Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie sich einer auf Reisen zu verhalten.
so wird ein mehrerer Grund darzu erfordert/ als die
Conversation, so man einige Zeit in Wirthshäu-
sern und auf der Post miteinander gehabt/ und daß
sich dieses oder jenes bekannten vornehmen Man-
nes Sohn oder Anverwandten nennet; wann man
keine andere Versicherung davon hat/ als seine ei-
gene Erzehlung; auf welche man auch nicht nachre-
den soll/ weil gar leicht jemand/ der solchem Zeugnisse
trauete/ von jenem könnte betrogen werden/ wann
sich ein solcher fälschlich/ und mit der Intention, an-
dere zu berücken/ dafür ausgegeben. Wie nicht
ungewöhnlich ist/ daß Spitzbuben/ wenn sie in
Wirthshäusern erfahren/ daß eines überallbekand-
ten Mannes Sohn eine Reise thue/ davon zu pro-
fiti
ren pflegen/ und sich wohl also nennen/ auch vor-
angehen zu solchen Personen/ an welche sie vernom-
men/ daß jener Addresse und Vollmacht habe/ Geld
von ihnen aufzunehmen/ und solches in seinem Na-
men verrichten; weshalben auch ein jeder Reisender
mit dergleichen Reden insonderheit/ wo er seine
Gelder heben solle/ wie nicht weniger/ wenn er je-
des Orts besuche/ und wo er seinen Cofre in Ver-
wahrung geben wolle/ an sich halten mag.

Wenn ein solenner Aufzug in einer Stadt
geschiehet/ da viele Menschen zulauffen/ so siehe
dich wohl vor/ denn das ist eine Gelegenheit/ dabey
die Spitzbuben recht aufmercksam sind/ und dazu
sie von andern Orten sich in grosser Anzahl mit ein-
finden; weil sich bey so grosser Menge der Mühe
verlohnet/ und wo viele Fische sind/ gewiß etliche ge-
fangen werden. Wenn aber sonst ein Zusammen-
Lauff vom Volck auf den Gassen entstehet: So

blei-
R 4

Wie ſich einer auf Reiſen zu verhalten.
ſo wird ein mehrerer Grund darzu erfordert/ als die
Converſation, ſo man einige Zeit in Wirthshaͤu-
ſern und auf der Poſt miteinander gehabt/ und daß
ſich dieſes oder jenes bekannten vornehmen Man-
nes Sohn oder Anverwandten nennet; wann man
keine andere Verſicherung davon hat/ als ſeine ei-
gene Erzehlung; auf welche man auch nicht nachre-
den ſoll/ weil gar leicht jemand/ der ſolchem Zeugniſſe
trauete/ von jenem koͤnnte betrogen werden/ wann
ſich ein ſolcher faͤlſchlich/ und mit der Intention, an-
dere zu beruͤcken/ dafuͤr ausgegeben. Wie nicht
ungewoͤhnlich iſt/ daß Spitzbuben/ wenn ſie in
Wirthshaͤuſern erfahren/ daß eines uͤberallbekand-
ten Mannes Sohn eine Reiſe thue/ davon zu pro-
fiti
ren pflegen/ und ſich wohl alſo nennen/ auch vor-
angehen zu ſolchen Perſonen/ an welche ſie vernom-
men/ daß jener Addreſſe und Vollmacht habe/ Geld
von ihnen aufzunehmen/ und ſolches in ſeinem Na-
men verrichten; weshalben auch ein jeder Reiſender
mit dergleichen Reden inſonderheit/ wo er ſeine
Gelder heben ſolle/ wie nicht weniger/ wenn er je-
des Orts beſuche/ und wo er ſeinen Cofre in Ver-
wahrung geben wolle/ an ſich halten mag.

Wenn ein ſolenner Aufzug in einer Stadt
geſchiehet/ da viele Menſchen zulauffen/ ſo ſiehe
dich wohl vor/ denn das iſt eine Gelegenheit/ dabey
die Spitzbuben recht aufmerckſam ſind/ und dazu
ſie von andern Orten ſich in groſſer Anzahl mit ein-
finden; weil ſich bey ſo groſſer Menge der Muͤhe
verlohnet/ und wo viele Fiſche ſind/ gewiß etliche ge-
fangen werden. Wenn aber ſonſt ein Zuſammen-
Lauff vom Volck auf den Gaſſen entſtehet: So

blei-
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0287" n="263"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wie &#x017F;ich einer auf Rei&#x017F;en zu verhalten.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o wird ein mehrerer Grund darzu erfordert/ als die<lb/><hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation,</hi> &#x017F;o man einige Zeit in Wirthsha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern und auf der Po&#x017F;t miteinander gehabt/ und daß<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;es oder jenes bekannten vornehmen Man-<lb/>
nes Sohn oder Anverwandten nennet; wann man<lb/>
keine andere Ver&#x017F;icherung davon hat/ als &#x017F;eine ei-<lb/>
gene Erzehlung; auf welche man auch nicht nachre-<lb/>
den &#x017F;oll/ weil gar leicht jemand/ der &#x017F;olchem Zeugni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
trauete/ von jenem ko&#x0364;nnte betrogen werden/ wann<lb/>
&#x017F;ich ein &#x017F;olcher fa&#x0364;l&#x017F;chlich/ und mit der <hi rendition="#aq">Intention,</hi> an-<lb/>
dere zu beru&#x0364;cken/ dafu&#x0364;r ausgegeben. Wie nicht<lb/>
ungewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t/ daß Spitzbuben/ wenn &#x017F;ie in<lb/>
Wirthsha&#x0364;u&#x017F;ern erfahren/ daß eines u&#x0364;berallbekand-<lb/>
ten Mannes Sohn eine Rei&#x017F;e thue/ davon zu <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
fiti</hi>ren pflegen/ und &#x017F;ich wohl al&#x017F;o nennen/ auch vor-<lb/>
angehen zu &#x017F;olchen Per&#x017F;onen/ an welche &#x017F;ie vernom-<lb/>
men/ daß jener <hi rendition="#aq">Addre&#x017F;&#x017F;e</hi> und Vollmacht habe/ Geld<lb/>
von ihnen aufzunehmen/ und &#x017F;olches in &#x017F;einem Na-<lb/>
men verrichten; weshalben auch ein jeder Rei&#x017F;ender<lb/>
mit dergleichen Reden in&#x017F;onderheit/ wo er &#x017F;eine<lb/>
Gelder heben &#x017F;olle/ wie nicht weniger/ wenn er je-<lb/>
des Orts be&#x017F;uche/ und wo er &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Cofre</hi> in Ver-<lb/>
wahrung geben wolle/ an &#x017F;ich halten mag.</p><lb/>
        <p>Wenn ein <hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>er Aufzug in einer Stadt<lb/>
ge&#x017F;chiehet/ da viele Men&#x017F;chen zulauffen/ &#x017F;o &#x017F;iehe<lb/>
dich wohl vor/ denn das i&#x017F;t eine Gelegenheit/ dabey<lb/>
die Spitzbuben recht aufmerck&#x017F;am &#x017F;ind/ und dazu<lb/>
&#x017F;ie von andern Orten &#x017F;ich in gro&#x017F;&#x017F;er Anzahl mit ein-<lb/>
finden; weil &#x017F;ich bey &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Menge der Mu&#x0364;he<lb/>
verlohnet/ und wo viele Fi&#x017F;che &#x017F;ind/ gewiß etliche ge-<lb/>
fangen werden. Wenn aber &#x017F;on&#x017F;t ein Zu&#x017F;ammen-<lb/>
Lauff vom Volck auf den Ga&#x017F;&#x017F;en ent&#x017F;tehet: So<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">blei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0287] Wie ſich einer auf Reiſen zu verhalten. ſo wird ein mehrerer Grund darzu erfordert/ als die Converſation, ſo man einige Zeit in Wirthshaͤu- ſern und auf der Poſt miteinander gehabt/ und daß ſich dieſes oder jenes bekannten vornehmen Man- nes Sohn oder Anverwandten nennet; wann man keine andere Verſicherung davon hat/ als ſeine ei- gene Erzehlung; auf welche man auch nicht nachre- den ſoll/ weil gar leicht jemand/ der ſolchem Zeugniſſe trauete/ von jenem koͤnnte betrogen werden/ wann ſich ein ſolcher faͤlſchlich/ und mit der Intention, an- dere zu beruͤcken/ dafuͤr ausgegeben. Wie nicht ungewoͤhnlich iſt/ daß Spitzbuben/ wenn ſie in Wirthshaͤuſern erfahren/ daß eines uͤberallbekand- ten Mannes Sohn eine Reiſe thue/ davon zu pro- fitiren pflegen/ und ſich wohl alſo nennen/ auch vor- angehen zu ſolchen Perſonen/ an welche ſie vernom- men/ daß jener Addreſſe und Vollmacht habe/ Geld von ihnen aufzunehmen/ und ſolches in ſeinem Na- men verrichten; weshalben auch ein jeder Reiſender mit dergleichen Reden inſonderheit/ wo er ſeine Gelder heben ſolle/ wie nicht weniger/ wenn er je- des Orts beſuche/ und wo er ſeinen Cofre in Ver- wahrung geben wolle/ an ſich halten mag. Wenn ein ſolenner Aufzug in einer Stadt geſchiehet/ da viele Menſchen zulauffen/ ſo ſiehe dich wohl vor/ denn das iſt eine Gelegenheit/ dabey die Spitzbuben recht aufmerckſam ſind/ und dazu ſie von andern Orten ſich in groſſer Anzahl mit ein- finden; weil ſich bey ſo groſſer Menge der Muͤhe verlohnet/ und wo viele Fiſche ſind/ gewiß etliche ge- fangen werden. Wenn aber ſonſt ein Zuſammen- Lauff vom Volck auf den Gaſſen entſtehet: So blei- R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/287
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/287>, abgerufen am 16.07.2024.