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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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unvergleichlich eingeführten Kriegs-Exercitien, und der dabey nothwendigen
Kriegs-Wissenschafften, oder auch der Bravoure halber, welche eine Ehristliche
wohl regulirte und diseiplinirte Militz, in Vergleichung gegen Barbarische und
und andere Nationen, sonderlich zu der Zeit besitzet, da die Kriegs-Künste ungleich
höher gestiegen. als sie vor tausend und mehr Jahren, (vornehmlich vor Erfindung
des Büchsen-Pulvers, und der so hoch getriebenen Bevestigungs-Kunst) nicht ge-
wesen seyn.

Die darinnen befindliche Seminaristen, und zwar in weiten Verstand ge-
nommen, seynd erstlich alle tapfere von Adel und Ritters-Leute, welche ihren
Landes-Herrn und dem Vaterland zu Dienste bey sich ereignender Feindes-Ge-
fahr auffsitzen, und ihrer Lehns- und Vasallen-Pflicht, mit Heldenmüthigen Strei-
ten, nach eines ieden Landes seiner besondern Verfaßung hierüber) nachkommen
müssen, es seynd es auch ferner alle wohl exercirte Bürgerschafften in Reichs-
Residentz-und Municipal Städten, welche wohl ehe grosse Feindliche Armeen nach
viel wöchentlicher Belägerung und ungemeiner vor ihren Wäll und Mauren ge-
brauchten Kriegs-Gewalt tapfer abgewiesen, oder doch so lang sich männlich de-
fendir
et haben, biß sie entweder Succurs oder einen honorablen Accord erlanget,
unter diesen Bürgerschafften, die mehrentheils des Jahrs einmahl von ihren
Bürger-Capitainen exerciret werden, haben hernach wieder das Prae. Jhre so
genannten Schützen-Compagnien, die wöchentlich sich in ihren Schieß- oder
Schützen-Häusern mit gezogenen Röhren nach der Scheiben, Jtem mit Arm-
Brüsten, auch wohl zu gewissen Zeiten mit Canonen-Schießen üben, und dadurch
so geschickt werden, daß sie vielmahls von ihren Wällen denen Belägerern man-
chen Mann darnieder geleget, als Kriegs-Seminaria hätte man auch die Jäger
die sich hin und wieder in Teutschland befinden anzusehen, zumahl wann die Herr-
schafftliche oder Landes-Fürstliche Jägerey in dem Land, wo dies@lbe sehr starck
ist, in gewisse Compagnien vertheilet, und zu gewissen Zeiten auch auf Soldatisch
exerciret, hernach ein gleiches mit der Noblesse und anderer Landsaßen ihren Jä-
gern vorgenommen, aus beyden Partheyen aber hernach Regimenter formiret
würden, welche in Nothfall mit ihren gezogenen Röhren, gegen einen einbrechen-
den Feind könten gesühret werden.

Die in oielen grossen Reichen auf guten Fuß stehende Land-Militz, die Po-
spolite Ruscenie
in Pohlen und Litthauen, der Bann und Arriere Bann in Franck-
reich, die so genannten Trainbands in Engelland, und in der Schweitz der Aufbot
und Außschuß, (welcher in 24. Stunden über hundert tausend Mann aufbringet,)
seynd alle unter selbiger Länder Seminaria Militaria zu rechnen.

Voraus aber unserer Europäischen Potentaten ihre auf denen Beinen ha-
bende Zahlreiche Armeen, in welchen durch eine gleichsam perpetuirliche Circulati-

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unvergleichlich eingefuͤhrten Kriegs-Exercitien, und der dabey nothwendigen
Kriegs-Wiſſenſchafften, oder auch der Bravoure halber, welche eine Ehriſtliche
wohl regulirte und diſeiplinirte Militz, in Vergleichung gegen Barbariſche und
und andere Nationen, ſonderlich zu der Zeit beſitzet, da die Kriegs-Kuͤnſte ungleich
hoͤher geſtiegen. als ſie vor tauſend und mehr Jahren, (vornehmlich vor Erfindung
des Buͤchſen-Pulvers, und der ſo hoch getriebenen Beveſtigungs-Kunſt) nicht ge-
weſen ſeyn.

Die darinnen befindliche Seminariſten, und zwar in weiten Verſtand ge-
nommen, ſeynd erſtlich alle tapfere von Adel und Ritters-Leute, welche ihren
Landes-Herrn und dem Vaterland zu Dienſte bey ſich ereignender Feindes-Ge-
fahr auffſitzen, und ihrer Lehns- und Vaſallen-Pflicht, mit Heldenmuͤthigen Strei-
ten, nach eines ieden Landes ſeiner beſondern Verfaßung hieruͤber) nachkommen
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Reſidentz-und Municipal Staͤdten, welche wohl ehe groſſe Feindliche Armeen nach
viel woͤchentlicher Belaͤgerung und ungemeiner vor ihren Waͤll und Mauren ge-
brauchten Kriegs-Gewalt tapfer abgewieſen, oder doch ſo lang ſich maͤnnlich de-
fendir
et haben, biß ſie entweder Succurs oder einen honorablen Accord erlanget,
unter dieſen Buͤrgerſchafften, die mehrentheils des Jahrs einmahl von ihren
Buͤrger-Capitainen exerciret werden, haben hernach wieder das Præ. Jhre ſo
genannten Schuͤtzen-Compagnien, die woͤchentlich ſich in ihren Schieß- oder
Schuͤtzen-Haͤuſern mit gezogenen Roͤhren nach der Scheiben, Jtem mit Arm-
Bruͤſten, auch wohl zu gewiſſen Zeiten mit Canonen-Schießen uͤben, und dadurch
ſo geſchickt werden, daß ſie vielmahls von ihren Waͤllen denen Belaͤgerern man-
chen Mann darnieder geleget, als Kriegs-Seminaria haͤtte man auch die Jaͤger
die ſich hin und wieder in Teutſchland befinden anzuſehen, zumahl wann die Herr-
ſchafftliche oder Landes-Fuͤrſtliche Jaͤgerey in dem Land, wo dieſəlbe ſehr ſtarck
iſt, in gewiſſe Compagnien vertheilet, und zu gewiſſen Zeiten auch auf Soldatiſch
exerciret, hernach ein gleiches mit der Nobleſſe und anderer Landſaßen ihren Jaͤ-
gern vorgenommen, aus beyden Partheyen aber hernach Regimenter formiret
wuͤrden, welche in Nothfall mit ihren gezogenen Roͤhren, gegen einen einbrechen-
den Feind koͤnten geſuͤhret werden.

Die in oielen groſſen Reichen auf guten Fuß ſtehende Land-Militz, die Po-
ſpolite Ruſcenie
in Pohlen und Litthauen, der Bann und Arriere Bann in Franck-
reich, die ſo genannten Trainbands in Engelland, und in der Schweitz der Aufbot
und Außſchuß, (welcher in 24. Stunden uͤber hundert tauſend Mann aufbringet,)
ſeynd alle unter ſelbiger Laͤnder Seminaria Militaria zu rechnen.

Voraus aber unſerer Europaͤiſchen Potentaten ihre auf denen Beinen ha-
bende Zahlreiche Armeen, in welchen durch eine gleichſam perpetuirliche Circulati-

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B 3
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[13/0013] unvergleichlich eingefuͤhrten Kriegs-Exercitien, und der dabey nothwendigen Kriegs-Wiſſenſchafften, oder auch der Bravoure halber, welche eine Ehriſtliche wohl regulirte und diſeiplinirte Militz, in Vergleichung gegen Barbariſche und und andere Nationen, ſonderlich zu der Zeit beſitzet, da die Kriegs-Kuͤnſte ungleich hoͤher geſtiegen. als ſie vor tauſend und mehr Jahren, (vornehmlich vor Erfindung des Buͤchſen-Pulvers, und der ſo hoch getriebenen Beveſtigungs-Kunſt) nicht ge- weſen ſeyn. Die darinnen befindliche Seminariſten, und zwar in weiten Verſtand ge- nommen, ſeynd erſtlich alle tapfere von Adel und Ritters-Leute, welche ihren Landes-Herrn und dem Vaterland zu Dienſte bey ſich ereignender Feindes-Ge- fahr auffſitzen, und ihrer Lehns-und Vaſallen-Pflicht, mit Heldenmuͤthigen Strei- ten, nach eines ieden Landes ſeiner beſondern Verfaßung hieruͤber) nachkommen muͤſſen, es ſeynd es auch ferner alle wohl exercirte Buͤrgerſchafften in Reichs- Reſidentz-und Municipal Staͤdten, welche wohl ehe groſſe Feindliche Armeen nach viel woͤchentlicher Belaͤgerung und ungemeiner vor ihren Waͤll und Mauren ge- brauchten Kriegs-Gewalt tapfer abgewieſen, oder doch ſo lang ſich maͤnnlich de- fendiret haben, biß ſie entweder Succurs oder einen honorablen Accord erlanget, unter dieſen Buͤrgerſchafften, die mehrentheils des Jahrs einmahl von ihren Buͤrger-Capitainen exerciret werden, haben hernach wieder das Præ. Jhre ſo genannten Schuͤtzen-Compagnien, die woͤchentlich ſich in ihren Schieß- oder Schuͤtzen-Haͤuſern mit gezogenen Roͤhren nach der Scheiben, Jtem mit Arm- Bruͤſten, auch wohl zu gewiſſen Zeiten mit Canonen-Schießen uͤben, und dadurch ſo geſchickt werden, daß ſie vielmahls von ihren Waͤllen denen Belaͤgerern man- chen Mann darnieder geleget, als Kriegs-Seminaria haͤtte man auch die Jaͤger die ſich hin und wieder in Teutſchland befinden anzuſehen, zumahl wann die Herr- ſchafftliche oder Landes-Fuͤrſtliche Jaͤgerey in dem Land, wo dieſəlbe ſehr ſtarck iſt, in gewiſſe Compagnien vertheilet, und zu gewiſſen Zeiten auch auf Soldatiſch exerciret, hernach ein gleiches mit der Nobleſſe und anderer Landſaßen ihren Jaͤ- gern vorgenommen, aus beyden Partheyen aber hernach Regimenter formiret wuͤrden, welche in Nothfall mit ihren gezogenen Roͤhren, gegen einen einbrechen- den Feind koͤnten geſuͤhret werden. Die in oielen groſſen Reichen auf guten Fuß ſtehende Land-Militz, die Po- ſpolite Ruſcenie in Pohlen und Litthauen, der Bann und Arriere Bann in Franck- reich, die ſo genannten Trainbands in Engelland, und in der Schweitz der Aufbot und Außſchuß, (welcher in 24. Stunden uͤber hundert tauſend Mann aufbringet,) ſeynd alle unter ſelbiger Laͤnder Seminaria Militaria zu rechnen. Voraus aber unſerer Europaͤiſchen Potentaten ihre auf denen Beinen ha- bende Zahlreiche Armeen, in welchen durch eine gleichſam perpetuirliche Circulati- on B 3

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/13>, abgerufen am 24.11.2024.