Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwanzigster Abschn. Von der Berechnungsart
§. 189.

Die Absicht des Hrn. Silbermann scheinet gewesen zu seyn,
nicht mehr als acht harte und acht weiche Dreyklänge ein-
ander gleich zu machen, und die übrigen ihrem Schicksal zu
überlassen. Die acht gleichen sollen auch besser als die vier
übrigen von jeder Art des Dreyklangs seyn, und daher erhält
man denn die häßliche 10 über sich schwebende Quinte gis:dis,
die vier häßlichen großen Terzen as c, h dis, fis ais und cis
eis,
nebst den drey häßlichen kleinen Terzen dis fis, b des und
f as. Jn dem von mir gemachten Versuch sind nun die von
dem Hrn. Silbermann beliebten acht großen und acht weichen
Dreyklänge ebenfalls gleich, und die übrigen ihrem Schick-
sal überlassen worden. Nur ist der Unterscheid, daß die um
das Diaschisma 2048:2025 zu hoch schwebende Quinte gis:
dis
allhier auf 1 1/5 reduciret worden, und daß zwar die acht
gleichen Dreyklänge von jeder Art in Ansehung der Terzen
etwas verliehren, in Ansehung der Quinten aber gewinnen,
und daß die übrigen Dreyklänge von milderer Beschaffenheit
als die Silbermannischen seyn werden.

§. 190.

Es findet sich in des Hrn. Sorge Temperaturgespräch,
Seite 46 und 47, der Abriß einer so genannten Calvisio-
Prätorischen
ungleichsehwebenden Temperatur, welche mit
der vorhergehenden Silbermannschen viel ähnliches hat,
1) indem alle Quinten, welche in der leztern um # schwe-
ben, allhier zu # angegeben sind, und die Quinte gis dis
oder as es, welche dort 10 über sich schwebet, allhier zu 21
angegeben ist; 2) indem alle bey Silbermannen um 3 # schwe-
benden großen Terzen allhier als 0, und die dort um 15 er-
höhten, allhier zu 21 # angegeben werden; und endlich 3) in-
dem alle bey Silbermannen um 5 # schwebende kleine Terzen
allhier zu 2 #, und die dort um 17 erniedrigten allhier zu 26 #
angegeben werden. (Wenn man beym Hrn. Sorge 24 an statt
21, und 27 anstatt 26, u. s. w. lieset, so kömmt dieses von der un-
gleichen Theilung der beyden Diesen her, wie schon bekannt ist.)
Hr. Sorge saget, daß es mit der Prinzischen Temperatur eben

diese
Zwanzigſter Abſchn. Von der Berechnungsart
§. 189.

Die Abſicht des Hrn. Silbermann ſcheinet geweſen zu ſeyn,
nicht mehr als acht harte und acht weiche Dreyklaͤnge ein-
ander gleich zu machen, und die uͤbrigen ihrem Schickſal zu
uͤberlaſſen. Die acht gleichen ſollen auch beſſer als die vier
uͤbrigen von jeder Art des Dreyklangs ſeyn, und daher erhaͤlt
man denn die haͤßliche 10 uͤber ſich ſchwebende Quinte gis:dis,
die vier haͤßlichen großen Terzen as c, h dis, fis ais und cis
eis,
nebſt den drey haͤßlichen kleinen Terzen dis fis, b des und
f as. Jn dem von mir gemachten Verſuch ſind nun die von
dem Hrn. Silbermann beliebten acht großen und acht weichen
Dreyklaͤnge ebenfalls gleich, und die uͤbrigen ihrem Schick-
ſal uͤberlaſſen worden. Nur iſt der Unterſcheid, daß die um
das Diaſchiſma 2048:2025 zu hoch ſchwebende Quinte gis:
dis
allhier auf 1⅕ reduciret worden, und daß zwar die acht
gleichen Dreyklaͤnge von jeder Art in Anſehung der Terzen
etwas verliehren, in Anſehung der Quinten aber gewinnen,
und daß die uͤbrigen Dreyklaͤnge von milderer Beſchaffenheit
als die Silbermanniſchen ſeyn werden.

§. 190.

Es findet ſich in des Hrn. Sorge Temperaturgeſpraͤch,
Seite 46 und 47, der Abriß einer ſo genannten Calviſio-
Praͤtoriſchen
ungleichſehwebenden Temperatur, welche mit
der vorhergehenden Silbermannſchen viel aͤhnliches hat,
1) indem alle Quinten, welche in der leztern um # ſchwe-
ben, allhier zu # angegeben ſind, und die Quinte gis dis
oder as es, welche dort 10 uͤber ſich ſchwebet, allhier zu 21
angegeben iſt; 2) indem alle bey Silbermannen um 3 # ſchwe-
benden großen Terzen allhier als 0, und die dort um 15 er-
hoͤhten, allhier zu 21 # angegeben werden; und endlich 3) in-
dem alle bey Silbermannen um 5 # ſchwebende kleine Terzen
allhier zu 2 #, und die dort um 17 erniedrigten allhier zu 26 #
angegeben werden. (Wenn man beym Hrn. Sorge 24 an ſtatt
21, und 27 anſtatt 26, u. ſ. w. lieſet, ſo koͤmmt dieſes von der un-
gleichen Theilung der beyden Dieſen her, wie ſchon bekannt iſt.)
Hr. Sorge ſaget, daß es mit der Prinziſchen Temperatur eben

dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0186" n="166"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwanzig&#x017F;ter Ab&#x017F;chn. Von der Berechnungsart</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 189.</head><lb/>
            <p>Die Ab&#x017F;icht des Hrn. Silbermann &#x017F;cheinet gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn,<lb/>
nicht mehr als acht harte und acht weiche Dreykla&#x0364;nge ein-<lb/>
ander gleich zu machen, und die u&#x0364;brigen ihrem Schick&#x017F;al zu<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Die acht gleichen &#x017F;ollen auch be&#x017F;&#x017F;er als die vier<lb/>
u&#x0364;brigen von jeder Art des Dreyklangs &#x017F;eyn, und daher erha&#x0364;lt<lb/>
man denn die ha&#x0364;ßliche 10 u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;chwebende Quinte <hi rendition="#aq">gis:dis,</hi><lb/>
die vier ha&#x0364;ßlichen großen Terzen <hi rendition="#aq">as c, h dis, fis ais</hi> und <hi rendition="#aq">cis<lb/>
eis,</hi> neb&#x017F;t den drey ha&#x0364;ßlichen kleinen Terzen <hi rendition="#aq">dis fis, b des</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">f as.</hi> Jn dem von mir gemachten Ver&#x017F;uch &#x017F;ind nun die von<lb/>
dem Hrn. Silbermann beliebten acht großen und acht weichen<lb/>
Dreykla&#x0364;nge ebenfalls gleich, und die u&#x0364;brigen ihrem Schick-<lb/>
&#x017F;al u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en worden. Nur i&#x017F;t der Unter&#x017F;cheid, daß die um<lb/>
das Dia&#x017F;chi&#x017F;ma 2048:2025 zu hoch &#x017F;chwebende Quinte <hi rendition="#aq">gis:<lb/>
dis</hi> allhier auf 1&#x2155; reduciret worden, und daß zwar die acht<lb/>
gleichen Dreykla&#x0364;nge von jeder Art in An&#x017F;ehung der Terzen<lb/>
etwas verliehren, in An&#x017F;ehung der Quinten aber gewinnen,<lb/>
und daß die u&#x0364;brigen Dreykla&#x0364;nge von milderer Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
als die Silbermanni&#x017F;chen &#x017F;eyn werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 190.</head><lb/>
            <p>Es findet &#x017F;ich in des Hrn. <hi rendition="#fr">Sorge</hi> Temperaturge&#x017F;pra&#x0364;ch,<lb/>
Seite 46 und 47, der Abriß einer &#x017F;o genannten <hi rendition="#fr">Calvi&#x017F;io-<lb/>
Pra&#x0364;tori&#x017F;chen</hi> ungleich&#x017F;ehwebenden Temperatur, welche mit<lb/>
der vorhergehenden <hi rendition="#fr">Silbermann&#x017F;chen</hi> viel a&#x0364;hnliches hat,<lb/>
1) indem alle Quinten, welche in der leztern um <formula notation="TeX">\frac{2}{12}</formula> # &#x017F;chwe-<lb/>
ben, allhier zu <formula notation="TeX">\frac{3}{12}</formula> # angegeben &#x017F;ind, und die Quinte <hi rendition="#aq">gis dis</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">as es,</hi> welche dort 10 u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;chwebet, allhier zu 21<lb/>
angegeben i&#x017F;t; 2) indem alle bey Silbermannen um 3 # &#x017F;chwe-<lb/>
benden großen Terzen allhier als 0, und die dort um 15 er-<lb/>
ho&#x0364;hten, allhier zu 21 # angegeben werden; und endlich 3) in-<lb/>
dem alle bey Silbermannen um 5 # &#x017F;chwebende kleine Terzen<lb/>
allhier zu 2 #, und die dort um 17 erniedrigten allhier zu 26 #<lb/>
angegeben werden. (Wenn man beym Hrn. Sorge 24 an &#x017F;tatt<lb/>
21, und 27 an&#x017F;tatt 26, u. &#x017F;. w. lie&#x017F;et, &#x017F;o ko&#x0364;mmt die&#x017F;es von der un-<lb/>
gleichen Theilung der beyden Die&#x017F;en her, wie &#x017F;chon bekannt i&#x017F;t.)<lb/>
Hr. Sorge &#x017F;aget, daß es mit der Prinzi&#x017F;chen Temperatur eben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0186] Zwanzigſter Abſchn. Von der Berechnungsart §. 189. Die Abſicht des Hrn. Silbermann ſcheinet geweſen zu ſeyn, nicht mehr als acht harte und acht weiche Dreyklaͤnge ein- ander gleich zu machen, und die uͤbrigen ihrem Schickſal zu uͤberlaſſen. Die acht gleichen ſollen auch beſſer als die vier uͤbrigen von jeder Art des Dreyklangs ſeyn, und daher erhaͤlt man denn die haͤßliche 10 uͤber ſich ſchwebende Quinte gis:dis, die vier haͤßlichen großen Terzen as c, h dis, fis ais und cis eis, nebſt den drey haͤßlichen kleinen Terzen dis fis, b des und f as. Jn dem von mir gemachten Verſuch ſind nun die von dem Hrn. Silbermann beliebten acht großen und acht weichen Dreyklaͤnge ebenfalls gleich, und die uͤbrigen ihrem Schick- ſal uͤberlaſſen worden. Nur iſt der Unterſcheid, daß die um das Diaſchiſma 2048:2025 zu hoch ſchwebende Quinte gis: dis allhier auf 1⅕ reduciret worden, und daß zwar die acht gleichen Dreyklaͤnge von jeder Art in Anſehung der Terzen etwas verliehren, in Anſehung der Quinten aber gewinnen, und daß die uͤbrigen Dreyklaͤnge von milderer Beſchaffenheit als die Silbermanniſchen ſeyn werden. §. 190. Es findet ſich in des Hrn. Sorge Temperaturgeſpraͤch, Seite 46 und 47, der Abriß einer ſo genannten Calviſio- Praͤtoriſchen ungleichſehwebenden Temperatur, welche mit der vorhergehenden Silbermannſchen viel aͤhnliches hat, 1) indem alle Quinten, welche in der leztern um [FORMEL] # ſchwe- ben, allhier zu [FORMEL] # angegeben ſind, und die Quinte gis dis oder as es, welche dort 10 uͤber ſich ſchwebet, allhier zu 21 angegeben iſt; 2) indem alle bey Silbermannen um 3 # ſchwe- benden großen Terzen allhier als 0, und die dort um 15 er- hoͤhten, allhier zu 21 # angegeben werden; und endlich 3) in- dem alle bey Silbermannen um 5 # ſchwebende kleine Terzen allhier zu 2 #, und die dort um 17 erniedrigten allhier zu 26 # angegeben werden. (Wenn man beym Hrn. Sorge 24 an ſtatt 21, und 27 anſtatt 26, u. ſ. w. lieſet, ſo koͤmmt dieſes von der un- gleichen Theilung der beyden Dieſen her, wie ſchon bekannt iſt.) Hr. Sorge ſaget, daß es mit der Prinziſchen Temperatur eben dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/186
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/186>, abgerufen am 05.05.2024.