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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von dem Englischen Exchequer, und Stockholmischen Banco.

Viel Rechnungen werden in Engeland auff Vier Cronen-Stücken
oder Pfund Sterlings geschlossen/ also/ daß man sagt/ diese oder jene
Waar kostet so und so viel Pfund Sterlings/ ungeacht/ daß diese Pfun-
de nicht würcklich wie die Schillinge und Pfenninge Sterlings gemüntzet
seyn/ sondern wie die Pfund Flämisch in Holland oder etlicher Teutschen
Handels-Plätze ihre Wechsel-Thaler nur mit der Einbildung müssen
begriffen werden.

Der Nahme Sterling soll von einem in Schottland gelegenen
Schloß dieses Nahmens/ welches in der Landes-Sprache so viel als
Stahren-Schnabel heisset/ herkommen/ und war eine also benahmte Sil-
ber-Müntze mit des Hertzogs von Guyenne seinem Bildniß gezeichnet/
haltende in der rechten Hand ein Schwerdt/ in der andern aber eine
Wag-Schale/ wie etwan die Gerechtigkeit vorgebildet wird; Andere
wollen den Nahmen Sterling von einem Teutschen Müntz-Meister/ den
die Osterlinger (oder so genannte Hanseatische Kauffleute) zu König
Richardi des I. Regierungs-Zeiten nach Engeland gebracht/ und wel-
cher sehr feine Müntzen geschlagen/ die dem König gar wohl gefallen/
herleiten.

Den Engelischen Wechsel-Cours belangend/ so ist solcher theils ein
gewisser gegen einen andern ungewissen/ theils ein ungewisser gegen ei-
nen gewissen.

Jenes ereignet sich auff
Holland/ Braband/ Flandern/ Seeland/ Hamburg/ Rochelle, Nantes
und Jrrland/ als auff welche Plätze und Länder Engeland 1. Liv. Ster-
ling beständig abgiebet/ der Werth aber/ den es dagegen empfängt/ der
steigt und fällt; Hingegen giebet Engeland steigende und fallende Pfen-
ning oder Schilling Sterlings auff Franckreich/ Spanien/ Jtalien und
Portugall ab/ woselbst hingegen derselbigen Länder Müntz beständig und
unveränderlich bleibet/ dieses wird sich umb so viel besser verstehen ler-
nen/ wenn wir/ wie Engeland auff obbemeldte Plätze wechsele/ und zu
was pari solches geschehe/ nach einander ordentlich betrachten.

Auff Amsterdam und gantz Holland giebt Engeland 1. Liv. Sterling/
umb daselbst dem Pari nach (wann wir eine Englische Cron/ deren 4.
auff 1. Liv. Sterlings gehen/ vor einen Reichsthl. rechnen wolten) 32.
ß. Flämisch wieder zu empfangen/ diese Schilling Flämisch variiren aber
also/ daß Holland dermahlen wohl 35. und mehr/ vor ein Pfund Ster-

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Q o 3
Von dem Engliſchen Exchequer, und Stockholmiſchen Banco.

Viel Rechnungen werden in Engeland auff Vier Cronen-Stuͤcken
oder Pfund Sterlings geſchloſſen/ alſo/ daß man ſagt/ dieſe oder jene
Waar koſtet ſo und ſo viel Pfund Sterlings/ ungeacht/ daß dieſe Pfun-
de nicht wuͤrcklich wie die Schillinge und Pfenninge Sterlings gemuͤntzet
ſeyn/ ſondern wie die Pfund Flaͤmiſch in Holland oder etlicher Teutſchen
Handels-Plaͤtze ihre Wechſel-Thaler nur mit der Einbildung muͤſſen
begriffen werden.

Der Nahme Sterling ſoll von einem in Schottland gelegenen
Schloß dieſes Nahmens/ welches in der Landes-Sprache ſo viel als
Stahren-Schnabel heiſſet/ herkommen/ und war eine alſo benahmte Sil-
ber-Muͤntze mit des Hertzogs von Guyenne ſeinem Bildniß gezeichnet/
haltende in der rechten Hand ein Schwerdt/ in der andern aber eine
Wag-Schale/ wie etwan die Gerechtigkeit vorgebildet wird; Andere
wollen den Nahmen Sterling von einem Teutſchen Muͤntz-Meiſter/ den
die Oſterlinger (oder ſo genannte Hanſeatiſche Kauffleute) zu Koͤnig
Richardi des I. Regierungs-Zeiten nach Engeland gebracht/ und wel-
cher ſehr feine Muͤntzen geſchlagen/ die dem Koͤnig gar wohl gefallen/
herleiten.

Den Engeliſchen Wechſel-Cours belangend/ ſo iſt ſolcher theils ein
gewiſſer gegen einen andern ungewiſſen/ theils ein ungewiſſer gegen ei-
nen gewiſſen.

Jenes ereignet ſich auff
Holland/ Braband/ Flandern/ Seeland/ Hamburg/ Rochelle, Nantes
und Jrrland/ als auff welche Plaͤtze und Laͤnder Engeland 1. Liv. Ster-
ling beſtaͤndig abgiebet/ der Werth aber/ den es dagegen empfaͤngt/ der
ſteigt und faͤllt; Hingegen giebet Engeland ſteigende und fallende Pfen-
ning oder Schilling Sterlings auff Franckreich/ Spanien/ Jtalien und
Portugall ab/ woſelbſt hingegen derſelbigen Laͤnder Muͤntz beſtaͤndig und
unveraͤnderlich bleibet/ dieſes wird ſich umb ſo viel beſſer verſtehen ler-
nen/ wenn wir/ wie Engeland auff obbemeldte Plaͤtze wechſele/ und zu
was pari ſolches geſchehe/ nach einander ordentlich betrachten.

Auff Amſterdam und gantz Holland giebt Engeland 1. Liv. Sterling/
umb daſelbſt dem Pari nach (wann wir eine Engliſche Cron/ deren 4.
auff 1. Liv. Sterlings gehen/ vor einen Reichsthl. rechnen wolten) 32.
ß. Flaͤmiſch wieder zu empfangen/ dieſe Schilling Flaͤmiſch variiren aber
alſo/ daß Holland dermahlen wohl 35. und mehr/ vor ein Pfund Ster-

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[293/0313] Von dem Engliſchen Exchequer, und Stockholmiſchen Banco. Viel Rechnungen werden in Engeland auff Vier Cronen-Stuͤcken oder Pfund Sterlings geſchloſſen/ alſo/ daß man ſagt/ dieſe oder jene Waar koſtet ſo und ſo viel Pfund Sterlings/ ungeacht/ daß dieſe Pfun- de nicht wuͤrcklich wie die Schillinge und Pfenninge Sterlings gemuͤntzet ſeyn/ ſondern wie die Pfund Flaͤmiſch in Holland oder etlicher Teutſchen Handels-Plaͤtze ihre Wechſel-Thaler nur mit der Einbildung muͤſſen begriffen werden. Der Nahme Sterling ſoll von einem in Schottland gelegenen Schloß dieſes Nahmens/ welches in der Landes-Sprache ſo viel als Stahren-Schnabel heiſſet/ herkommen/ und war eine alſo benahmte Sil- ber-Muͤntze mit des Hertzogs von Guyenne ſeinem Bildniß gezeichnet/ haltende in der rechten Hand ein Schwerdt/ in der andern aber eine Wag-Schale/ wie etwan die Gerechtigkeit vorgebildet wird; Andere wollen den Nahmen Sterling von einem Teutſchen Muͤntz-Meiſter/ den die Oſterlinger (oder ſo genannte Hanſeatiſche Kauffleute) zu Koͤnig Richardi des I. Regierungs-Zeiten nach Engeland gebracht/ und wel- cher ſehr feine Muͤntzen geſchlagen/ die dem Koͤnig gar wohl gefallen/ herleiten. Den Engeliſchen Wechſel-Cours belangend/ ſo iſt ſolcher theils ein gewiſſer gegen einen andern ungewiſſen/ theils ein ungewiſſer gegen ei- nen gewiſſen. Jenes ereignet ſich auff Holland/ Braband/ Flandern/ Seeland/ Hamburg/ Rochelle, Nantes und Jrrland/ als auff welche Plaͤtze und Laͤnder Engeland 1. Liv. Ster- ling beſtaͤndig abgiebet/ der Werth aber/ den es dagegen empfaͤngt/ der ſteigt und faͤllt; Hingegen giebet Engeland ſteigende und fallende Pfen- ning oder Schilling Sterlings auff Franckreich/ Spanien/ Jtalien und Portugall ab/ woſelbſt hingegen derſelbigen Laͤnder Muͤntz beſtaͤndig und unveraͤnderlich bleibet/ dieſes wird ſich umb ſo viel beſſer verſtehen ler- nen/ wenn wir/ wie Engeland auff obbemeldte Plaͤtze wechſele/ und zu was pari ſolches geſchehe/ nach einander ordentlich betrachten. Auff Amſterdam und gantz Holland giebt Engeland 1. Liv. Sterling/ umb daſelbſt dem Pari nach (wann wir eine Engliſche Cron/ deren 4. auff 1. Liv. Sterlings gehen/ vor einen Reichsthl. rechnen wolten) 32. ß. Flaͤmiſch wieder zu empfangen/ dieſe Schilling Flaͤmiſch variiren aber alſo/ daß Holland dermahlen wohl 35. und mehr/ vor ein Pfund Ster- ling Q o 3

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/313>, abgerufen am 22.11.2024.