verdoppelt wer- den muͤßte. Es iſt aber der zu allererſt zu verdoppelnde Ton der Ton g, als die Octave von g h d, und ſo weiter. Eben ſo gehet in der vierſtimmigen Ausuͤbung des Septimenac- cords, da wo derſelbe in ſeinem ganzen Umfang mit der Terz, Quinte und Septime nicht bequem ausgeuͤbet werden kann, die Ausuͤbung mit der Terz, Septime und Octave, der Aus- uͤbung mit der verdoppelten Terz und der Septime vor. §. 273. Der gelehrte Tonkuͤnſtler, deſſen Unterſuchungen wir die Re- §. 274. Ausnahme von voriger Regel. Es giebet Faͤlle, wo, 1) wenn der zuruͤckbleibende Accord ſelbſt ein die Octave uͤberſteigender zuſammengeſetzter Accord iſt. Der ganze Accord iſt alsdenn ein umgekehrter Accord von dem zu- ruͤckbleibenden zuſammengeſetzten Accord. Man ſehe Fig. 41 und 42. Das Exempel bey Fig. 41. iſt ein umge- kehrter
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Anhang ꝛc. Zweyter Abſchnitt.
g h d f durch die Verdoppelung fuͤnfſtimmig zu machen, der
Ton h, als die Octave von h d f, zu allererſt verdoppelt wer-
den muͤßte. Es iſt aber der zu allererſt zu verdoppelnde Ton
der Ton g, als die Octave von g h d, und ſo weiter. Eben
ſo gehet in der vierſtimmigen Ausuͤbung des Septimenac-
cords, da wo derſelbe in ſeinem ganzen Umfang mit der Terz,
Quinte und Septime nicht bequem ausgeuͤbet werden kann,
die Ausuͤbung mit der Terz, Septime und Octave, der Aus-
uͤbung mit der verdoppelten Terz und der Septime vor.
§. 273.
Der gelehrte Tonkuͤnſtler, deſſen Unterſuchungen wir die Re-
duction der den Umfang der Octave uͤberſteigenden oder zuſam-
mengeſetzten Accorde durch die Wegnehmung des Baßtons,
ſchuldig ſind, iſt der beruͤhmte Capellmeiſter Herr Carl Phil.
Eman. Bach zu Hamburg. Es hat ſie derſelbe zwar nur
bey dem Sextſeptimenaccord, (Seite 136 und 137 ſei-
nes Verſuchs, 2. Theil) und bey der Lehre vom Orgelpunkt,
(Seite 182 daſelbſt,) ſeinen uͤbrigen Abſichten gemaͤß ange-
wendet. Es iſt aber bekannt, daß kein Orgelpunkt ohne Huͤlfe
der zuſammengeſetzten Accorde moͤglich iſt. Denn wenn die
Harmonien des Orgelpunkts nichts als Dreyklaͤnge und Septi-
menaccorde machen, ſo brauchet man nicht den Baßton weg-
zunehmen, um die Natur und Beſchaffenheit der Accorde zu
erkennen. Es iſt folglich der Lehrſatz des Herrn Capellmei-
ſters Bach auf alle Accorde, welche den Umfang der Octave
uͤberſteigen, anzuwenden, und alſo ein allgemeiner Lehrſatz,
deſſen Wahrheit jedem, der nur ſehen kann, in die Augen faͤllt.
§. 274.
Ausnahme von voriger Regel. Es giebet Faͤlle, wo,
nach weggenommner Baßnote, nicht ein Septimen- oder da-
von umgekehrter Accord zuruͤcke bleibt, zum Exempel:
1) wenn der zuruͤckbleibende Accord ſelbſt ein die Octave
uͤberſteigender zuſammengeſetzter Accord iſt. Der ganze
Accord iſt alsdenn ein umgekehrter Accord von dem zu-
ruͤckbleibenden zuſammengeſetzten Accord. Man ſehe
Fig. 41 und 42. Das Exempel bey Fig. 41. iſt ein umge-
kehrter
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