Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners. Wort wären bald dem groben Mist-Hammel undungeschliffenen Stroh - Juncker übel bekom- men/ wann nicht die kluge Abigail den zornigen Da- vid entgegen gereiset/ und ihm durch ihre Klugheit und Geschenck versöhnet hätte/ daß er wider Blut gekommen/ und sich selbst recht geschaffet/ GOtt aber den Nabal zehen Tag hernach geschlagen/ daß er sturb/ und dadurch die Wittib samt Nabals Gut den David in die Hand gelieffert hätte/ welches ja ein manifestes Exempel ist/ daß GOtt keine treue Dienste unbelohnet lasse/ und solche/ ob es gleich Menschen nicht thun/ schon zu rechter Zeit zu vergelten wisse. Einem abwesenden Herrn bleibt ein Handels- nen J 5
Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. Wort waͤren bald dem groben Miſt-Hammel undungeſchliffenen Stroh ‒ Juncker uͤbel bekom- men/ wann nicht die kluge Abigail den zornigen Da- vid entgegen gereiſet/ und ihm durch ihre Klugheit und Geſchenck verſoͤhnet haͤtte/ daß er wider Blut gekommen/ und ſich ſelbſt recht geſchaffet/ GOtt aber den Nabal zehen Tag hernach geſchlagen/ daß er ſturb/ und dadurch die Wittib ſamt Nabals Gut den David in die Hand gelieffert haͤtte/ welches ja ein manifeſtes Exempel iſt/ daß GOtt keine treue Dienſte unbelohnet laſſe/ und ſolche/ ob es gleich Menſchen nicht thun/ ſchon zu rechter Zeit zu vergelten wiſſe. Einem abweſenden Herꝛn bleibt ein Handels- nen J 5
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Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
Wort waͤren bald dem groben Miſt-Hammel und
ungeſchliffenen Stroh ‒ Juncker uͤbel bekom-
men/ wann nicht die kluge Abigail den zornigen Da-
vid entgegen gereiſet/ und ihm durch ihre Klugheit
und Geſchenck verſoͤhnet haͤtte/ daß er wider Blut
gekommen/ und ſich ſelbſt recht geſchaffet/ GOtt
aber den Nabal zehen Tag hernach geſchlagen/ daß
er ſturb/ und dadurch die Wittib ſamt Nabals
Gut den David in die Hand gelieffert haͤtte/ welches
ja ein manifeſtes Exempel iſt/ daß GOtt keine
treue Dienſte unbelohnet laſſe/ und ſolche/ ob es
gleich Menſchen nicht thun/ ſchon zu rechter Zeit zu
vergelten wiſſe.
Einem abweſenden Herꝛn bleibt ein Handels-
Diener getreu/ wann er mit gleichem Fleiß und
Sorgfalt/ als ob ſein Herꝛ gegenwaͤrtig waͤre/ ſei-
ne Dienſte verſiehet; es heiſt Epheſ. am 6. nicht mit
Dienſt allein vor Augen/ id eſt in der Herren Ge-
genwart/ ſondern auch als Knechte Chriſti/ des
Allgegenwaͤtigen/ ſoll man ſolchen Willen GOttes/
(das iſt/ treue Dienſte) thun von Hertzen/ mit gu-
ten Willen/ um ſo viel mehr als ein jeglicher Han-
dels-Diener zugleich in GOttes-Dienſten ſtehet/
welcher genau bemercket/ alles/ was ſeiner Chri-
ſten ihrer Pflicht zuwider gethan/ gedacht und vor-
genommen wird/ ob es gleich vor Menſchlichen
Augen ſollte verborgen bleiben/ wohin auch zielet
das herꝛliche Gleichniß/ welches unſer lieber Hei-
land beym Luca am 12. Capitel im 42. und folgen-
den Verſen in dieſen Worten giebt: Wie ein groß
Ding iſt es um einen treuen und klugen Haushalter/
welchen ſein Herꝛ ſetzet uͤber ſein Geſind/ daß er ih-
nen
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/161>, abgerufen am 27.07.2024. |