Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VII. Capitel
den meisten alle Neuerung/ und wann es auch die beste wäre/ odiosa heis-
sen; Es ist aber noch nicht ausgemacht/ ob dieses eine Neuerung sey?
So würden sich auch allenfalls die ohne dem willfährigen Buchhalter
darüber nicht zu beschweren haben/ immassen ihnen darunter die aller-
geringste Mühe nicht zuwüchse/ indem darumb nicht mehrers/ als jetzo/
zu Buche zu tragen ist/ sondern die Zettel blieben zur Sicherheit der
Interessirenden/ wie bißher gewöhnlich/ verwahret/ könten auch benö-
thigten Falls zulänglich zeugen/ und brächten vielmehr bey der Nachse-
hung noch einen billig mäßigen Recompens zuwege. Wem aber diese
heilsame Erinnerung oder vielmehr die geringe Mühe nicht anstünde/
(die Ursache/ warum er bezahle/ in den Banco-Zetteln zu exprimiren)
der könte und möchte es immer bleiben lassen/ und sich allen Falls ge-
nügen/ daß er damit beweisen könne/ wann er (ob gleich nicht stünde/
wo vor er) abgeschrieben.

Es geschiehet aber das Abschreiben in Banco, wie unser Author
ferner meldet/ des Morgens von 8. biß 11. Uhr/ nach welcher Zeit man
nicht mehr angenommen wird. Wann auch jemand mehr wolte ab-
schreiben lassen/ als er würcklich in Banco hat/ so muß er 3. Gülden
Straff davor erlegen. Des andern Tages kommt derjenige/ deme sol-
chergestalt in Banco eine Post zugeschrieben worden/ und fraget die
Buchhalters/ wer und wie viel ihm jemand habe zuschreiben lassen/
zeiget auch damit die Numero seiner Folio an/ wo sie es gleich suchen
und finden können. An Sonn- und Fest-Tagen/ auch zu der Zeit/
wann die Banco geschlossen/ und der Bilanz gemacht wird/ kan man
nichts in Banco abschreiben lassen. So kan man auch anders nicht/
als des Morgens von 7. biß 8. Uhr nach den abgeschriebenen Posten
fragen. Wer nach der Zeit was wissen will/ muß in der Stund von
8. biß 9. Uhr 2. Stüver/ und von 9. biß 3. Uhr des Nachmittags 6.
Stüver vor jede abgeschriebene Parthey bezahlen/ nach welcher Zeit man
nicht mehr angenommen wird/ es sey dann ein Casus extraordinarius,
wovon man doch gleichfalls ein gewisses der Mühwaltung halber geben
muß. So bald als ein solcher fragender und Rechnung in Banco ha-
bender Kauffmann die Numero seiner Folio, als zum Exempel 460.
angezeiget/ so schlagen die Buchhalter solche auff/ und sagen ihme als-
dann/ daß/ zum Exempel/ von Titio ihme wären Zweytausend/ Vier-
hundert und Sieben und Achtzig Gülden/ zehen Stüver zugeschrieben

worden/

Das VII. Capitel
den meiſten alle Neuerung/ und wann es auch die beſte waͤre/ odioſa heiſ-
ſen; Es iſt aber noch nicht ausgemacht/ ob dieſes eine Neuerung ſey?
So wuͤrden ſich auch allenfalls die ohne dem willfaͤhrigen Buchhalter
daruͤber nicht zu beſchweren haben/ immaſſen ihnen darunter die aller-
geringſte Muͤhe nicht zuwuͤchſe/ indem darumb nicht mehrers/ als jetzo/
zu Buche zu tragen iſt/ ſondern die Zettel blieben zur Sicherheit der
Intereſſirenden/ wie bißher gewoͤhnlich/ verwahret/ koͤnten auch benoͤ-
thigten Falls zulaͤnglich zeugen/ und braͤchten vielmehr bey der Nachſe-
hung noch einen billig maͤßigen Recompens zuwege. Wem aber dieſe
heilſame Erinnerung oder vielmehr die geringe Muͤhe nicht anſtuͤnde/
(die Urſache/ warum er bezahle/ in den Banco-Zetteln zu exprimiren)
der koͤnte und moͤchte es immer bleiben laſſen/ und ſich allen Falls ge-
nuͤgen/ daß er damit beweiſen koͤnne/ wann er (ob gleich nicht ſtuͤnde/
wo vor er) abgeſchrieben.

Es geſchiehet aber das Abſchreiben in Banco, wie unſer Author
ferner meldet/ des Morgens von 8. biß 11. Uhr/ nach welcher Zeit man
nicht mehr angenommen wird. Wann auch jemand mehr wolte ab-
ſchreiben laſſen/ als er wuͤrcklich in Banco hat/ ſo muß er 3. Guͤlden
Straff davor erlegen. Des andern Tages kommt derjenige/ deme ſol-
chergeſtalt in Banco eine Poſt zugeſchrieben worden/ und fraget die
Buchhalters/ wer und wie viel ihm jemand habe zuſchreiben laſſen/
zeiget auch damit die Numero ſeiner Folio an/ wo ſie es gleich ſuchen
und finden koͤnnen. An Sonn- und Feſt-Tagen/ auch zu der Zeit/
wann die Banco geſchloſſen/ und der Bilanz gemacht wird/ kan man
nichts in Banco abſchreiben laſſen. So kan man auch anders nicht/
als des Morgens von 7. biß 8. Uhr nach den abgeſchriebenen Poſten
fragen. Wer nach der Zeit was wiſſen will/ muß in der Stund von
8. biß 9. Uhr 2. Stuͤver/ und von 9. biß 3. Uhr des Nachmittags 6.
Stuͤver vor jede abgeſchriebene Parthey bezahlen/ nach welcher Zeit man
nicht mehr angenommen wird/ es ſey dann ein Caſus extraordinarius,
wovon man doch gleichfalls ein gewiſſes der Muͤhwaltung halber geben
muß. So bald als ein ſolcher fragender und Rechnung in Banco ha-
bender Kauffmann die Numero ſeiner Folio, als zum Exempel 460.
angezeiget/ ſo ſchlagen die Buchhalter ſolche auff/ und ſagen ihme als-
dann/ daß/ zum Exempel/ von Titio ihme waͤren Zweytauſend/ Vier-
hundert und Sieben und Achtzig Guͤlden/ zehen Stuͤver zugeſchrieben

worden/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
den mei&#x017F;ten alle Neuerung/ und wann es auch die be&#x017F;te wa&#x0364;re/ <hi rendition="#aq">odio&#x017F;a</hi> hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; Es i&#x017F;t aber noch nicht ausgemacht/ ob die&#x017F;es eine Neuerung &#x017F;ey?<lb/>
So wu&#x0364;rden &#x017F;ich auch allenfalls die ohne dem willfa&#x0364;hrigen Buchhalter<lb/>
daru&#x0364;ber nicht zu be&#x017F;chweren haben/ imma&#x017F;&#x017F;en ihnen darunter die aller-<lb/>
gering&#x017F;te Mu&#x0364;he nicht zuwu&#x0364;ch&#x017F;e/ indem darumb nicht mehrers/ als jetzo/<lb/>
zu Buche zu tragen i&#x017F;t/ &#x017F;ondern die Zettel blieben zur Sicherheit der<lb/><hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;i</hi>renden/ wie bißher gewo&#x0364;hnlich/ verwahret/ ko&#x0364;nten auch beno&#x0364;-<lb/>
thigten Falls zula&#x0364;nglich zeugen/ und bra&#x0364;chten vielmehr bey der Nach&#x017F;e-<lb/>
hung noch einen billig ma&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">Recompens</hi> zuwege. Wem aber die&#x017F;e<lb/>
heil&#x017F;ame Erinnerung oder vielmehr die geringe Mu&#x0364;he nicht an&#x017F;tu&#x0364;nde/<lb/>
(die Ur&#x017F;ache/ warum er bezahle/ in den <hi rendition="#aq">Banco-</hi>Zetteln zu <hi rendition="#aq">exprim</hi>iren)<lb/>
der ko&#x0364;nte und mo&#x0364;chte es immer bleiben la&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ich allen Falls ge-<lb/>
nu&#x0364;gen/ daß er damit bewei&#x017F;en ko&#x0364;nne/ wann er (ob gleich nicht &#x017F;tu&#x0364;nde/<lb/>
wo vor er) abge&#x017F;chrieben.</p><lb/>
        <p>Es ge&#x017F;chiehet aber das Ab&#x017F;chreiben in <hi rendition="#aq">Banco,</hi> wie un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Author</hi><lb/>
ferner meldet/ des Morgens von 8. biß 11. Uhr/ nach welcher Zeit man<lb/>
nicht mehr angenommen wird. Wann auch jemand mehr wolte ab-<lb/>
&#x017F;chreiben la&#x017F;&#x017F;en/ als er wu&#x0364;rcklich in <hi rendition="#aq">Banco</hi> hat/ &#x017F;o muß er 3. Gu&#x0364;lden<lb/>
Straff davor erlegen. Des andern Tages kommt derjenige/ deme &#x017F;ol-<lb/>
cherge&#x017F;talt in <hi rendition="#aq">Banco</hi> eine Po&#x017F;t zuge&#x017F;chrieben worden/ und fraget die<lb/>
Buchhalters/ wer und wie viel ihm jemand habe zu&#x017F;chreiben la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
zeiget auch damit die <hi rendition="#aq">Numero</hi> &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Folio</hi> an/ wo &#x017F;ie es gleich &#x017F;uchen<lb/>
und finden ko&#x0364;nnen. An Sonn- und Fe&#x017F;t-Tagen/ auch zu der Zeit/<lb/>
wann die <hi rendition="#aq">Banco</hi> ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ und der <hi rendition="#aq">Bilanz</hi> gemacht wird/ kan man<lb/>
nichts in <hi rendition="#aq">Banco</hi> ab&#x017F;chreiben la&#x017F;&#x017F;en. So kan man auch anders nicht/<lb/>
als des Morgens von 7. biß 8. Uhr nach den abge&#x017F;chriebenen Po&#x017F;ten<lb/>
fragen. Wer nach der Zeit was wi&#x017F;&#x017F;en will/ muß in der Stund von<lb/>
8. biß 9. Uhr 2. Stu&#x0364;ver/ und von 9. biß 3. Uhr des Nachmittags 6.<lb/>
Stu&#x0364;ver vor jede abge&#x017F;chriebene Parthey bezahlen/ nach welcher Zeit man<lb/>
nicht mehr angenommen wird/ es &#x017F;ey dann ein <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us extraordinarius,</hi><lb/>
wovon man doch gleichfalls ein gewi&#x017F;&#x017F;es der Mu&#x0364;hwaltung halber geben<lb/>
muß. So bald als ein &#x017F;olcher fragender und Rechnung in <hi rendition="#aq">Banco</hi> ha-<lb/>
bender Kauffmann die <hi rendition="#aq">Numero</hi> &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Folio,</hi> als zum Exempel 460.<lb/>
angezeiget/ &#x017F;o &#x017F;chlagen die Buchhalter &#x017F;olche auff/ und &#x017F;agen ihme als-<lb/>
dann/ daß/ zum Exempel/ von <hi rendition="#aq">Titio</hi> ihme wa&#x0364;ren Zweytau&#x017F;end/ Vier-<lb/>
hundert und Sieben und Achtzig Gu&#x0364;lden/ zehen Stu&#x0364;ver zuge&#x017F;chrieben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">worden/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0144] Das VII. Capitel den meiſten alle Neuerung/ und wann es auch die beſte waͤre/ odioſa heiſ- ſen; Es iſt aber noch nicht ausgemacht/ ob dieſes eine Neuerung ſey? So wuͤrden ſich auch allenfalls die ohne dem willfaͤhrigen Buchhalter daruͤber nicht zu beſchweren haben/ immaſſen ihnen darunter die aller- geringſte Muͤhe nicht zuwuͤchſe/ indem darumb nicht mehrers/ als jetzo/ zu Buche zu tragen iſt/ ſondern die Zettel blieben zur Sicherheit der Intereſſirenden/ wie bißher gewoͤhnlich/ verwahret/ koͤnten auch benoͤ- thigten Falls zulaͤnglich zeugen/ und braͤchten vielmehr bey der Nachſe- hung noch einen billig maͤßigen Recompens zuwege. Wem aber dieſe heilſame Erinnerung oder vielmehr die geringe Muͤhe nicht anſtuͤnde/ (die Urſache/ warum er bezahle/ in den Banco-Zetteln zu exprimiren) der koͤnte und moͤchte es immer bleiben laſſen/ und ſich allen Falls ge- nuͤgen/ daß er damit beweiſen koͤnne/ wann er (ob gleich nicht ſtuͤnde/ wo vor er) abgeſchrieben. Es geſchiehet aber das Abſchreiben in Banco, wie unſer Author ferner meldet/ des Morgens von 8. biß 11. Uhr/ nach welcher Zeit man nicht mehr angenommen wird. Wann auch jemand mehr wolte ab- ſchreiben laſſen/ als er wuͤrcklich in Banco hat/ ſo muß er 3. Guͤlden Straff davor erlegen. Des andern Tages kommt derjenige/ deme ſol- chergeſtalt in Banco eine Poſt zugeſchrieben worden/ und fraget die Buchhalters/ wer und wie viel ihm jemand habe zuſchreiben laſſen/ zeiget auch damit die Numero ſeiner Folio an/ wo ſie es gleich ſuchen und finden koͤnnen. An Sonn- und Feſt-Tagen/ auch zu der Zeit/ wann die Banco geſchloſſen/ und der Bilanz gemacht wird/ kan man nichts in Banco abſchreiben laſſen. So kan man auch anders nicht/ als des Morgens von 7. biß 8. Uhr nach den abgeſchriebenen Poſten fragen. Wer nach der Zeit was wiſſen will/ muß in der Stund von 8. biß 9. Uhr 2. Stuͤver/ und von 9. biß 3. Uhr des Nachmittags 6. Stuͤver vor jede abgeſchriebene Parthey bezahlen/ nach welcher Zeit man nicht mehr angenommen wird/ es ſey dann ein Caſus extraordinarius, wovon man doch gleichfalls ein gewiſſes der Muͤhwaltung halber geben muß. So bald als ein ſolcher fragender und Rechnung in Banco ha- bender Kauffmann die Numero ſeiner Folio, als zum Exempel 460. angezeiget/ ſo ſchlagen die Buchhalter ſolche auff/ und ſagen ihme als- dann/ daß/ zum Exempel/ von Titio ihme waͤren Zweytauſend/ Vier- hundert und Sieben und Achtzig Guͤlden/ zehen Stuͤver zugeſchrieben worden/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/144
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/144>, abgerufen am 15.10.2024.