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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen Wechsel-Banquen und Müntz-Wesen.
übrige ist Zusatz. Weil nun sothane 9. Reichs-Thaler 18. Loth wägen/
so folget/ daß zu 9. Thaler 2. Loth Zusatz oder Kupffer seyn müsse/ und
also (nach der Liga) ein Reichs-Thaler 32. Grän/ das ist an feinem
Silber/ und 4. Grän (das ist ) an Kupffer halte.

3. und 4. Einer Marck Geldes und einer Marck Pfennige wird in
gar alten Urkunden gedacht/ und scheinet daraus/ daß die damahls alte
belegte Capital-Gelder seyn Marck Geldes genennet worden; die Jähr-
lichs davon abgestattete Zinse aber habe man Marck Pfennige geheissen.
Und seyn umb eine Marck Pfennige (als Rente) zu geniessen/ 15. Marck
Geldes oder Capital ausgezahlet worden. Daher dann bey den alten
belegten Geldern in dieser Stadt Erbe-Büchern die Formalia (jede
Marck mit 15. zu lösen) entsprungen/ und nach sothanem Calculo ha-
ben 100. Marck Jährlichs 6 2/3 pro Cent. Zinse getragen. Und so weit
auch besagter Author.

Von dem Unterschied des Reichs-Zinnischen und Leipziger Fusses/
ist in unsern teutschen Müntzen folgendes zu wissen. Daß darunter die
Beschaffenheit der Müntze nach ihrem innerlichen Valor verstanden wer-
de/ wie solche im gantzen Römischen Reich sich an Korn befinden/ und
alsdann gäng und gäbe seyn soll. Dieser Müntz-Fuß hat dem Reich
etliche hundert Jahr viel Verdruß/ und den vorigen Käysern vergebliche
Berathschlagungen gemacht. Käyser Ferdinandus der I. hatte zum
ersten das Glück/ daß er nach unterschiedlichen Zusammenkünfften end-
lich auf dem Reichs-Convent zu Augspurg 1559. durch eine besondere
Deputation den Reichs-Fuß im Müntz-Wesen zu Stande brachte.
Weil man aber sein hierüber gestelltes Edict selbst in den Oesterreichi-
schen Landen zu keiner ernstlichen Execution gebracht/ hat sein Herr
Sohn und Nachfolger/ Käyser Maximilianus II. Anno 1566. auff
geschehene Beschwerung von Fürsten und Ständen/ den Reichs-Fuß
der Müntze weiter erklähret/ und in Gang zu bringen gesucht. Nach
der Zeit ist die Müntze wieder in groß Abnehmen gerathen/ und dem
Silber so viel Kupffer in den Officinen beygesetzt worden/ daß man ei-
nen alten Reichs-Thaler/ der nach dem Reichs-Fuß 1559. geschlagen/
auf 10. Thaler im gangbaren Werth setzen müssen. Wessentwegen
die Reichs-Stände aus höchst dringender Noth Anno 1622. und 1623.
wiederumb in allen Kreysen Müntz-Deputationes angeordnet/ und sich

aller-
K 2

Von denen Wechſel-Banquen und Muͤntz-Weſen.
uͤbrige iſt Zuſatz. Weil nun ſothane 9. Reichs-Thaler 18. Loth waͤgen/
ſo folget/ daß zu 9. Thaler 2. Loth Zuſatz oder Kupffer ſeyn muͤſſe/ und
alſo (nach der Liga) ein Reichs-Thaler 32. Graͤn/ das iſt an feinem
Silber/ und 4. Graͤn (das iſt ⅑) an Kupffer halte.

3. und 4. Einer Marck Geldes und einer Marck Pfennige wird in
gar alten Urkunden gedacht/ und ſcheinet daraus/ daß die damahls alte
belegte Capital-Gelder ſeyn Marck Geldes genennet worden; die Jaͤhr-
lichs davon abgeſtattete Zinſe aber habe man Marck Pfennige geheiſſen.
Und ſeyn umb eine Marck Pfennige (als Rente) zu genieſſen/ 15. Marck
Geldes oder Capital ausgezahlet worden. Daher dann bey den alten
belegten Geldern in dieſer Stadt Erbe-Buͤchern die Formalia (jede
Marck mit 15. zu loͤſen) entſprungen/ und nach ſothanem Calculo ha-
ben 100. Marck Jaͤhrlichs 6⅔ pro Cent. Zinſe getragen. Und ſo weit
auch beſagter Author.

Von dem Unterſchied des Reichs-Zinniſchen und Leipziger Fuſſes/
iſt in unſern teutſchen Muͤntzen folgendes zu wiſſen. Daß darunter die
Beſchaffenheit der Muͤntze nach ihrem innerlichen Valor verſtanden wer-
de/ wie ſolche im gantzen Roͤmiſchen Reich ſich an Korn befinden/ und
alsdann gaͤng und gaͤbe ſeyn ſoll. Dieſer Muͤntz-Fuß hat dem Reich
etliche hundert Jahr viel Verdruß/ und den vorigen Kaͤyſern vergebliche
Berathſchlagungen gemacht. Kaͤyſer Ferdinandus der I. hatte zum
erſten das Gluͤck/ daß er nach unterſchiedlichen Zuſammenkuͤnfften end-
lich auf dem Reichs-Convent zu Augſpurg 1559. durch eine beſondere
Deputation den Reichs-Fuß im Muͤntz-Weſen zu Stande brachte.
Weil man aber ſein hieruͤber geſtelltes Edict ſelbſt in den Oeſterreichi-
ſchen Landen zu keiner ernſtlichen Execution gebracht/ hat ſein Herr
Sohn und Nachfolger/ Kaͤyſer Maximilianus II. Anno 1566. auff
geſchehene Beſchwerung von Fuͤrſten und Staͤnden/ den Reichs-Fuß
der Muͤntze weiter erklaͤhret/ und in Gang zu bringen geſucht. Nach
der Zeit iſt die Muͤntze wieder in groß Abnehmen gerathen/ und dem
Silber ſo viel Kupffer in den Officinen beygeſetzt worden/ daß man ei-
nen alten Reichs-Thaler/ der nach dem Reichs-Fuß 1559. geſchlagen/
auf 10. Thaler im gangbaren Werth ſetzen muͤſſen. Weſſentwegen
die Reichs-Staͤnde aus hoͤchſt dringender Noth Anno 1622. und 1623.
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[75/0095] Von denen Wechſel-Banquen und Muͤntz-Weſen. uͤbrige iſt Zuſatz. Weil nun ſothane 9. Reichs-Thaler 18. Loth waͤgen/ ſo folget/ daß zu 9. Thaler 2. Loth Zuſatz oder Kupffer ſeyn muͤſſe/ und alſo (nach der Liga) ein Reichs-Thaler 32. Graͤn/ das iſt [FORMEL] an feinem Silber/ und 4. Graͤn (das iſt ⅑) an Kupffer halte. 3. und 4. Einer Marck Geldes und einer Marck Pfennige wird in gar alten Urkunden gedacht/ und ſcheinet daraus/ daß die damahls alte belegte Capital-Gelder ſeyn Marck Geldes genennet worden; die Jaͤhr- lichs davon abgeſtattete Zinſe aber habe man Marck Pfennige geheiſſen. Und ſeyn umb eine Marck Pfennige (als Rente) zu genieſſen/ 15. Marck Geldes oder Capital ausgezahlet worden. Daher dann bey den alten belegten Geldern in dieſer Stadt Erbe-Buͤchern die Formalia (jede Marck mit 15. zu loͤſen) entſprungen/ und nach ſothanem Calculo ha- ben 100. Marck Jaͤhrlichs 6⅔ pro Cent. Zinſe getragen. Und ſo weit auch beſagter Author. Von dem Unterſchied des Reichs-Zinniſchen und Leipziger Fuſſes/ iſt in unſern teutſchen Muͤntzen folgendes zu wiſſen. Daß darunter die Beſchaffenheit der Muͤntze nach ihrem innerlichen Valor verſtanden wer- de/ wie ſolche im gantzen Roͤmiſchen Reich ſich an Korn befinden/ und alsdann gaͤng und gaͤbe ſeyn ſoll. Dieſer Muͤntz-Fuß hat dem Reich etliche hundert Jahr viel Verdruß/ und den vorigen Kaͤyſern vergebliche Berathſchlagungen gemacht. Kaͤyſer Ferdinandus der I. hatte zum erſten das Gluͤck/ daß er nach unterſchiedlichen Zuſammenkuͤnfften end- lich auf dem Reichs-Convent zu Augſpurg 1559. durch eine beſondere Deputation den Reichs-Fuß im Muͤntz-Weſen zu Stande brachte. Weil man aber ſein hieruͤber geſtelltes Edict ſelbſt in den Oeſterreichi- ſchen Landen zu keiner ernſtlichen Execution gebracht/ hat ſein Herr Sohn und Nachfolger/ Kaͤyſer Maximilianus II. Anno 1566. auff geſchehene Beſchwerung von Fuͤrſten und Staͤnden/ den Reichs-Fuß der Muͤntze weiter erklaͤhret/ und in Gang zu bringen geſucht. Nach der Zeit iſt die Muͤntze wieder in groß Abnehmen gerathen/ und dem Silber ſo viel Kupffer in den Officinen beygeſetzt worden/ daß man ei- nen alten Reichs-Thaler/ der nach dem Reichs-Fuß 1559. geſchlagen/ auf 10. Thaler im gangbaren Werth ſetzen muͤſſen. Weſſentwegen die Reichs-Staͤnde aus hoͤchſt dringender Noth Anno 1622. und 1623. wiederumb in allen Kreyſen Muͤntz-Deputationes angeordnet/ und ſich aller- K 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/95>, abgerufen am 28.04.2024.