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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das XVII. Capitel
genheit wieder durch Trassiren auff denselben praevaliret/ oder dessen
Remessen erwartet/ welches nicht geschehen würde/ wann unser Ban-
quier
bey dem andern nicht im vollen Credit stünde. Und ist es dan-
nenhero umb den Kauffmännischen Credit eine gar vortreffliche Sache/
da das blosse Vorzeigen etlicher Zeilen von der Hand eines solchen in
Credit sitzenden Kauffmanns gleich an vielen ausländischen Orten die
Geld-Kasten eröffnen/ und dem Vorzeiger solches Billets ansehnliche
Summen daraus zuwege bringen/ ja ein kleiner Wechsel-Brieff mehr/
als eine grosse Obligation mit vielen Hypothequen, Bürgen und
Clausuln verwahret/ effectuiren kan.

Ein solcher Credit, welchen ein vornehmer Banquier eines berühm-
ten Handels-Orts sich in der Welt sowohl bey Höfen/ als vornehmen
Kauffleuten erworben/ bringt ihm auch vielmahls einträgliche Agen-
t
enschafften/ Commissiones, und Factoreyen zuwege/ also daß ihme
grosse Summen Subsidien-Krieges-Commissariat-Montur- und
Contributions-Gelder einzuheben/ selbige weiter zu disponiren/ dar-
auff zu trassiren/ die eingezogene weiter zu remittiren/ anvertrauet wer-
den/ bey welcher Gelegenheit ein schönes Stück Geldes so wohl auff den
Wechseln selbst/ als an Provision und andern Accidentien zu verdie-
nen ist. Hierzu aber zu gelangen/ wird

Vierdtens auch starcke Correspondenz erfordert/ die dann auff
unterschiedliche Weise zuwege gebracht wird/ nehmlich/ daß entweder
ein solcher Banquier ein Sohn eines schon in vollem Credit stehenden
Hauses ist/ oder daß er sich selbst durch seine kluge Conduite, grosses
Capital und Renommee, solches zuwege gebracht hat. Es dienet auch
hierzu/ daß man vor Antritt der völligen Handlung/ auch wohl/ wann
es die Gelegenheit leiden will/ in derselben einen Tour nach denen vor-
nehmsten Europäischen Handels- und Wechsel-Plätzen/ sonderlich nach
denen/ wohin man künfftig sein meistes Wechsel-Negocium zu etabli-
ren gedencket/ vornehme/ und daselbst dergestalt bey den vornehmsten
Häusern seine Correspondenz einrichte/ daß man sich derselben ins künff-
tige nützlich gebrauchen könne. Dann daß ein Kauffmann/ ob er gleich
an sich selbst grosse Mittel hat/ nur ein oder zwey Correspondentes
an ausländischen Oertern habe/ durch welche er alles bestellen/ und was
er wieder zu remboursiren habe/ sich von ihnen verrechnen lasse/ solches
machet keinen Banquier. Z. E. Einem reichen Kauffmann in Coppen-

hagen

Das XVII. Capitel
genheit wieder durch Traſſiren auff denſelben prævaliret/ oder deſſen
Remeſſen erwartet/ welches nicht geſchehen wuͤrde/ wann unſer Ban-
quier
bey dem andern nicht im vollen Credit ſtuͤnde. Und iſt es dan-
nenhero umb den Kauffmaͤnniſchen Credit eine gar vortreffliche Sache/
da das bloſſe Vorzeigen etlicher Zeilen von der Hand eines ſolchen in
Credit ſitzenden Kauffmanns gleich an vielen auslaͤndiſchen Orten die
Geld-Kaſten eroͤffnen/ und dem Vorzeiger ſolches Billets anſehnliche
Summen daraus zuwege bringen/ ja ein kleiner Wechſel-Brieff mehr/
als eine groſſe Obligation mit vielen Hypothequen, Buͤrgen und
Clauſuln verwahret/ effectuiren kan.

Ein ſolcher Credit, welchen ein vornehmer Banquier eines beruͤhm-
ten Handels-Orts ſich in der Welt ſowohl bey Hoͤfen/ als vornehmen
Kauffleuten erworben/ bringt ihm auch vielmahls eintraͤgliche Agen-
t
enſchafften/ Commiſſiones, und Factoreyen zuwege/ alſo daß ihme
groſſe Summen Subſidien-Krieges-Commiſſariat-Montur- und
Contributions-Gelder einzuheben/ ſelbige weiter zu diſponiren/ dar-
auff zu traſſiren/ die eingezogene weiter zu remittiren/ anvertrauet wer-
den/ bey welcher Gelegenheit ein ſchoͤnes Stuͤck Geldes ſo wohl auff den
Wechſeln ſelbſt/ als an Proviſion und andern Accidentien zu verdie-
nen iſt. Hierzu aber zu gelangen/ wird

Vierdtens auch ſtarcke Correſpondenz erfordert/ die dann auff
unterſchiedliche Weiſe zuwege gebracht wird/ nehmlich/ daß entweder
ein ſolcher Banquier ein Sohn eines ſchon in vollem Credit ſtehenden
Hauſes iſt/ oder daß er ſich ſelbſt durch ſeine kluge Conduite, groſſes
Capital und Renommee, ſolches zuwege gebracht hat. Es dienet auch
hierzu/ daß man vor Antritt der voͤlligen Handlung/ auch wohl/ wann
es die Gelegenheit leiden will/ in derſelben einen Tour nach denen vor-
nehmſten Europaͤiſchen Handels- und Wechſel-Plaͤtzen/ ſonderlich nach
denen/ wohin man kuͤnfftig ſein meiſtes Wechſel-Negocium zu etabli-
ren gedencket/ vornehme/ und daſelbſt dergeſtalt bey den vornehmſten
Haͤuſern ſeine Correſpondenz einrichte/ daß man ſich derſelben ins kuͤnff-
tige nuͤtzlich gebrauchen koͤnne. Dann daß ein Kauffmann/ ob er gleich
an ſich ſelbſt groſſe Mittel hat/ nur ein oder zwey Correſpondentes
an auslaͤndiſchen Oertern habe/ durch welche er alles beſtellen/ und was
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machet keinen Banquier. Z. E. Einem reichen Kauffmann in Coppen-

hagen
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[338/0358] Das XVII. Capitel genheit wieder durch Traſſiren auff denſelben prævaliret/ oder deſſen Remeſſen erwartet/ welches nicht geſchehen wuͤrde/ wann unſer Ban- quier bey dem andern nicht im vollen Credit ſtuͤnde. Und iſt es dan- nenhero umb den Kauffmaͤnniſchen Credit eine gar vortreffliche Sache/ da das bloſſe Vorzeigen etlicher Zeilen von der Hand eines ſolchen in Credit ſitzenden Kauffmanns gleich an vielen auslaͤndiſchen Orten die Geld-Kaſten eroͤffnen/ und dem Vorzeiger ſolches Billets anſehnliche Summen daraus zuwege bringen/ ja ein kleiner Wechſel-Brieff mehr/ als eine groſſe Obligation mit vielen Hypothequen, Buͤrgen und Clauſuln verwahret/ effectuiren kan. Ein ſolcher Credit, welchen ein vornehmer Banquier eines beruͤhm- ten Handels-Orts ſich in der Welt ſowohl bey Hoͤfen/ als vornehmen Kauffleuten erworben/ bringt ihm auch vielmahls eintraͤgliche Agen- tenſchafften/ Commiſſiones, und Factoreyen zuwege/ alſo daß ihme groſſe Summen Subſidien-Krieges-Commiſſariat-Montur- und Contributions-Gelder einzuheben/ ſelbige weiter zu diſponiren/ dar- auff zu traſſiren/ die eingezogene weiter zu remittiren/ anvertrauet wer- den/ bey welcher Gelegenheit ein ſchoͤnes Stuͤck Geldes ſo wohl auff den Wechſeln ſelbſt/ als an Proviſion und andern Accidentien zu verdie- nen iſt. Hierzu aber zu gelangen/ wird Vierdtens auch ſtarcke Correſpondenz erfordert/ die dann auff unterſchiedliche Weiſe zuwege gebracht wird/ nehmlich/ daß entweder ein ſolcher Banquier ein Sohn eines ſchon in vollem Credit ſtehenden Hauſes iſt/ oder daß er ſich ſelbſt durch ſeine kluge Conduite, groſſes Capital und Renommee, ſolches zuwege gebracht hat. Es dienet auch hierzu/ daß man vor Antritt der voͤlligen Handlung/ auch wohl/ wann es die Gelegenheit leiden will/ in derſelben einen Tour nach denen vor- nehmſten Europaͤiſchen Handels- und Wechſel-Plaͤtzen/ ſonderlich nach denen/ wohin man kuͤnfftig ſein meiſtes Wechſel-Negocium zu etabli- ren gedencket/ vornehme/ und daſelbſt dergeſtalt bey den vornehmſten Haͤuſern ſeine Correſpondenz einrichte/ daß man ſich derſelben ins kuͤnff- tige nuͤtzlich gebrauchen koͤnne. Dann daß ein Kauffmann/ ob er gleich an ſich ſelbſt groſſe Mittel hat/ nur ein oder zwey Correſpondentes an auslaͤndiſchen Oertern habe/ durch welche er alles beſtellen/ und was er wieder zu rembourſiren habe/ ſich von ihnen verrechnen laſſe/ ſolches machet keinen Banquier. Z. E. Einem reichen Kauffmann in Coppen- hagen

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/358>, abgerufen am 22.11.2024.