Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput VI.
ger berücken/ darinn/ daß du dir (auf einen zur Hy-
pothec
gegebenen versiegelten Beutel- oder schwere
Cofre) Geld abschwatzen lassest. Du aber selber
meide diesen Schein der Betrügerey/ nebst allen
übrigen/ so bißher von der Spitzbuben Weise und
Manier erzehlet worden/ und verhalte dich in allen
Stücken/ wie einem verständigen/ aufrichtigen
und sittsamen Menschen gebühret.

Gehe nicht auf den Gassen zur Abend-Zeit/ da
dich nicht allein leichtfertig Weibs-Volck an sich
locken/ sondern auch freche Kerl anfallen möchten:
Als welche in Volck-reichen Städten zu solcher Zeit
auf Rauben und Morden auszugehen pflegen/ auch
mit gedachtem Weibs-Volck ein Verständniß ha-
ben/ daß/ nachdem diese einige auf den Gassen ge-
fangen/ sie darzu kommen/ und dieselbe berauben/
auch wo sie sich zur Wehr stellen/ verwunden und
tödten. Am Tage beschicke deine Geschäffte/ und am
Abend zeichne in dein Journal, was du angemercket
hast.

Enge Gäßgen/ und wo ein schmahler Gang zu
einer hinterwärts stehenden Wohnung führet/ wie
auch abgelegene Winckel/ magst du in einer solchen
grossen und Volck-reichen Stadt auch wohl bey
Tage meiden: Dann du wirst kaum etliche Schritte
in engen Gäßgen thun können/ da nicht jedesmal
von neuen ein unzüchtig Gewerbe an dich gebracht
wird; ja wohl erfahren müssen/ daß du beym Ro-
cke ergriffen und gezogen wirst/ so/ daß fast nöthig
wäre/ du schlügest dich durch/ welches aber durch-
aus nicht rathsam/ indem die Bots-Knechte/ so an
solchen geringen Orten zu wohnen pflegen/ samt

denen

Caput VI.
ger beruͤcken/ darinn/ daß du dir (auf einen zur Hy-
pothec
gegebenen verſiegelten Beutel- oder ſchwere
Cofre) Geld abſchwatzen laſſeſt. Du aber ſelber
meide dieſen Schein der Betruͤgerey/ nebſt allen
uͤbrigen/ ſo bißher von der Spitzbuben Weiſe und
Manier erzehlet worden/ und verhalte dich in allen
Stuͤcken/ wie einem verſtaͤndigen/ aufrichtigen
und ſittſamen Menſchen gebuͤhret.

Gehe nicht auf den Gaſſen zur Abend-Zeit/ da
dich nicht allein leichtfertig Weibs-Volck an ſich
locken/ ſondern auch freche Kerl anfallen moͤchten:
Als welche in Volck-reichen Staͤdten zu ſolcher Zeit
auf Rauben und Morden auszugehen pflegen/ auch
mit gedachtem Weibs-Volck ein Verſtaͤndniß ha-
ben/ daß/ nachdem dieſe einige auf den Gaſſen ge-
fangen/ ſie darzu kommen/ und dieſelbe berauben/
auch wo ſie ſich zur Wehr ſtellen/ verwunden und
toͤdten. Am Tage beſchicke deine Geſchaͤffte/ und am
Abend zeichne in dein Journal, was du angemercket
haſt.

Enge Gaͤßgen/ und wo ein ſchmahler Gang zu
einer hinterwaͤrts ſtehenden Wohnung fuͤhret/ wie
auch abgelegene Winckel/ magſt du in einer ſolchen
groſſen und Volck-reichen Stadt auch wohl bey
Tage meiden: Dann du wirſt kaum etliche Schritte
in engen Gaͤßgen thun koͤnnen/ da nicht jedesmal
von neuen ein unzuͤchtig Gewerbe an dich gebracht
wird; ja wohl erfahren muͤſſen/ daß du beym Ro-
cke ergriffen und gezogen wirſt/ ſo/ daß faſt noͤthig
waͤre/ du ſchluͤgeſt dich durch/ welches aber durch-
aus nicht rathſam/ indem die Bots-Knechte/ ſo an
ſolchen geringen Orten zu wohnen pflegen/ ſamt

denen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0290" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Caput VI.</hi></hi></fw><lb/>
ger beru&#x0364;cken/ darinn/ daß du dir (auf einen zur <hi rendition="#aq">Hy-<lb/>
pothec</hi> gegebenen ver&#x017F;iegelten Beutel- oder &#x017F;chwere<lb/><hi rendition="#aq">Cofre</hi>) Geld ab&#x017F;chwatzen la&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t. Du aber &#x017F;elber<lb/>
meide die&#x017F;en Schein der Betru&#x0364;gerey/ neb&#x017F;t allen<lb/>
u&#x0364;brigen/ &#x017F;o bißher von der Spitzbuben Wei&#x017F;e und<lb/>
Manier erzehlet worden/ und verhalte dich in allen<lb/>
Stu&#x0364;cken/ wie einem ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen/ aufrichtigen<lb/>
und &#x017F;itt&#x017F;amen Men&#x017F;chen gebu&#x0364;hret.</p><lb/>
        <p>Gehe nicht auf den Ga&#x017F;&#x017F;en zur Abend-Zeit/ da<lb/>
dich nicht allein leichtfertig Weibs-Volck an &#x017F;ich<lb/>
locken/ &#x017F;ondern auch freche Kerl anfallen mo&#x0364;chten:<lb/>
Als welche in Volck-reichen Sta&#x0364;dten zu &#x017F;olcher Zeit<lb/>
auf Rauben und Morden auszugehen pflegen/ auch<lb/>
mit gedachtem Weibs-Volck ein Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß ha-<lb/>
ben/ daß/ nachdem die&#x017F;e einige auf den Ga&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
fangen/ &#x017F;ie darzu kommen/ und die&#x017F;elbe berauben/<lb/>
auch wo &#x017F;ie &#x017F;ich zur Wehr &#x017F;tellen/ verwunden und<lb/>
to&#x0364;dten. Am Tage be&#x017F;chicke deine Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte/ und am<lb/>
Abend zeichne in dein <hi rendition="#aq">Journal,</hi> was du angemercket<lb/>
ha&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Enge Ga&#x0364;ßgen/ und wo ein &#x017F;chmahler Gang zu<lb/>
einer hinterwa&#x0364;rts &#x017F;tehenden Wohnung fu&#x0364;hret/ wie<lb/>
auch abgelegene Winckel/ mag&#x017F;t du in einer &#x017F;olchen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en und Volck-reichen Stadt auch wohl bey<lb/>
Tage meiden: Dann du wir&#x017F;t kaum etliche Schritte<lb/>
in engen Ga&#x0364;ßgen thun ko&#x0364;nnen/ da nicht jedesmal<lb/>
von neuen ein unzu&#x0364;chtig Gewerbe an dich gebracht<lb/>
wird; ja wohl erfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß du beym Ro-<lb/>
cke ergriffen und gezogen wir&#x017F;t/ &#x017F;o/ daß fa&#x017F;t no&#x0364;thig<lb/>
wa&#x0364;re/ du &#x017F;chlu&#x0364;ge&#x017F;t dich durch/ welches aber durch-<lb/>
aus nicht rath&#x017F;am/ indem die Bots-Knechte/ &#x017F;o an<lb/>
&#x017F;olchen geringen Orten zu wohnen pflegen/ &#x017F;amt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0290] Caput VI. ger beruͤcken/ darinn/ daß du dir (auf einen zur Hy- pothec gegebenen verſiegelten Beutel- oder ſchwere Cofre) Geld abſchwatzen laſſeſt. Du aber ſelber meide dieſen Schein der Betruͤgerey/ nebſt allen uͤbrigen/ ſo bißher von der Spitzbuben Weiſe und Manier erzehlet worden/ und verhalte dich in allen Stuͤcken/ wie einem verſtaͤndigen/ aufrichtigen und ſittſamen Menſchen gebuͤhret. Gehe nicht auf den Gaſſen zur Abend-Zeit/ da dich nicht allein leichtfertig Weibs-Volck an ſich locken/ ſondern auch freche Kerl anfallen moͤchten: Als welche in Volck-reichen Staͤdten zu ſolcher Zeit auf Rauben und Morden auszugehen pflegen/ auch mit gedachtem Weibs-Volck ein Verſtaͤndniß ha- ben/ daß/ nachdem dieſe einige auf den Gaſſen ge- fangen/ ſie darzu kommen/ und dieſelbe berauben/ auch wo ſie ſich zur Wehr ſtellen/ verwunden und toͤdten. Am Tage beſchicke deine Geſchaͤffte/ und am Abend zeichne in dein Journal, was du angemercket haſt. Enge Gaͤßgen/ und wo ein ſchmahler Gang zu einer hinterwaͤrts ſtehenden Wohnung fuͤhret/ wie auch abgelegene Winckel/ magſt du in einer ſolchen groſſen und Volck-reichen Stadt auch wohl bey Tage meiden: Dann du wirſt kaum etliche Schritte in engen Gaͤßgen thun koͤnnen/ da nicht jedesmal von neuen ein unzuͤchtig Gewerbe an dich gebracht wird; ja wohl erfahren muͤſſen/ daß du beym Ro- cke ergriffen und gezogen wirſt/ ſo/ daß faſt noͤthig waͤre/ du ſchluͤgeſt dich durch/ welches aber durch- aus nicht rathſam/ indem die Bots-Knechte/ ſo an ſolchen geringen Orten zu wohnen pflegen/ ſamt denen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/290
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/290>, abgerufen am 25.11.2024.