Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.Griechen) ist uns unsere wohl exercirt gewesene junge Mannschafft vortrefflich zu Diese Tirones oder junge Römische Seminaristen, wann sie hernach erwach- Bey denen Griechen waren dergleichen Kriegs-Seminaria ebenfalls sehr solte
Griechen) iſt uns unſere wohl exercirt geweſene junge Mannſchafft vortrefflich zu Dieſe Tirones oder junge Roͤmiſche Seminariſten, wann ſie hernach erwach- Bey denen Griechen waren dergleichen Kriegs-Seminaria ebenfalls ſehr ſolte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/> Griechen) iſt uns unſere wohl <hi rendition="#aq">exerci</hi>rt geweſene junge Mannſchafft vortrefflich zu<lb/> ſtatten gekommen, dann ſie hat ſchon zuvor gewuſt, wie es in Krieg und Schlach-<lb/> ten hergienge, und durch dieſe Wiſſenſchafft wurde ſie kuͤhn und unverzagt, weil<lb/> ſich niemand ſcheuet, dasjenige ins Werck zu richten, was er wohl gelernet hat,<lb/> ſo iſt auch ein kleiner Hauff wohl geuͤbter Soldateu beſſer als eine groſſe Menge<lb/> ungeuͤbter, als die allezeit zu erwarten haben, daß ſie von jenen werden geſchlagen<lb/> werden.</p><lb/> <p>Dieſe <hi rendition="#aq">Tirones</hi> oder junge Roͤmiſche <hi rendition="#aq">Seminariſt</hi>en, wann ſie hernach erwach-<lb/> ſen und ihre <hi rendition="#aq">Exercitia,</hi> von denen <hi rendition="#aq">Campidoctoribus,</hi> oder <hi rendition="#aq">Armi-Magiſtris,</hi> (derglei-<lb/> chen heutigs Tags bey unſern neu-angehenden Soldaten die <hi rendition="#aq">Corporal</hi>s, Feldwe-<lb/> bels, <hi rendition="#aq">Sergean</hi>ten und <hi rendition="#aq">Majors</hi> ſeyn,) wohl erlernet hatten, kamen aus ihren <hi rendition="#aq">Ergaſtu-<lb/> lis</hi> oder <hi rendition="#aq">Angarijs</hi> heraus, und wurden unter die Armee gegeben, auch in die Solda-<lb/> ten-Rolle eingeſchrieben, vorher aber ihnen auf den lincken Arm die zwey Buch-<lb/> ſtaben <hi rendition="#aq">M. R.</hi> eingebrand, welches <hi rendition="#aq">Miles Romanus</hi> bedeuten und gleichſam ein <hi rendition="#aq">Sa-<lb/> cramentum Militare,</hi> Kriegs-Bund und Pflicht (dem Vaterland jeder Zeit treu zu<lb/> verbleiben) ſeyn ſolte.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Bey denen Griechen</hi> waren dergleichen Kriegs-<hi rendition="#aq">Seminaria</hi> ebenfalls ſehr<lb/> gebraͤuchlich, dann alſo leſen wir bey dem <hi rendition="#aq">Cornelio Nepote</hi> in dem Leben des <hi rendition="#aq">Epa-<lb/> minondæ,</hi> daß er ſeine Thebaner alſo angeredet habe: <hi rendition="#aq">Paritur pax Bello, itaque<lb/> qui ea diutina volunt frui, bello exercitati eſſe debent, quare ſi Principes Græciæ<lb/> vultis eſſe, caſtris eſt vobis utendum, non palæſtra,</hi> durch Krieg und Tapfferkeit<lb/> wird der Frieden erlanget, wer dieſen lang erhalteo will, der muß immer zum<lb/> Krieg geruͤſtet, und in denen Waffen geuͤbet ſeyn, wann ihr dannenhero Fuͤrſten<lb/> in Griechenland ſeyn wollet, ſo muͤſſet ihr euch mehr bey denen Kriegs-<hi rendition="#aq">Exercitiis</hi><lb/> als auf den Schauplatz finden laſſen, <hi rendition="#aq">Armis non ludis promptiores eſſe decet,</hi><lb/> man muß fertiger zu ernſthafftigen Kriegs-Sachen, als zu Kurtzweilen und<lb/> Schau-Spielen ſeyn, welchergeſtalt auch <hi rendition="#aq">Iphicrates</hi> zu ſeiner Athenienſer groſſen<lb/> Vortheil, die Kriegs-<hi rendition="#aq">Exercitia</hi> bey ihrer Armee auf guten Fuß geſetzet, die alte<lb/> Untaugliche, wie auch dergleichen Waffen abgeſchaffet und beſſere und bequemere<lb/> dafuͤr eingefuͤhret habe, ſolches iſt ebenfalls bey bemeldten <hi rendition="#aq">Autore</hi> zu leſen, ein<lb/> gleiches hat auch <hi rendition="#aq">Chabrias</hi> gethan, und der ſchon zuvor gedachte <hi rendition="#aq">Epaminondas</hi><lb/> uͤbte ſich gleich nach zuruͤck gelegter Minderjaͤhrigkeit, (welches bey denen Theba-<lb/> nern das 14 de Jahr des Alters war, in der ſo genannten <hi rendition="#aq">Gymnaſtica</hi> oder Kriegs-<lb/><hi rendition="#aq">Exercitien</hi>-Schul, welche, worinn ſie beſtanden, bey dem <hi rendition="#aq">Vosſio de 4. Art popul.<lb/> C. 3.</hi> ausfuͤhrlich beſchrieben wird, es hatten aber hauptſaͤchlich die alten Grie-<lb/> chen deßfalls dreyerley <hi rendition="#aq">Profesſiones</hi> in ſteter Ubung, unter welchen die erſte war<lb/><hi rendition="#aq">Tactica,</hi> oder die Anweiſung zu denen Schlacht-Ordnungen, die andere <hi rendition="#aq">Stratage-<lb/> tica,</hi> dieſe gab Unterricht von den Amt eines Obriſten, wie er ſein Kriegs-Volck<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſolte</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Griechen) iſt uns unſere wohl exercirt geweſene junge Mannſchafft vortrefflich zu
ſtatten gekommen, dann ſie hat ſchon zuvor gewuſt, wie es in Krieg und Schlach-
ten hergienge, und durch dieſe Wiſſenſchafft wurde ſie kuͤhn und unverzagt, weil
ſich niemand ſcheuet, dasjenige ins Werck zu richten, was er wohl gelernet hat,
ſo iſt auch ein kleiner Hauff wohl geuͤbter Soldateu beſſer als eine groſſe Menge
ungeuͤbter, als die allezeit zu erwarten haben, daß ſie von jenen werden geſchlagen
werden.
Dieſe Tirones oder junge Roͤmiſche Seminariſten, wann ſie hernach erwach-
ſen und ihre Exercitia, von denen Campidoctoribus, oder Armi-Magiſtris, (derglei-
chen heutigs Tags bey unſern neu-angehenden Soldaten die Corporals, Feldwe-
bels, Sergeanten und Majors ſeyn,) wohl erlernet hatten, kamen aus ihren Ergaſtu-
lis oder Angarijs heraus, und wurden unter die Armee gegeben, auch in die Solda-
ten-Rolle eingeſchrieben, vorher aber ihnen auf den lincken Arm die zwey Buch-
ſtaben M. R. eingebrand, welches Miles Romanus bedeuten und gleichſam ein Sa-
cramentum Militare, Kriegs-Bund und Pflicht (dem Vaterland jeder Zeit treu zu
verbleiben) ſeyn ſolte.
Bey denen Griechen waren dergleichen Kriegs-Seminaria ebenfalls ſehr
gebraͤuchlich, dann alſo leſen wir bey dem Cornelio Nepote in dem Leben des Epa-
minondæ, daß er ſeine Thebaner alſo angeredet habe: Paritur pax Bello, itaque
qui ea diutina volunt frui, bello exercitati eſſe debent, quare ſi Principes Græciæ
vultis eſſe, caſtris eſt vobis utendum, non palæſtra, durch Krieg und Tapfferkeit
wird der Frieden erlanget, wer dieſen lang erhalteo will, der muß immer zum
Krieg geruͤſtet, und in denen Waffen geuͤbet ſeyn, wann ihr dannenhero Fuͤrſten
in Griechenland ſeyn wollet, ſo muͤſſet ihr euch mehr bey denen Kriegs-Exercitiis
als auf den Schauplatz finden laſſen, Armis non ludis promptiores eſſe decet,
man muß fertiger zu ernſthafftigen Kriegs-Sachen, als zu Kurtzweilen und
Schau-Spielen ſeyn, welchergeſtalt auch Iphicrates zu ſeiner Athenienſer groſſen
Vortheil, die Kriegs-Exercitia bey ihrer Armee auf guten Fuß geſetzet, die alte
Untaugliche, wie auch dergleichen Waffen abgeſchaffet und beſſere und bequemere
dafuͤr eingefuͤhret habe, ſolches iſt ebenfalls bey bemeldten Autore zu leſen, ein
gleiches hat auch Chabrias gethan, und der ſchon zuvor gedachte Epaminondas
uͤbte ſich gleich nach zuruͤck gelegter Minderjaͤhrigkeit, (welches bey denen Theba-
nern das 14 de Jahr des Alters war, in der ſo genannten Gymnaſtica oder Kriegs-
Exercitien-Schul, welche, worinn ſie beſtanden, bey dem Vosſio de 4. Art popul.
C. 3. ausfuͤhrlich beſchrieben wird, es hatten aber hauptſaͤchlich die alten Grie-
chen deßfalls dreyerley Profesſiones in ſteter Ubung, unter welchen die erſte war
Tactica, oder die Anweiſung zu denen Schlacht-Ordnungen, die andere Stratage-
tica, dieſe gab Unterricht von den Amt eines Obriſten, wie er ſein Kriegs-Volck
ſolte
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