Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.Die dritte Motive Adeliche Cadets und vornehme Tirones in ein Corpus Diesen jetzt beschriebenen Römischen Adelichen Seminariis und Tironibus Wiewohl auch zu solcheu Bürgerlichen Tironibus nicht allerhand Jüng- merckte
Die dritte Motive Adeliche Cadets und vornehme Tirones in ein Corpus Dieſen jetzt beſchriebenen Roͤmiſchen Adelichen Seminariis und Tironibus Wiewohl auch zu ſolcheu Buͤrgerlichen Tironibus nicht allerhand Juͤng- merckte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="22"/> <p>Die dritte <hi rendition="#aq">Motive</hi> Adeliche <hi rendition="#aq">Cadets</hi> und vornehme <hi rendition="#aq">Tirones</hi> in ein <hi rendition="#aq">Corpus</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Semioarium</hi> zuſamm zu bringen, war auch dieſes, weil man von ſolchen<lb/> jungen vornehmen Soͤhnen verſichert war, daß ſie in ihrer Cltern Hauſe ſchon<lb/> wuͤrden in guten Sitten, Kuͤnſten und Sprachen (ſonderlich in Leſen und<lb/> Schreiben) wohl ſeyn unterrichtet worden, welches letztere ihnen aucb darumb<lb/> umb ſo vielmehr zu ſtatten kam, weil alle <hi rendition="#aq">Militair</hi>-Beſtallungen und <hi rendition="#aq">Ordres</hi><lb/> ſchrifftlich abgefaſſet geweſen, es moͤchten gleich ſolche die <hi rendition="#aq">Expeditione</hi>s ſelbſt,<lb/> oder <hi rendition="#aq">Proviant</hi> und <hi rendition="#aq">Munition</hi> und andere Dinge betreffen. Dann da muſte ein<lb/> jeder Kriegs-Mann in denen Roͤmiſchen <hi rendition="#aq">Arméen</hi> ſowohl von Adelichen als<lb/> Gemeinen <hi rendition="#aq">Officir</hi>ern und Soldaten ſelbſt auffſchreiben, und vor ſich ein Buͤch-<lb/> lein halten, was er an Sold empfangen, und wie viel ihme noch <hi rendition="#aq">reſtirt</hi>e, was<lb/> er an taͤglicher Frucht und Getreyd eingenommen, und wie viel ihnie noch<lb/> hinterſteluͤg ſey, er muſte auch ſeine Wachten und Qvartiere, die Tage und<lb/> Oerter <hi rendition="#fr">wann,</hi> und <hi rendition="#fr">wohin</hi> er auff die Arbeit <hi rendition="#aq">commandi<supplied>r</supplied></hi>et worden, auff-<lb/> ſchreiben, und weil er den Nahmen ſeines Huuptmanns an ſeinem Faͤhnlein,<lb/> und vorn an ſeiner Sturm-Hauben geſchrieben hatte, ſeiner Mit-Soldaten ihre<lb/> Nahmen auch auff jeder ihreu Schilde und Tartſchen verzeichnet waren, (da-<lb/> mit ſie in der Schlacht ſich nicht verirren koͤnten,) ſo war es ja allerdings noͤ-<lb/> thig, daß ein Soldat ſchreiben und leſen koͤnte, welches daß es auch bey unſe-<lb/> rer Teutſchen Militz, ja bey allen Buͤrgern und Bauren moͤchte eingefuͤhret<lb/> werden, vielfaͤltig ſchon unſer wohlgemeynter Vorſchlag und Wuͤuſchen ge-<lb/> weſen iſt.</p><lb/> <p>Dieſen jetzt beſchriebenen Roͤmiſchen Adelichen <hi rendition="#aq">Seminariis</hi> und <hi rendition="#aq">Tironibus</hi><lb/> wurden hernach die Buͤrgerliche aus denen oberzehlten Zuͤnfften, zu nechſt an<lb/> die Seite geſetzt. Es hatten zwar die Roͤmer allen <hi rendition="#aq">Reſpect</hi> vor ihren Adel und<lb/> alle vornehme <hi rendition="#aq">Famili</hi>en, aber in ſo weit als die aus ſolchen entſproſſene ſich<lb/> tapffer Adelich und wohl aufffuͤhrten, wo dieſes nicht geſchahe, ſo war ihnen<lb/> ein tugendhaffter Buͤrger, und Buͤrgers Sohn eben ſo lieb und werth, als der<lb/> beſte von Adel, er wurde auch vor dieſen zu hohen Stadt- und Kriegs-Aemtern<lb/> gezogen, und fing ſich bey demſelben Buͤrger ſein Adel-Stand durch loͤbliche<lb/> Thaten an, da er bey den traͤgen und nichtswuͤrdigen Edelmann hingegen auff-<lb/> hoͤrte, wie ſolches viel hundert <hi rendition="#aq">Exempla</hi> in denen Noͤmiſchen Hiſtorien zur Ge-<lb/> nuͤge beweiſen koͤnnen.</p><lb/> <p>Wiewohl auch zu ſolcheu Buͤrgerlichen <hi rendition="#aq">Tironibus</hi> nicht allerhand Juͤng-<lb/> linge die nur vorkamen, auch nicht aus allen und jeden <hi rendition="#aq">Profeſſion</hi>en und Hand-<lb/> werckern genommen wurden, dann Erſtlich ſahe man in beyden <hi rendition="#aq">Seminariis</hi> wohl<lb/> darauff, ob ein anzunehmender <hi rendition="#aq">Tyro</hi> ſeine r<supplied>e</supplied>chte Leibes-Laͤnge und <hi rendition="#aq">Proportion</hi><lb/> hatte, ob er nicht zu klein oder zu ſchwach Waffen zu tragen waͤre, man be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">merckte</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0022]
Die dritte Motive Adeliche Cadets und vornehme Tirones in ein Corpus
und Semioarium zuſamm zu bringen, war auch dieſes, weil man von ſolchen
jungen vornehmen Soͤhnen verſichert war, daß ſie in ihrer Cltern Hauſe ſchon
wuͤrden in guten Sitten, Kuͤnſten und Sprachen (ſonderlich in Leſen und
Schreiben) wohl ſeyn unterrichtet worden, welches letztere ihnen aucb darumb
umb ſo vielmehr zu ſtatten kam, weil alle Militair-Beſtallungen und Ordres
ſchrifftlich abgefaſſet geweſen, es moͤchten gleich ſolche die Expeditiones ſelbſt,
oder Proviant und Munition und andere Dinge betreffen. Dann da muſte ein
jeder Kriegs-Mann in denen Roͤmiſchen Arméen ſowohl von Adelichen als
Gemeinen Officirern und Soldaten ſelbſt auffſchreiben, und vor ſich ein Buͤch-
lein halten, was er an Sold empfangen, und wie viel ihme noch reſtirte, was
er an taͤglicher Frucht und Getreyd eingenommen, und wie viel ihnie noch
hinterſteluͤg ſey, er muſte auch ſeine Wachten und Qvartiere, die Tage und
Oerter wann, und wohin er auff die Arbeit commandiret worden, auff-
ſchreiben, und weil er den Nahmen ſeines Huuptmanns an ſeinem Faͤhnlein,
und vorn an ſeiner Sturm-Hauben geſchrieben hatte, ſeiner Mit-Soldaten ihre
Nahmen auch auff jeder ihreu Schilde und Tartſchen verzeichnet waren, (da-
mit ſie in der Schlacht ſich nicht verirren koͤnten,) ſo war es ja allerdings noͤ-
thig, daß ein Soldat ſchreiben und leſen koͤnte, welches daß es auch bey unſe-
rer Teutſchen Militz, ja bey allen Buͤrgern und Bauren moͤchte eingefuͤhret
werden, vielfaͤltig ſchon unſer wohlgemeynter Vorſchlag und Wuͤuſchen ge-
weſen iſt.
Dieſen jetzt beſchriebenen Roͤmiſchen Adelichen Seminariis und Tironibus
wurden hernach die Buͤrgerliche aus denen oberzehlten Zuͤnfften, zu nechſt an
die Seite geſetzt. Es hatten zwar die Roͤmer allen Reſpect vor ihren Adel und
alle vornehme Familien, aber in ſo weit als die aus ſolchen entſproſſene ſich
tapffer Adelich und wohl aufffuͤhrten, wo dieſes nicht geſchahe, ſo war ihnen
ein tugendhaffter Buͤrger, und Buͤrgers Sohn eben ſo lieb und werth, als der
beſte von Adel, er wurde auch vor dieſen zu hohen Stadt- und Kriegs-Aemtern
gezogen, und fing ſich bey demſelben Buͤrger ſein Adel-Stand durch loͤbliche
Thaten an, da er bey den traͤgen und nichtswuͤrdigen Edelmann hingegen auff-
hoͤrte, wie ſolches viel hundert Exempla in denen Noͤmiſchen Hiſtorien zur Ge-
nuͤge beweiſen koͤnnen.
Wiewohl auch zu ſolcheu Buͤrgerlichen Tironibus nicht allerhand Juͤng-
linge die nur vorkamen, auch nicht aus allen und jeden Profeſſionen und Hand-
werckern genommen wurden, dann Erſtlich ſahe man in beyden Seminariis wohl
darauff, ob ein anzunehmender Tyro ſeine rechte Leibes-Laͤnge und Proportion
hatte, ob er nicht zu klein oder zu ſchwach Waffen zu tragen waͤre, man be-
merckte
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