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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Von Wechseln und Briefschreiben.
Bey eigener Handlung wird solche Wissenschafft
noch viel mehr erfordert/ weil ein junger Anfänger
so gleich nicht auf den Fuß sich setzen muß/ eigene
Buchhalters anzunehnem/ wie groß auch sein Ca-
pital
darzu seyn möchte/ es wäre dann/ daß er ei-
ne schon etablirte grosse Handlung ererbet/ erhey-
rathet/ oder auf andere Weise an sich gebracht hät-
te/ bey welcher er einen eigenen Buchhalter gefun-
den/ und daß solchen beyzubehalten/ die Nothwen-
digkeit erforderte. Ausser diesen aber thut er sehr
wohl/ beym Eintritt in seine eigene Handlung/ seine
Bücher so lang selber zu führen/ und zu schreiben/
biß daß die Vielheit und der Anwachs seiner Ge-
schäfften ihn davon dispensiren/ und mit Fug ei-
nen Subalternen zulassen können.

Es wird aber ausser denen Praecognitis Gene-
ralibus
der Contoiristischen Scripturen vornehm-
lich an einen Buchhalter erfordert/ daß er wisse/
worinn das Buchhalten/ sonderlich das Jtaliäni-
sche/ bestehe/ nehmlich/ daß alle Handels-Verrich-
tungen dadurch in guter Ordnung können gehalten/
der Handlungs-Zustand/ so offt es nöthig/ aus de-
nen Haupt-Büchern erkundigt/ und dem Handels-
Patron jedesmahl auf sein Begehren ein richtiger
Bilantz vorgeleget werden. Zu dieser Wissenschafft
zu gelangen/ wird Theoria und Praxis erfordert;
Die Theoria hat unsern Handels-Bedienten in de-
nen Schreib-Rechen- und Buchhalter-Schulen/ in-
gleichen in seinen Dienst- und Lehr-Jahren/ und auf
den Contoir seines Principalen angewiesen/ wie er
Handels-Bücher über eigene und Gesellschafft-
Handlungen anfangen müsse/ wie erstlich ein In-

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Von Wechſeln und Briefſchreiben.
Bey eigener Handlung wird ſolche Wiſſenſchafft
noch viel mehr erfordert/ weil ein junger Anfaͤnger
ſo gleich nicht auf den Fuß ſich ſetzen muß/ eigene
Buchhalters anzunehnem/ wie groß auch ſein Ca-
pital
darzu ſeyn moͤchte/ es waͤre dann/ daß er ei-
ne ſchon établirte groſſe Handlung ererbet/ erhey-
rathet/ oder auf andere Weiſe an ſich gebracht haͤt-
te/ bey welcher er einen eigenen Buchhalter gefun-
den/ und daß ſolchen beyzubehalten/ die Nothwen-
digkeit erforderte. Auſſer dieſen aber thut er ſehr
wohl/ beym Eintritt in ſeine eigene Handlung/ ſeine
Buͤcher ſo lang ſelber zu fuͤhren/ und zu ſchreiben/
biß daß die Vielheit und der Anwachs ſeiner Ge-
ſchaͤfften ihn davon diſpenſiren/ und mit Fug ei-
nen Subalternen zulaſſen koͤnnen.

Es wird aber auſſer denen Præcognitis Gene-
ralibus
der Contoiriſtiſchen Scripturen vornehm-
lich an einen Buchhalter erfordert/ daß er wiſſe/
worinn das Buchhalten/ ſonderlich das Jtaliaͤni-
ſche/ beſtehe/ nehmlich/ daß alle Handels-Verrich-
tungen dadurch in guter Ordnung koͤnnen gehalten/
der Handlungs-Zuſtand/ ſo offt es noͤthig/ aus de-
nen Haupt-Buͤchern erkundigt/ und dem Handels-
Patron jedesmahl auf ſein Begehren ein richtiger
Bilantz vorgeleget werden. Zu dieſer Wiſſenſchafft
zu gelangen/ wird Theoria und Praxis erfordert;
Die Theoria hat unſern Handels-Bedienten in de-
nen Schreib-Rechen- und Buchhalter-Schulen/ in-
gleichen in ſeinen Dienſt- und Lehr-Jahren/ und auf
den Contoir ſeines Principalen angewieſen/ wie er
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[183/0207] Von Wechſeln und Briefſchreiben. Bey eigener Handlung wird ſolche Wiſſenſchafft noch viel mehr erfordert/ weil ein junger Anfaͤnger ſo gleich nicht auf den Fuß ſich ſetzen muß/ eigene Buchhalters anzunehnem/ wie groß auch ſein Ca- pital darzu ſeyn moͤchte/ es waͤre dann/ daß er ei- ne ſchon établirte groſſe Handlung ererbet/ erhey- rathet/ oder auf andere Weiſe an ſich gebracht haͤt- te/ bey welcher er einen eigenen Buchhalter gefun- den/ und daß ſolchen beyzubehalten/ die Nothwen- digkeit erforderte. Auſſer dieſen aber thut er ſehr wohl/ beym Eintritt in ſeine eigene Handlung/ ſeine Buͤcher ſo lang ſelber zu fuͤhren/ und zu ſchreiben/ biß daß die Vielheit und der Anwachs ſeiner Ge- ſchaͤfften ihn davon diſpenſiren/ und mit Fug ei- nen Subalternen zulaſſen koͤnnen. Es wird aber auſſer denen Præcognitis Gene- ralibus der Contoiriſtiſchen Scripturen vornehm- lich an einen Buchhalter erfordert/ daß er wiſſe/ worinn das Buchhalten/ ſonderlich das Jtaliaͤni- ſche/ beſtehe/ nehmlich/ daß alle Handels-Verrich- tungen dadurch in guter Ordnung koͤnnen gehalten/ der Handlungs-Zuſtand/ ſo offt es noͤthig/ aus de- nen Haupt-Buͤchern erkundigt/ und dem Handels- Patron jedesmahl auf ſein Begehren ein richtiger Bilantz vorgeleget werden. Zu dieſer Wiſſenſchafft zu gelangen/ wird Theoria und Praxis erfordert; Die Theoria hat unſern Handels-Bedienten in de- nen Schreib-Rechen- und Buchhalter-Schulen/ in- gleichen in ſeinen Dienſt- und Lehr-Jahren/ und auf den Contoir ſeines Principalen angewieſen/ wie er Handels-Buͤcher uͤber eigene und Geſellſchafft- Handlungen anfangen muͤſſe/ wie erſtlich ein In- ven- M 4

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/207>, abgerufen am 03.05.2024.