Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput III. Von den richtungen in und ausserhalb Haußes/ werden ihmeohne praecise Ordre, was er darinn thun oder las- sen soll/ aufgetragen/ welches hernach die stillschwei- gende Condition in sich schliesset/ daß er nur das- jenige thun soll/ was zu seines Patrons Handels- Besten gereichen könne. Dieses läßt sich nun oh- ne reiffen Verstand nicht ins Werck setzen/ der Ver- stand aber kommt aus der Erfahrung/ und daß man viel gesehen/ gehöret und gelesen habe; alle drey Stücke können sich schon in dem Jungen- Stand/ wann ein junger Mensch nur ein wenig witzig seyn will/ practiciren lassen/ der Diener- Stand aber arbeitet es schon mehr aus/ und je nä- her einer dem Herren-Stand ist/ oder seine eigene Handlung anzufangen/ je reiffer solte der Ver- stand und die Beurtheilungs-Krafft durch die viele und lange Erfahrung kommen. Diese/ wie um dieselbe zu erlangen/ das würckli- Dien-
Caput III. Von den richtungen in und auſſerhalb Haußes/ werden ihmeohne præciſe Ordre, was er darinn thun oder laſ- ſen ſoll/ aufgetragen/ welches hernach die ſtillſchwei- gende Condition in ſich ſchlieſſet/ daß er nur das- jenige thun ſoll/ was zu ſeines Patrons Handels- Beſten gereichen koͤnne. Dieſes laͤßt ſich nun oh- ne reiffen Verſtand nicht ins Werck ſetzen/ der Ver- ſtand aber kommt aus der Erfahrung/ und daß man viel geſehen/ gehoͤret und geleſen habe; alle drey Stuͤcke koͤnnen ſich ſchon in dem Jungen- Stand/ wann ein junger Menſch nur ein wenig witzig ſeyn will/ practiciren laſſen/ der Diener- Stand aber arbeitet es ſchon mehr aus/ und je naͤ- her einer dem Herren-Stand iſt/ oder ſeine eigene Handlung anzufangen/ je reiffer ſolte der Ver- ſtand und die Beurtheilungs-Krafft durch die viele und lange Erfahrung kommen. Dieſe/ wie um dieſelbe zu erlangen/ das wuͤrckli- Dien-
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Caput III. Von den
richtungen in und auſſerhalb Haußes/ werden ihme
ohne præciſe Ordre, was er darinn thun oder laſ-
ſen ſoll/ aufgetragen/ welches hernach die ſtillſchwei-
gende Condition in ſich ſchlieſſet/ daß er nur das-
jenige thun ſoll/ was zu ſeines Patrons Handels-
Beſten gereichen koͤnne. Dieſes laͤßt ſich nun oh-
ne reiffen Verſtand nicht ins Werck ſetzen/ der Ver-
ſtand aber kommt aus der Erfahrung/ und daß
man viel geſehen/ gehoͤret und geleſen habe; alle
drey Stuͤcke koͤnnen ſich ſchon in dem Jungen-
Stand/ wann ein junger Menſch nur ein wenig
witzig ſeyn will/ practiciren laſſen/ der Diener-
Stand aber arbeitet es ſchon mehr aus/ und je naͤ-
her einer dem Herren-Stand iſt/ oder ſeine eigene
Handlung anzufangen/ je reiffer ſolte der Ver-
ſtand und die Beurtheilungs-Krafft durch die viele
und lange Erfahrung kommen.
Dieſe/ wie um dieſelbe zu erlangen/ das wuͤrckli-
che Handanlegen in denen Kauffmaͤnniſchen Geſchaͤff-
ten noͤthig iſt/ alſo erfordert ſie auch eine vorherge-
bende/ allbereit bey einem dienenden Menſchen feſt-
geſetzte Intention und Willens-Meynung/ daß
man demjenigen/ dem man dienet/ redlich dienen
wolle. Dieſes iſt eben die nothwendige Clauſul
in denen Contractibus, welche Herren und Diener
mit einander aufrichten/ daß dieſe jener ihren Scha-
den in allen Stuͤcken/ und zu allen Zeiten/ ſo viel
als moͤglich/ wollen abwenden; ihren Nutzen hin-
gegen auf gleiche Weiß befoͤrdern; es thut aber
ſolche Befoͤrderung ein rechtſchaffener Handels-
Diener nicht vor ſeine Perſon allein mit Hand an-
legen/ und ſich Tag und Nacht in ſeines Herrn
Dien-
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