Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput VI. werde/ wie er dann auch in solchem Fall/ einenKammer-Diener abgeben/ und seinem Herrn/ wann es die Noth erfordert/ und solcher etwan ver- langet wird/ würde in Aus- und Ankleiden bedie- nen/ auch vor sein leinen Zeug und Kleidung/ son- derlich aber vor das Auf- und Abpacken Sorg tragen muß. Wer sich hierinn versäumet/ versäumet offt- mals die Post/ als welche ihre gesetzte Stunde hält/ und nicht leicht auf jemand wartet; zu geschweigen/ daß man dadurch die Gelegenheit verabsäumet/ daß die Cofres und Fell-Eisen/ auf dem Post-Wagen an eine solche Stelle gepacket werden/ auf welcher sie sicher liegen/ und nit leicht verlohren werden können. Wer zu Wagen fähret/ vor welche junge muthige Pferde gespannt seyn/ der gebe auf das Leit-Seil wohl Acht/ sonderlich wann der Kutscher absteiget/ daß man solches gleich ergreiffe/ im Fall/ daß etwan die Pferde in Abwesenheit des Kutschers sollten scheu und läuffig gemacht werden; Dann wann man bey solchem Zufall des Leit-Seils sich nicht be- mächtiget hätte/ würde man in grosse Gefahr lauffen/ zumal/ wann es in unebenem Weg/ oder auf einem jähen Abfall seyn sollte/ da man leichtlich stürtzen und zu Schaden kommen könte; wer auch auf solchen Wegen zu Wagen fahren muß/ der thut besser/ daß er an gefährlichen Oertern absteiget/ als daß er durch seine Verwegenheit seine Hertzhafftigkeit erweisen/ und darüber an seinem Leib und Glied- massen Schaden leiden wollte. Es ist auch eines Reisenden seine Hurtigkeit/ lasse/
Caput VI. werde/ wie er dann auch in ſolchem Fall/ einenKammer-Diener abgeben/ und ſeinem Herꝛn/ wann es die Noth erfordert/ und ſolcher etwan ver- langet wird/ wuͤrde in Aus- und Ankleiden bedie- nen/ auch vor ſein leinen Zeug und Kleidung/ ſon- derlich aber vor das Auf- und Abpacken Sorg tragen muß. Wer ſich hierinn verſaͤumet/ verſaͤumet offt- mals die Poſt/ als welche ihre geſetzte Stunde haͤlt/ und nicht leicht auf jemand wartet; zu geſchweigen/ daß man dadurch die Gelegenheit verabſaͤumet/ daß die Cofres und Fell-Eiſen/ auf dem Poſt-Wagen an eine ſolche Stelle gepacket werden/ auf welcher ſie ſicher liegen/ und nit leicht verlohren werden koͤnnen. Wer zu Wagen faͤhret/ vor welche junge muthige Pferde geſpannt ſeyn/ der gebe auf das Leit-Seil wohl Acht/ ſonderlich wann der Kutſcher abſteiget/ daß man ſolches gleich ergreiffe/ im Fall/ daß etwan die Pferde in Abweſenheit des Kutſchers ſollten ſcheu und laͤuffig gemacht werden; Dann wann man bey ſolchem Zufall des Leit-Seils ſich nicht be- maͤchtiget haͤtte/ wuͤrde man in groſſe Gefahr lauffen/ zumal/ wann es in unebenem Weg/ oder auf einem jaͤhen Abfall ſeyn ſollte/ da man leichtlich ſtuͤrtzen und zu Schaden kommen koͤnte; wer auch auf ſolchen Wegen zu Wagen fahren muß/ der thut beſſer/ daß er an gefaͤhrlichen Oertern abſteiget/ als daß er durch ſeine Verwegenheit ſeine Hertzhafftigkeit erweiſen/ und daruͤber an ſeinem Leib und Glied- maſſen Schaden leiden wollte. Es iſt auch eines Reiſenden ſeine Hurtigkeit/ laſſe/
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Caput VI.
werde/ wie er dann auch in ſolchem Fall/ einen
Kammer-Diener abgeben/ und ſeinem Herꝛn/
wann es die Noth erfordert/ und ſolcher etwan ver-
langet wird/ wuͤrde in Aus- und Ankleiden bedie-
nen/ auch vor ſein leinen Zeug und Kleidung/ ſon-
derlich aber vor das Auf- und Abpacken Sorg tragen
muß. Wer ſich hierinn verſaͤumet/ verſaͤumet offt-
mals die Poſt/ als welche ihre geſetzte Stunde haͤlt/
und nicht leicht auf jemand wartet; zu geſchweigen/
daß man dadurch die Gelegenheit verabſaͤumet/ daß
die Cofres und Fell-Eiſen/ auf dem Poſt-Wagen an
eine ſolche Stelle gepacket werden/ auf welcher ſie
ſicher liegen/ und nit leicht verlohren werden koͤnnen.
Wer zu Wagen faͤhret/ vor welche junge muthige
Pferde geſpannt ſeyn/ der gebe auf das Leit-Seil
wohl Acht/ ſonderlich wann der Kutſcher abſteiget/
daß man ſolches gleich ergreiffe/ im Fall/ daß etwan
die Pferde in Abweſenheit des Kutſchers ſollten
ſcheu und laͤuffig gemacht werden; Dann wann
man bey ſolchem Zufall des Leit-Seils ſich nicht be-
maͤchtiget haͤtte/ wuͤrde man in groſſe Gefahr lauffen/
zumal/ wann es in unebenem Weg/ oder auf einem
jaͤhen Abfall ſeyn ſollte/ da man leichtlich ſtuͤrtzen und
zu Schaden kommen koͤnte; wer auch auf ſolchen
Wegen zu Wagen fahren muß/ der thut beſſer/
daß er an gefaͤhrlichen Oertern abſteiget/ als daß
er durch ſeine Verwegenheit ſeine Hertzhafftigkeit
erweiſen/ und daruͤber an ſeinem Leib und Glied-
maſſen Schaden leiden wollte.
Es iſt auch eines Reiſenden ſeine Hurtigkeit/
darinnen ſonderlich zu beweiſen/ daß er des Nachts
nicht ſchlaffe und auch den Poſtillion nicht ſchlaffen
laſſe/
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/296>, abgerufen am 18.06.2024. |