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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.

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Beschreibung
men Unterthanen belastet seyn, leichtlich zu erken-
nen giebet, woher der Verfall dieses und ande-
rer Handwercker entstehe. Dannenhero die
Aeltesten um so viel mehr vor ihre Mit-Brüder
und Mit-Meister sorgen, und wenn die schwere
Zeiten ohne dem viel Kummer und Beschwerung
bringen, so viel an ihnen ist, dahin trachten sol-
ten: Erstlich eine Art eines Montis Pietatis,
und zweytens eines Ein- und Verkauff-Maga-
zins anzurichten/ durch jenen würde dem armen
Mit-Meister auffgeholffen, und soulagiret wer-
den, daß er nicht mehr zu hohen Zins, Geld oder
zu hohen Preiß Waaren auff Borg auffnehmen
dörffte, sondern wenn die Jnnung oder das Hand-
werck ihn mit beyden versehen, und hernach sei-
ne gemachte Arbeit, wieder den Werth nach,
(wenn er so bald keinen fremden Käuffer darzu
bekommen könte,) in Bezahlung annehmen wol-
te, so würde ein solcher Meister trefflich auff, und
zum wenigsten das gantze Handwerck, hinter das
Geheimniß kommen, ob eines solchen Mit-
Meisters sein Verderben, von der schlechten Zeit
allein, oder auch von seiner eigenen Schuld und
Schwäche hercühre. Hiebey könte auch ein
solches Handwerck, wenn es eine feine gespickte
Handwercks-Lade hätte, (wenn auch gleich zu
leidlichen Zins noch einige Capitalia darzu auff-
genommen werden solten) sich einen stattlichen
Nutzen durch Einkauff ihrer benöthigten Mate-
riali
en aus der ersten Hand schaffen. Denn man
bedencke nur, wie manche Hutmacher-Wolle,

Cas-

Beſchreibung
men Unterthanen belaſtet ſeyn, leichtlich zu erken-
nen giebet, woher der Verfall dieſes und ande-
rer Handwercker entſtehe. Dannenhero die
Aelteſten um ſo viel mehr vor ihre Mit-Bruͤder
und Mit-Meiſter ſorgen, und wenn die ſchwere
Zeiten ohne dem viel Kummer und Beſchwerung
bringen, ſo viel an ihnen iſt, dahin trachten ſol-
ten: Erſtlich eine Art eines Montis Pietatis,
und zweytens eines Ein- und Verkauff-Maga-
zins anzurichten/ durch jenen wuͤrde dem armen
Mit-Meiſter auffgeholffen, und ſoulagiret wer-
den, daß er nicht mehr zu hohen Zins, Geld oder
zu hohen Preiß Waaren auff Borg auffnehmen
doͤrffte, ſondern wenn die Jnnung odeꝛ das Hand-
werck ihn mit beyden verſehen, und hernach ſei-
ne gemachte Arbeit, wieder den Werth nach,
(wenn er ſo bald keinen fremden Kaͤuffer darzu
bekommen koͤnte,) in Bezahlung annehmen wol-
te, ſo wuͤrde ein ſolcher Meiſter trefflich auff, und
zum wenigſten das gantze Handwerck, hinter das
Geheimniß kommen, ob eines ſolchen Mit-
Meiſters ſein Verderben, von der ſchlechten Zeit
allein, oder auch von ſeiner eigenen Schuld und
Schwaͤche hercuͤhre. Hiebey koͤnte auch ein
ſolches Handwerck, wenn es eine feine geſpickte
Handwercks-Lade haͤtte, (wenn auch gleich zu
leidlichen Zins noch einige Capitalia darzu auff-
genommen werden ſolten) ſich einen ſtattlichen
Nutzen durch Einkauff ihrer benoͤthigten Mate-
riali
en aus der erſten Hand ſchaffen. Denn man
bedencke nur, wie manche Hutmacher-Wolle,

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[98/0104] Beſchreibung men Unterthanen belaſtet ſeyn, leichtlich zu erken- nen giebet, woher der Verfall dieſes und ande- rer Handwercker entſtehe. Dannenhero die Aelteſten um ſo viel mehr vor ihre Mit-Bruͤder und Mit-Meiſter ſorgen, und wenn die ſchwere Zeiten ohne dem viel Kummer und Beſchwerung bringen, ſo viel an ihnen iſt, dahin trachten ſol- ten: Erſtlich eine Art eines Montis Pietatis, und zweytens eines Ein- und Verkauff-Maga- zins anzurichten/ durch jenen wuͤrde dem armen Mit-Meiſter auffgeholffen, und ſoulagiret wer- den, daß er nicht mehr zu hohen Zins, Geld oder zu hohen Preiß Waaren auff Borg auffnehmen doͤrffte, ſondern wenn die Jnnung odeꝛ das Hand- werck ihn mit beyden verſehen, und hernach ſei- ne gemachte Arbeit, wieder den Werth nach, (wenn er ſo bald keinen fremden Kaͤuffer darzu bekommen koͤnte,) in Bezahlung annehmen wol- te, ſo wuͤrde ein ſolcher Meiſter trefflich auff, und zum wenigſten das gantze Handwerck, hinter das Geheimniß kommen, ob eines ſolchen Mit- Meiſters ſein Verderben, von der ſchlechten Zeit allein, oder auch von ſeiner eigenen Schuld und Schwaͤche hercuͤhre. Hiebey koͤnte auch ein ſolches Handwerck, wenn es eine feine geſpickte Handwercks-Lade haͤtte, (wenn auch gleich zu leidlichen Zins noch einige Capitalia darzu auff- genommen werden ſolten) ſich einen ſtattlichen Nutzen durch Einkauff ihrer benoͤthigten Mate- rialien aus der erſten Hand ſchaffen. Denn man bedencke nur, wie manche Hutmacher-Wolle, Caſ-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/104>, abgerufen am 21.11.2024.