Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
ohne Zuziehung eines Monochords auf das etc.

b) Es seyn die sieben Quarten c f, f b, b es, es as,
gis cis, cis fis
und fis h = 4:3, 4:3, 2:3, 4:3, 2:3, 4:3
und 4:3, welche zusammen das Jntervall c:h = 4096:2187
machen. *) Wenn von selbigen die reine große Unterterz h:g
harmonisch abgezogen wird, so bleibt die Ration 16384:10935
zurück, welche in der Verbindung mit der Grundzahl 200000
= C den Ton G mit 133484 giebet. Wenn der gefundne
Ton G wieder zum Grunde geleget, und von den sieben Quar-
ten
g c, c f, f b, b es, es as, gis cis und cis fis = 4:3, 4:3,
2:3, 4:3, 2:3, 4:3 und 4:3, deren Product = 4096:
2187 = g:fis, die reine große Unterterz fis:d harmonisch ab-
gezogen wird, so bringet die Verbindung der zurückbleiben-
den Ration 16384:10935 mit dem vorhin gefundnen G den
Ton D = 178180. Es muß aber, damit die Octave nicht
überschritten werde, entweder der Ton G = 133484 durch
die Duplirung zu 266968 gemachet, oder die Ration 16384:
10935 in 10935:8192 umgekehret, und absteigend mit
8192:10935 gerechnet werden. Wenn nunmehr der ge-
fundne Ton D wieder zum Grunde geleget wird, um den Ton
A zu finden, das A um den Ton E zu finden, das E um den
Ton H zu finden, u. s. w.: so werden die zwölf Töne der Octave
in folgender Quinten- oder Quartenordnung c, g, d, a, e, h, fis,
cis, gis

es,
dis
b
und f nach einander entwickelt werden.

§. 164.

Wir haben gesehen, wie sieben reine, um eine reine
große Terz, vermehrte Quinten, oder wie sieben reine,
um eine reine große Terz, verminderte Quarten eine Ration
hervorbringen, mit welcher alle zwölf Quinten oder Quarten
einer Octave verhältnißmäßig temperiret und gleichschwebend
gemachet werden können. Die Ursach dieser Begebenheit ist,
weil (§. 122.) sieben reine Quinten um Comm. pyth. zu
hoch, und folglich sieben reine Quarten um eben so viel zu nie-
drig sind; eine reine große Terz aber um = 1/3 Dies. min.
zu niedrig ist, und sieben Ein und zwanzigtheil Dies. min. sie-
ben Zwölftheilen Comm. pyth. gleich sind. Wenn also sieben
reine Quinten um eine reine große Terz vermehret werden,

so
*) Man sehe den §. 118. Seite 96. zurück.
ohne Zuziehung eines Monochords auf das ꝛc.

β) Es ſeyn die ſieben Quarten c f, f b, b es, es as,
gis cis, cis fis
und fis h = 4:3, 4:3, 2:3, 4:3, 2:3, 4:3
und 4:3, welche zuſammen das Jntervall c:h = 4096:2187
machen. *) Wenn von ſelbigen die reine große Unterterz h:g
harmoniſch abgezogen wird, ſo bleibt die Ration 16384:10935
zuruͤck, welche in der Verbindung mit der Grundzahl 200000
= C den Ton G mit 133484 giebet. Wenn der gefundne
Ton G wieder zum Grunde geleget, und von den ſieben Quar-
ten
g c, c f, f b, b es, es as, gis cis und cis fis = 4:3, 4:3,
2:3, 4:3, 2:3, 4:3 und 4:3, deren Product = 4096:
2187 = g:fis, die reine große Unterterz fis:d harmoniſch ab-
gezogen wird, ſo bringet die Verbindung der zuruͤckbleiben-
den Ration 16384:10935 mit dem vorhin gefundnen G den
Ton D = 178180. Es muß aber, damit die Octave nicht
uͤberſchritten werde, entweder der Ton G = 133484 durch
die Duplirung zu 266968 gemachet, oder die Ration 16384:
10935 in 10935:8192 umgekehret, und abſteigend mit
8192:10935 gerechnet werden. Wenn nunmehr der ge-
fundne Ton D wieder zum Grunde geleget wird, um den Ton
A zu finden, das A um den Ton E zu finden, das E um den
Ton H zu finden, u. ſ. w.: ſo werden die zwoͤlf Toͤne der Octave
in folgender Quinten- oder Quartenordnung c, g, d, a, e, h, fis,
cis, gis

es,
dis
b
und f nach einander entwickelt werden.

§. 164.

Wir haben geſehen, wie ſieben reine, um eine reine
große Terz, vermehrte Quinten, oder wie ſieben reine,
um eine reine große Terz, verminderte Quarten eine Ration
hervorbringen, mit welcher alle zwoͤlf Quinten oder Quarten
einer Octave verhaͤltnißmaͤßig temperiret und gleichſchwebend
gemachet werden koͤnnen. Die Urſach dieſer Begebenheit iſt,
weil (§. 122.) ſieben reine Quinten um Comm. pyth. zu
hoch, und folglich ſieben reine Quarten um eben ſo viel zu nie-
drig ſind; eine reine große Terz aber um =⅓ Dieſ. min.
zu niedrig iſt, und ſieben Ein und zwanzigtheil Dieſ. min. ſie-
ben Zwoͤlftheilen Comm. pyth. gleich ſind. Wenn alſo ſieben
reine Quinten um eine reine große Terz vermehret werden,

ſo
*) Man ſehe den §. 118. Seite 96. zuruͤck.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0159" n="139"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">ohne Zuziehung eines Monochords auf das &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
            <p>&#x03B2;) Es &#x017F;eyn die <hi rendition="#fr">&#x017F;ieben Quarten</hi> <hi rendition="#aq">c f, f b, b es, es as,<lb/>
gis cis, cis fis</hi> und <hi rendition="#aq">fis h</hi> = 4:3, 4:3, 2:3, 4:3, 2:3, 4:3<lb/>
und 4:3, welche zu&#x017F;ammen das Jntervall <hi rendition="#aq">c:h</hi> = 4096:2187<lb/>
machen. <note place="foot" n="*)">Man &#x017F;ehe den §. 118. Seite 96. zuru&#x0364;ck.</note> Wenn von &#x017F;elbigen die reine große Unterterz <hi rendition="#aq">h:g</hi><lb/>
harmoni&#x017F;ch abgezogen wird, &#x017F;o bleibt die Ration 16384:10935<lb/>
zuru&#x0364;ck, welche in der Verbindung mit der Grundzahl 200000<lb/>
= <hi rendition="#aq">C</hi> den Ton <hi rendition="#aq">G</hi> mit 133484 giebet. Wenn der gefundne<lb/>
Ton <hi rendition="#aq">G</hi> wieder zum Grunde geleget, und von den <hi rendition="#fr">&#x017F;ieben Quar-<lb/>
ten</hi> <hi rendition="#aq">g c, c f, f b, b es, es as, gis cis</hi> und <hi rendition="#aq">cis fis</hi> = 4:3, 4:3,<lb/>
2:3, 4:3, 2:3, 4:3 und 4:3, deren Product = 4096:<lb/>
2187 = <hi rendition="#aq">g:fis,</hi> die reine große Unterterz <hi rendition="#aq">fis:d</hi> harmoni&#x017F;ch ab-<lb/>
gezogen wird, &#x017F;o bringet die Verbindung der zuru&#x0364;ckbleiben-<lb/>
den Ration 16384:10935 mit dem vorhin gefundnen <hi rendition="#aq">G</hi> den<lb/>
Ton <hi rendition="#aq">D</hi> = 178180. Es muß aber, damit die Octave nicht<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chritten werde, entweder der Ton <hi rendition="#aq">G</hi> = 133484 durch<lb/>
die <hi rendition="#fr">Duplirung</hi> zu 266968 gemachet, oder die Ration 16384:<lb/>
10935 in 10935:8192 umgekehret, und <hi rendition="#fr">ab&#x017F;teigend</hi> mit<lb/>
8192:10935 gerechnet werden. Wenn nunmehr der ge-<lb/>
fundne Ton <hi rendition="#aq">D</hi> wieder zum Grunde geleget wird, um den Ton<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> zu finden, das <hi rendition="#aq">A</hi> um den Ton <hi rendition="#aq">E</hi> zu finden, das <hi rendition="#aq">E</hi> um den<lb/>
Ton <hi rendition="#aq">H</hi> zu finden, u. &#x017F;. w.: &#x017F;o werden die zwo&#x0364;lf To&#x0364;ne der Octave<lb/>
in folgender Quinten- oder Quartenordnung <hi rendition="#aq">c, g, d, a, e, h, fis,<lb/>
cis, gis<list><item><list rendition="#rightBraced"><item>es,<lb/>
dis</item></list>b</item></list></hi> und <hi rendition="#aq">f</hi> nach einander entwickelt werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 164.</head><lb/>
            <p>Wir haben ge&#x017F;ehen, wie <hi rendition="#fr">&#x017F;ieben reine,</hi> um eine reine<lb/>
große Terz, vermehrte <hi rendition="#fr">Quinten,</hi> oder wie <hi rendition="#fr">&#x017F;ieben reine,</hi><lb/>
um eine reine große Terz, verminderte <hi rendition="#fr">Quarten</hi> eine Ration<lb/>
hervorbringen, mit welcher alle zwo&#x0364;lf Quinten oder Quarten<lb/>
einer Octave verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig temperiret und gleich&#x017F;chwebend<lb/>
gemachet werden ko&#x0364;nnen. Die Ur&#x017F;ach die&#x017F;er Begebenheit i&#x017F;t,<lb/>
weil (§. 122.) &#x017F;ieben reine Quinten um <formula notation="TeX">\frac{7}{12}</formula> Comm. pyth. zu<lb/>
hoch, und folglich &#x017F;ieben reine Quarten um eben &#x017F;o viel zu nie-<lb/>
drig &#x017F;ind; eine reine große Terz aber um <formula notation="TeX">\frac{7}{21}</formula>=&#x2153; Die&#x017F;. min.<lb/>
zu niedrig i&#x017F;t, und &#x017F;ieben Ein und zwanzigtheil Die&#x017F;. min. &#x017F;ie-<lb/>
ben Zwo&#x0364;lftheilen Comm. pyth. gleich &#x017F;ind. Wenn al&#x017F;o &#x017F;ieben<lb/>
reine Quinten um eine reine große Terz vermehret werden,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0159] ohne Zuziehung eines Monochords auf das ꝛc. β) Es ſeyn die ſieben Quarten c f, f b, b es, es as, gis cis, cis fis und fis h = 4:3, 4:3, 2:3, 4:3, 2:3, 4:3 und 4:3, welche zuſammen das Jntervall c:h = 4096:2187 machen. *) Wenn von ſelbigen die reine große Unterterz h:g harmoniſch abgezogen wird, ſo bleibt die Ration 16384:10935 zuruͤck, welche in der Verbindung mit der Grundzahl 200000 = C den Ton G mit 133484 giebet. Wenn der gefundne Ton G wieder zum Grunde geleget, und von den ſieben Quar- ten g c, c f, f b, b es, es as, gis cis und cis fis = 4:3, 4:3, 2:3, 4:3, 2:3, 4:3 und 4:3, deren Product = 4096: 2187 = g:fis, die reine große Unterterz fis:d harmoniſch ab- gezogen wird, ſo bringet die Verbindung der zuruͤckbleiben- den Ration 16384:10935 mit dem vorhin gefundnen G den Ton D = 178180. Es muß aber, damit die Octave nicht uͤberſchritten werde, entweder der Ton G = 133484 durch die Duplirung zu 266968 gemachet, oder die Ration 16384: 10935 in 10935:8192 umgekehret, und abſteigend mit 8192:10935 gerechnet werden. Wenn nunmehr der ge- fundne Ton D wieder zum Grunde geleget wird, um den Ton A zu finden, das A um den Ton E zu finden, das E um den Ton H zu finden, u. ſ. w.: ſo werden die zwoͤlf Toͤne der Octave in folgender Quinten- oder Quartenordnung c, g, d, a, e, h, fis, cis, gises, dis b und f nach einander entwickelt werden. §. 164. Wir haben geſehen, wie ſieben reine, um eine reine große Terz, vermehrte Quinten, oder wie ſieben reine, um eine reine große Terz, verminderte Quarten eine Ration hervorbringen, mit welcher alle zwoͤlf Quinten oder Quarten einer Octave verhaͤltnißmaͤßig temperiret und gleichſchwebend gemachet werden koͤnnen. Die Urſach dieſer Begebenheit iſt, weil (§. 122.) ſieben reine Quinten um [FORMEL] Comm. pyth. zu hoch, und folglich ſieben reine Quarten um eben ſo viel zu nie- drig ſind; eine reine große Terz aber um [FORMEL]=⅓ Dieſ. min. zu niedrig iſt, und ſieben Ein und zwanzigtheil Dieſ. min. ſie- ben Zwoͤlftheilen Comm. pyth. gleich ſind. Wenn alſo ſieben reine Quinten um eine reine große Terz vermehret werden, ſo *) Man ſehe den §. 118. Seite 96. zuruͤck.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/159
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/159>, abgerufen am 04.05.2024.