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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners.
lung erfordert/ ungeheissen/ und von sich selbst ver-
richten kan/ hierzu gehöret aber ein gutes Judicium,
beywohnende Experience, ein geneigter Wille/
redliche Intention, ehrlich und aufrichtig zu dienen/
ein aufgemunterter Geist/ unverdrossenes Gemüth/
höflich und leutseliger Umgang/ Liebe zur Tugend/
und ein ernstlicher Vorsatz/ alle Sünd und Laster
zu fliehen und zu meiden. Jm Eingang dieses Ca-
pitels ist zwar schon etwas von denen Moral-Tu-
genden/ welche ein rechtschaffener Kauffmanns-
Diener an sich haben müsse/ gehandelt worden;
Das jetzt-bemeldte aber soll die Qualitäten berüh-
ren/ welche ein Kauffmanns-Diener noch ferner an
sich haben müsse/ und hernach im Gegensatz uns zu
denen Mängeln/ Fehlern und Gebrechen leiten/ wo-
mit einige unsere Kauff-Diener leider mehr als zu
viel behafftet seyn/ wodurch diejenigen/ die sich des-
sen nicht anzunehmen haben (und welche biß anhero
in dem Tugend-Weg einher gegangen) ihr Ruhm
und gebührendes Lob nur um so viel mehr verherr-
lichet werden wird.

Wann wir demnach gemeldet/ es müsse ein
Kauffmanns-Diener ein gutes Judicium oder fä-
hige Beurtheilungs-Krafft bey sich haben/ so ist
dieses eben dasjenige/ was wir an einem Kauffmann
erfordern/ daß er nehmlich wissen soll/ zu rechter
Zeit Nein und Ja zu sagen/ und so gehöret es auch
einem Diener/ der nunmehro die Jungen-Jahre zu-
rück geleget/ viel Fatiquen ausgestanden/ Gutes
von Bösen zu unterscheiden gelernet/ und der Uber-
eilung/ welche der Jugend/ und denen Unsinnigen
gemein ist/ gute Nacht gesaget; dann wie viel Ver-

rich-

Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
lung erfordert/ ungeheiſſen/ und von ſich ſelbſt ver-
richten kan/ hierzu gehoͤret aber ein gutes Judicium,
beywohnende Experience, ein geneigter Wille/
redliche Intention, ehrlich und aufrichtig zu dienen/
ein aufgemunterter Geiſt/ unverdroſſenes Gemuͤth/
hoͤflich und leutſeliger Umgang/ Liebe zur Tugend/
und ein ernſtlicher Vorſatz/ alle Suͤnd und Laſter
zu fliehen und zu meiden. Jm Eingang dieſes Ca-
pitels iſt zwar ſchon etwas von denen Moral-Tu-
genden/ welche ein rechtſchaffener Kauffmanns-
Diener an ſich haben muͤſſe/ gehandelt worden;
Das jetzt-bemeldte aber ſoll die Qualitaͤten beruͤh-
ren/ welche ein Kauffmanns-Diener noch ferner an
ſich haben muͤſſe/ und hernach im Gegenſatz uns zu
denen Maͤngeln/ Fehlern und Gebrechen leiten/ wo-
mit einige unſere Kauff-Diener leider mehr als zu
viel behafftet ſeyn/ wodurch diejenigen/ die ſich deſ-
ſen nicht anzunehmen haben (und welche biß anhero
in dem Tugend-Weg einher gegangen) ihr Ruhm
und gebuͤhrendes Lob nur um ſo viel mehr verherr-
lichet werden wird.

Wann wir demnach gemeldet/ es muͤſſe ein
Kauffmanns-Diener ein gutes Judicium oder faͤ-
hige Beurtheilungs-Krafft bey ſich haben/ ſo iſt
dieſes eben dasjenige/ was wir an einem Kauffmann
erfordern/ daß er nehmlich wiſſen ſoll/ zu rechter
Zeit Nein und Ja zu ſagen/ und ſo gehoͤret es auch
einem Diener/ der nunmehro die Jungen-Jahre zu-
ruͤck geleget/ viel Fatiquen ausgeſtanden/ Gutes
von Boͤſen zu unterſcheiden gelernet/ und der Uber-
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gemein iſt/ gute Nacht geſaget; dann wie viel Ver-

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[159/0183] Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. lung erfordert/ ungeheiſſen/ und von ſich ſelbſt ver- richten kan/ hierzu gehoͤret aber ein gutes Judicium, beywohnende Experience, ein geneigter Wille/ redliche Intention, ehrlich und aufrichtig zu dienen/ ein aufgemunterter Geiſt/ unverdroſſenes Gemuͤth/ hoͤflich und leutſeliger Umgang/ Liebe zur Tugend/ und ein ernſtlicher Vorſatz/ alle Suͤnd und Laſter zu fliehen und zu meiden. Jm Eingang dieſes Ca- pitels iſt zwar ſchon etwas von denen Moral-Tu- genden/ welche ein rechtſchaffener Kauffmanns- Diener an ſich haben muͤſſe/ gehandelt worden; Das jetzt-bemeldte aber ſoll die Qualitaͤten beruͤh- ren/ welche ein Kauffmanns-Diener noch ferner an ſich haben muͤſſe/ und hernach im Gegenſatz uns zu denen Maͤngeln/ Fehlern und Gebrechen leiten/ wo- mit einige unſere Kauff-Diener leider mehr als zu viel behafftet ſeyn/ wodurch diejenigen/ die ſich deſ- ſen nicht anzunehmen haben (und welche biß anhero in dem Tugend-Weg einher gegangen) ihr Ruhm und gebuͤhrendes Lob nur um ſo viel mehr verherr- lichet werden wird. Wann wir demnach gemeldet/ es muͤſſe ein Kauffmanns-Diener ein gutes Judicium oder faͤ- hige Beurtheilungs-Krafft bey ſich haben/ ſo iſt dieſes eben dasjenige/ was wir an einem Kauffmann erfordern/ daß er nehmlich wiſſen ſoll/ zu rechter Zeit Nein und Ja zu ſagen/ und ſo gehoͤret es auch einem Diener/ der nunmehro die Jungen-Jahre zu- ruͤck geleget/ viel Fatiquen ausgeſtanden/ Gutes von Boͤſen zu unterſcheiden gelernet/ und der Uber- eilung/ welche der Jugend/ und denen Unſinnigen gemein iſt/ gute Nacht geſaget; dann wie viel Ver- rich-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/183>, abgerufen am 22.11.2024.