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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.

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des Hutmacher-Handwercks.
Castor oder Biber-Haar, Englische Ricken,
Ausländische feine Vigogne, item ihre benö-
thigte Farb-Materialia mehrmahls schon in die
dritte, vierdte, ja sechste Hand gekommen, ehe sie
solche erst an sich gebracht, und ich mag wohl sa-
gen, einige 10. 20. ja höher pro Centum,
auch vor baar Geld bezahlet haben, als sie solche
wenn sie es selber aus der ersten Hand verschrie-
ben, hättten haben können.

Fünfftens, so ist das wohlfeil geben einer
Waar nicht eben allezeit dem Land, und auch
nicht denen Meistern, die solche verfertigen/ nütz-
lich, denn jenes behält dadurch immerfort arme
Leut, die nimmer nichts vor sich bringen, und
diese bleiben vor und nach Bettler. Nun will
ich zwar keinen Monopolischen oder Propoli-
schen Zwang anrathen, auch nicht daß jemand
gezwungen seyn soll, allein von den Hutmachern
oder ihrem Jnnungs-Magazin zu kauffen, viel-
weniger daß ihnen gar zugelassen seyn solte, die
Hüte nach ihrem Gefallen zu taxiren, und eine
feste Hand darüber zu machen.

Sondern wenn sie eine Speciem eines Assi-
stenz-
oder Leib-Haußes unter sich machen, aus
welchem sie ihrem Mit-Meister mit Geld und
Waare auffhelffen, wenn sie viel eher ihm sei-
ne verfertigte Waare, damit er am Creutz stehet,
vor ein billiges, und daß er sein Hutmacher-Lohn
daran habe, abkauffen, als daß sie zugeben/
daß er solches denen Jüden, oder ersten besten
Käuffer vor ein liederliches hinschläudere, so wird

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des Hutmacher-Handwercks.
Caſtor oder Biber-Haar, Engliſche Ricken,
Auslaͤndiſche feine Vigogne, item ihre benoͤ-
thigte Farb-Materialia mehrmahls ſchon in die
dritte, vierdte, ja ſechſte Hand gekommen, ehe ſie
ſolche erſt an ſich gebracht, und ich mag wohl ſa-
gen, einige 10. 20. ja hoͤher pro Centum,
auch vor baar Geld bezahlet haben, als ſie ſolche
wenn ſie es ſelber aus der erſten Hand verſchrie-
ben, haͤttten haben koͤnnen.

Fuͤnfftens, ſo iſt das wohlfeil geben einer
Waar nicht eben allezeit dem Land, und auch
nicht denen Meiſtern, die ſolche verfertigen/ nuͤtz-
lich, denn jenes behaͤlt dadurch immerfort arme
Leut, die nimmer nichts vor ſich bringen, und
dieſe bleiben vor und nach Bettler. Nun will
ich zwar keinen Monopoliſchen oder Propoli-
ſchen Zwang anrathen, auch nicht daß jemand
gezwungen ſeyn ſoll, allein von den Hutmachern
oder ihrem Jnnungs-Magazin zu kauffen, viel-
weniger daß ihnen gar zugelaſſen ſeyn ſolte, die
Huͤte nach ihrem Gefallen zu taxiren, und eine
feſte Hand daruͤber zu machen.

Sondern wenn ſie eine Speciem eines Aſſi-
ſtenz-
oder Leib-Haußes unter ſich machen, aus
welchem ſie ihrem Mit-Meiſter mit Geld und
Waare auffhelffen, wenn ſie viel eher ihm ſei-
ne verfertigte Waare, damit er am Creutz ſtehet,
vor ein billiges, und daß er ſein Hutmacher-Lohn
daran habe, abkauffen, als daß ſie zugeben/
daß er ſolches denen Juͤden, oder erſten beſten
Kaͤuffer vor ein liederliches hinſchlaͤudere, ſo wird

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[99/0105] des Hutmacher-Handwercks. Caſtor oder Biber-Haar, Engliſche Ricken, Auslaͤndiſche feine Vigogne, item ihre benoͤ- thigte Farb-Materialia mehrmahls ſchon in die dritte, vierdte, ja ſechſte Hand gekommen, ehe ſie ſolche erſt an ſich gebracht, und ich mag wohl ſa- gen, einige 10. 20. ja hoͤher pro Centum, auch vor baar Geld bezahlet haben, als ſie ſolche wenn ſie es ſelber aus der erſten Hand verſchrie- ben, haͤttten haben koͤnnen. Fuͤnfftens, ſo iſt das wohlfeil geben einer Waar nicht eben allezeit dem Land, und auch nicht denen Meiſtern, die ſolche verfertigen/ nuͤtz- lich, denn jenes behaͤlt dadurch immerfort arme Leut, die nimmer nichts vor ſich bringen, und dieſe bleiben vor und nach Bettler. Nun will ich zwar keinen Monopoliſchen oder Propoli- ſchen Zwang anrathen, auch nicht daß jemand gezwungen ſeyn ſoll, allein von den Hutmachern oder ihrem Jnnungs-Magazin zu kauffen, viel- weniger daß ihnen gar zugelaſſen ſeyn ſolte, die Huͤte nach ihrem Gefallen zu taxiren, und eine feſte Hand daruͤber zu machen. Sondern wenn ſie eine Speciem eines Aſſi- ſtenz- oder Leib-Haußes unter ſich machen, aus welchem ſie ihrem Mit-Meiſter mit Geld und Waare auffhelffen, wenn ſie viel eher ihm ſei- ne verfertigte Waare, damit er am Creutz ſtehet, vor ein billiges, und daß er ſein Hutmacher-Lohn daran habe, abkauffen, als daß ſie zugeben/ daß er ſolches denen Juͤden, oder erſten beſten Kaͤuffer vor ein liederliches hinſchlaͤudere, ſo wird ei- G 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/105>, abgerufen am 21.11.2024.