Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünf und zwanzigster Abschnitt.
Fünf und zwanzigster Abschnitt.
Etwas von der musikalischen Transposition.


§. 238.

Der Herr Kirnberger schreibt in der Vorrede zu seinen
vermischten Musikalien:

"Man versetze folgende wenige Töne, an an gins c an hn an,
"deren eigentliche Melodie ist,
[Formel 1] "in andere Töne. Wer die Verhältnisse der Töne zu berechnen
"weiß, wird finden, daß diese Melodie in Cis, Es, Fis und
"As mol ganz und gar nicht zu gebrauchen sey, indem kein
"Mensch im Stande, ist his en, dn gens, eins an oder gn ees zu sin-
"gen, weil die Verhältnisse dieser Cöne nicht ver-
"minderte Quarten, sondern ganz reine Cerzen
4:5 sind.
"

Der Hr. Kirnberger hatte, als er diese Gedanken nieder-
schrieb, die allererste seiner beyden Temperaturen vor Augen,
in welcher

gis:c = as:c = 64:81
his:e = c:e = 4:5
d:ges = d:fis = 4:5
eis:a = f:a = 4:5
g:ces = g:h = 4:5

Jn der zweyten ist
eis:a = f:a = 128:
161.

Wenn nun die Melodie an, an, gins, c, an, hn, an, welche aus
den vier Tönen gis, a, h, c der Tonart A mol gebildet worden,
in Cis, Es, Fis und As mol der Kirnbergerschen Temperatur
ganz und gar nicht gebrauchet werden kann, so folget natürli-
cher Weise, daß diese Tonarten in der Kirnbergerschen Tempe-
ratur, (ich will nicht sagen ganz und gar nicht enthalten,)
sondern daß sie in selbiger nicht vollständig sind, und die

erste
Fuͤnf und zwanzigſter Abſchnitt.
Fuͤnf und zwanzigſter Abſchnitt.
Etwas von der muſikaliſchen Transpoſition.


§. 238.

Der Herr Kirnberger ſchreibt in der Vorrede zu ſeinen
vermiſchten Muſikalien:

„Man verſetze folgende wenige Toͤne, ā ā gīs c̿ ā h̄ ā,
„deren eigentliche Melodie iſt,
[Formel 1] „in andere Toͤne. Wer die Verhaͤltniſſe der Toͤne zu berechnen
„weiß, wird finden, daß dieſe Melodie in Cis, Es, Fis und
As mol ganz und gar nicht zu gebrauchen ſey, indem kein
„Menſch im Stande, iſt his ē, d̄ gēs, eīs ā oder ḡ ee̿s zu ſin-
„gen, weil die Verhaͤltniſſe dieſer Coͤne nicht ver-
„minderte Quarten, ſondern ganz reine Cerzen
4:5 ſind.

Der Hr. Kirnberger hatte, als er dieſe Gedanken nieder-
ſchrieb, die allererſte ſeiner beyden Temperaturen vor Augen,
in welcher

gis:c = as:c = 64:81
his:e = c:e = 4:5
d:ges = d:fis = 4:5
eis:a = f:a = 4:5
g:ces = g:h = 4:5

Jn der zweyten iſt
eis:a = f:a = 128:
161.

Wenn nun die Melodie ā, ā, gīs, c̿, ā, h̄, ā, welche aus
den vier Toͤnen gis, a, h, c der Tonart A mol gebildet worden,
in Cis, Es, Fis und As mol der Kirnbergerſchen Temperatur
ganz und gar nicht gebrauchet werden kann, ſo folget natuͤrli-
cher Weiſe, daß dieſe Tonarten in der Kirnbergerſchen Tempe-
ratur, (ich will nicht ſagen ganz und gar nicht enthalten,)
ſondern daß ſie in ſelbiger nicht vollſtaͤndig ſind, und die

erſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0244" n="224"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nf und zwanzig&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nf und zwanzig&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/>
Etwas von der mu&#x017F;ikali&#x017F;chen Transpo&#x017F;ition.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 238.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>er Herr <hi rendition="#fr">Kirnberger</hi> &#x017F;chreibt in der Vorrede zu &#x017F;einen<lb/>
vermi&#x017F;chten Mu&#x017F;ikalien:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201E;Man ver&#x017F;etze folgende wenige To&#x0364;ne, <hi rendition="#aq">a&#x0304; a&#x0304; gi&#x0304;s c&#x033F; a&#x0304; h&#x0304; a&#x0304;,</hi><lb/>
&#x201E;deren eigentliche Melodie i&#x017F;t,<lb/><formula/> &#x201E;in andere To&#x0364;ne. Wer die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der To&#x0364;ne zu berechnen<lb/>
&#x201E;weiß, wird finden, daß die&#x017F;e Melodie in <hi rendition="#aq">Cis, Es, Fis</hi> und<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">As</hi> mol ganz und gar nicht zu gebrauchen &#x017F;ey, indem kein<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;ch im Stande, i&#x017F;t <hi rendition="#aq">his e&#x0304;, d&#x0304; ge&#x0304;s, ei&#x0304;s a&#x0304;</hi> oder <hi rendition="#aq">g&#x0304; ee&#x033F;s</hi> zu &#x017F;in-<lb/>
&#x201E;gen, <hi rendition="#fr">weil die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;er Co&#x0364;ne nicht ver-<lb/>
&#x201E;minderte Quarten, &#x017F;ondern ganz reine Cerzen<lb/>
4:5 &#x017F;ind.</hi>&#x201F;</quote>
            </cit><lb/>
            <p>Der Hr. Kirnberger hatte, als er die&#x017F;e Gedanken nieder-<lb/>
&#x017F;chrieb, die <hi rendition="#fr">allerer&#x017F;te</hi> &#x017F;einer beyden Temperaturen vor Augen,<lb/>
in welcher</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">gis:c = as:c</hi> = 64:81</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">his:e = c:e</hi> = 4:5</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">d:ges = d:fis</hi> = 4:5</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">eis:a = f:a</hi> = 4:5</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">g:ces = g:h</hi> = 4:5</item>
            </list><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Jn der zweyten</hi> i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">eis:a = f:a</hi> = 128:<lb/>
161.</hi> </p><lb/>
            <p>Wenn nun die Melodie <hi rendition="#aq">a&#x0304;, a&#x0304;, gi&#x0304;s, c&#x033F;, a&#x0304;, h&#x0304;, a&#x0304;,</hi> welche aus<lb/>
den vier To&#x0364;nen <hi rendition="#aq">gis, a, h, c</hi> der Tonart <hi rendition="#aq">A</hi> mol gebildet worden,<lb/>
in <hi rendition="#aq">Cis, Es, Fis</hi> und <hi rendition="#aq">As</hi> mol der Kirnberger&#x017F;chen Temperatur<lb/>
ganz und gar nicht gebrauchet werden kann, &#x017F;o folget natu&#x0364;rli-<lb/>
cher Wei&#x017F;e, daß die&#x017F;e Tonarten in der Kirnberger&#x017F;chen Tempe-<lb/>
ratur, (ich will nicht &#x017F;agen <hi rendition="#fr">ganz und gar nicht enthalten,</hi>)<lb/>
&#x017F;ondern daß &#x017F;ie in &#x017F;elbiger <hi rendition="#fr">nicht voll&#x017F;ta&#x0364;ndig</hi> &#x017F;ind, und die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er&#x017F;te</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0244] Fuͤnf und zwanzigſter Abſchnitt. Fuͤnf und zwanzigſter Abſchnitt. Etwas von der muſikaliſchen Transpoſition. §. 238. Der Herr Kirnberger ſchreibt in der Vorrede zu ſeinen vermiſchten Muſikalien: „Man verſetze folgende wenige Toͤne, ā ā gīs c̿ ā h̄ ā, „deren eigentliche Melodie iſt, [FORMEL] „in andere Toͤne. Wer die Verhaͤltniſſe der Toͤne zu berechnen „weiß, wird finden, daß dieſe Melodie in Cis, Es, Fis und „As mol ganz und gar nicht zu gebrauchen ſey, indem kein „Menſch im Stande, iſt his ē, d̄ gēs, eīs ā oder ḡ ee̿s zu ſin- „gen, weil die Verhaͤltniſſe dieſer Coͤne nicht ver- „minderte Quarten, ſondern ganz reine Cerzen 4:5 ſind.‟ Der Hr. Kirnberger hatte, als er dieſe Gedanken nieder- ſchrieb, die allererſte ſeiner beyden Temperaturen vor Augen, in welcher gis:c = as:c = 64:81 his:e = c:e = 4:5 d:ges = d:fis = 4:5 eis:a = f:a = 4:5 g:ces = g:h = 4:5 Jn der zweyten iſt eis:a = f:a = 128: 161. Wenn nun die Melodie ā, ā, gīs, c̿, ā, h̄, ā, welche aus den vier Toͤnen gis, a, h, c der Tonart A mol gebildet worden, in Cis, Es, Fis und As mol der Kirnbergerſchen Temperatur ganz und gar nicht gebrauchet werden kann, ſo folget natuͤrli- cher Weiſe, daß dieſe Tonarten in der Kirnbergerſchen Tempe- ratur, (ich will nicht ſagen ganz und gar nicht enthalten,) ſondern daß ſie in ſelbiger nicht vollſtaͤndig ſind, und die erſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/244
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/244>, abgerufen am 02.05.2024.