Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput XIV. Hierunter wird nun die gantze Conduite eines jun-gen Menschens verstanden. Multa Puer tulit, su- davit & alsit; als Lehr-und Dienst-Jung/ hat er sich freylich offtmals manchen sauern und rauhen Wind unter die Nase müssen wehen lassen/ in dem Diener-Stand/ wird es ihm nicht besser ergehen/ sintemal niemand gern das Brod umsonst seinen Bedienten giebet/ sondern dafür etwas gethan ha- ben will. Also muß auch ein Kauffmanns-Diener/ auf Arbeit und Fatiquen sich gefaßt machen/ und/ nach dem die Handlung ist/ sich nicht viel guter oder geruhiger Tage dabey versprechen/ wann er sich an- ders dessen/ was ihme anbefohlen ist/ recht anneh- men will. Er muß dabey nicht murren über seine schwehre Dienste/ sondern gedencken/ daß/ ob es ihm gleich sauer wird/ mit seiner Hand- und Kopff- Arbeit/ es der HErr also geordnet habe. Jn seinen Dienst-Jahren muß er getreu seyn/ Laßt uns aber auch jetzt die ordentliche Wege un- und
Caput XIV. Hierunter wird nun die gantze Conduite eines jun-gen Menſchens verſtanden. Multa Puer tulit, ſu- davit & alſit; als Lehr-und Dienſt-Jung/ hat er ſich freylich offtmals manchen ſauern und rauhen Wind unter die Naſe muͤſſen wehen laſſen/ in dem Diener-Stand/ wird es ihm nicht beſſer ergehen/ ſintemal niemand gern das Brod umſonſt ſeinen Bedienten giebet/ ſondern dafuͤr etwas gethan ha- ben will. Alſo muß auch ein Kauffmanns-Diener/ auf Arbeit und Fatiquen ſich gefaßt machen/ und/ nach dem die Handlung iſt/ ſich nicht viel guter oder geruhiger Tage dabey verſprechen/ wann er ſich an- ders deſſen/ was ihme anbefohlen iſt/ recht anneh- men will. Er muß dabey nicht murren uͤber ſeine ſchwehre Dienſte/ ſondern gedencken/ daß/ ob es ihm gleich ſauer wird/ mit ſeiner Hand- und Kopff- Arbeit/ es der HErꝛ alſo geordnet habe. Jn ſeinen Dienſt-Jahren muß er getreu ſeyn/ Laßt uns aber auch jetzt die ordentliche Wege un- und
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Caput XIV.
Hierunter wird nun die gantze Conduite eines jun-
gen Menſchens verſtanden. Multa Puer tulit, ſu-
davit & alſit; als Lehr-und Dienſt-Jung/ hat er
ſich freylich offtmals manchen ſauern und rauhen
Wind unter die Naſe muͤſſen wehen laſſen/ in dem
Diener-Stand/ wird es ihm nicht beſſer ergehen/
ſintemal niemand gern das Brod umſonſt ſeinen
Bedienten giebet/ ſondern dafuͤr etwas gethan ha-
ben will. Alſo muß auch ein Kauffmanns-Diener/
auf Arbeit und Fatiquen ſich gefaßt machen/ und/
nach dem die Handlung iſt/ ſich nicht viel guter oder
geruhiger Tage dabey verſprechen/ wann er ſich an-
ders deſſen/ was ihme anbefohlen iſt/ recht anneh-
men will. Er muß dabey nicht murren uͤber ſeine
ſchwehre Dienſte/ ſondern gedencken/ daß/ ob es
ihm gleich ſauer wird/ mit ſeiner Hand- und Kopff-
Arbeit/ es der HErꝛ alſo geordnet habe.
Jn ſeinen Dienſt-Jahren muß er getreu ſeyn/
und auch die uͤbrige Qualitaͤten an ſich haben/ die
wir im andern Capitel dieſes Buchs ausfuͤhrlich be-
ſchrieben/ und zwar als ſolche Mittel/ durch welche
ein junger Menſch mit der Zeit zu Gluͤck und Wohl-
ſtand gereichen kan.
Laßt uns aber auch jetzt die ordentliche Wege un-
terſuchen/ welche einen qualificirten Kauffmanns-
Diener/ zu ſeinem kuͤnfftigen Etabliſſement fuͤhren
koͤnnen/ ſolche ſeynd (1.) daß er ſich redlich/ getreu
und dienſtfertig halte/ und ſich durch Ehrerbietig-
keit/ Leutſeelig- und Hoͤflichkeit einen guten Ruhm
zu wege bringe. (2.) Daß er was Rechtſchaffenes
lerne/ und unter ſolchen/ die Kunſt/ wie man durch
Handlung/ ſich und die Seinigen ehrlich ernehren/
und
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