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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das V. Capitel
auf grobes Silber-Geld/ dergleichen die so genannten Carolinen und vor-
mahligen Christinichen gewesen/ Lieffland auff Burgundische Albertus-
oder Kreutz-Thaler/ als welche ebenfalls daselbst sehr beliebt seyn/ Königs-
berg in Preussen ingleichen/ oder auch auff Königl. Preußische Sechzehen-
Groschen-Stück/ oder grobes Polnisches Geld/ und so auch Dantzig auf
gleiches Polnisches in Wechsel-Zahlung annehmliches Geld/ Breßlau
und andere vornehme Schlesische Handels-Städte/ und so auch Wien/
Regenspurg/ Augspurg/ Franckfurt/ Cölln und andere Reichs-Städ-
te/ die noch keine Banquen haben/ auf Käyserliche und bey ihnen gang-
bare Guldiner sich solten einrichten können/ die Spanische Niederlan-
de und alle darinne befindliche grosse Land- und Handels-Städte/ wie
auch alle Städte der vereinigten Niederländischen Provintzien könten
ihre Banquen, was das darinn zu recipirende Geld betrifft/ nach der
Amsterdammer Banco veranstalten. Und so auch alle andere Städte/
von andern Europäischen Reichen/ selbige nach denen bey ihnen gang-
barsten gröbsten Müntz-Sorten/ sonderlich in solchen/ in welchen die
Wechsel-Zahlung/ als umb welcher willen die Ab- und Zuschreib-Ban-
quen
mehrentheils anzulegen/ geschehen müssen/ einrichten/ so würde
sich die jedes Orts im Handel und Wandel gebräuchliche Courrent-
und auch die Scheide-Müntze/ wegen des Agio oder Auffwechsels
schon selber darnach richten. Es würde auch dem Commercio eine
bessere Gestalt geben/ die Wechsel förmlicher eingerichtet/ der Kipper-
und Wipperey gewehret/ und/ welches das Vornehmste/ das gute Geld
dadurch im Lande conserviret/ und je länger je mehr herein gezogen
werden.

Vierdtens/ so bringet auch eine etablirte Banco einer Stadt die-
sen Vortheil/ daß Handel und Wandel sich dadurch vermehret/ die
Zahlungen desto richtiger geschehen/ mancher Ort dadurch zu der Ehre
eines Wechsel-Platzes erhoben wird/ welcher zuvor in obscuro gelegen/
und was seine Handlung betroffen/ nichts reales, sondern nur ein Klein-
Städtisches Ansehen/ ob es gleich an sich selbst ein stattlich situirter Ort/
ja gar eine Residentz-Stadt ist/ gehabt hat. Das Wechsel-Recht/
welches biß hieher an vielen Orten sehr nach Passionibus, und mehr se-
cundum apices juris,
als nach der Convenientz des Wohlstandes der
Kauffmannschafft urgiret und beobachtet worden/ und von welchem es
mehrmahls geheissen: Summum Jus, summa Injuria, würde auch als-

dann

Das V. Capitel
auf grobes Silber-Geld/ dergleichen die ſo genannten Carolinen und vor-
mahligen Chriſtinichen geweſen/ Lieffland auff Burgundiſche Albertus-
oder Kreutz-Thaler/ als welche ebenfalls daſelbſt ſehr beliebt ſeyn/ Koͤnigs-
berg in Preuſſen ingleichen/ oder auch auff Koͤnigl. Preußiſche Sechzehen-
Groſchen-Stuͤck/ oder grobes Polniſches Geld/ und ſo auch Dantzig auf
gleiches Polniſches in Wechſel-Zahlung annehmliches Geld/ Breßlau
und andere vornehme Schleſiſche Handels-Staͤdte/ und ſo auch Wien/
Regenſpurg/ Augſpurg/ Franckfurt/ Coͤlln und andere Reichs-Staͤd-
te/ die noch keine Banquen haben/ auf Kaͤyſerliche und bey ihnen gang-
bare Guldiner ſich ſolten einrichten koͤnnen/ die Spaniſche Niederlan-
de und alle darinne befindliche groſſe Land- und Handels-Staͤdte/ wie
auch alle Staͤdte der vereinigten Niederlaͤndiſchen Provintzien koͤnten
ihre Banquen, was das darinn zu recipirende Geld betrifft/ nach der
Amſterdammer Banco veranſtalten. Und ſo auch alle andere Staͤdte/
von andern Europaͤiſchen Reichen/ ſelbige nach denen bey ihnen gang-
barſten groͤbſten Muͤntz-Sorten/ ſonderlich in ſolchen/ in welchen die
Wechſel-Zahlung/ als umb welcher willen die Ab- und Zuſchreib-Ban-
quen
mehrentheils anzulegen/ geſchehen muͤſſen/ einrichten/ ſo wuͤrde
ſich die jedes Orts im Handel und Wandel gebraͤuchliche Courrent-
und auch die Scheide-Muͤntze/ wegen des Agio oder Auffwechſels
ſchon ſelber darnach richten. Es wuͤrde auch dem Commercio eine
beſſere Geſtalt geben/ die Wechſel foͤrmlicher eingerichtet/ der Kipper-
und Wipperey gewehret/ und/ welches das Vornehmſte/ das gute Geld
dadurch im Lande conſerviret/ und je laͤnger je mehr herein gezogen
werden.

Vierdtens/ ſo bringet auch eine etablirte Banco einer Stadt die-
ſen Vortheil/ daß Handel und Wandel ſich dadurch vermehret/ die
Zahlungen deſto richtiger geſchehen/ mancher Ort dadurch zu der Ehre
eines Wechſel-Platzes erhoben wird/ welcher zuvor in obſcuro gelegen/
und was ſeine Handlung betroffen/ nichts reales, ſondern nur ein Klein-
Staͤdtiſches Anſehen/ ob es gleich an ſich ſelbſt ein ſtattlich ſituirter Ort/
ja gar eine Reſidentz-Stadt iſt/ gehabt hat. Das Wechſel-Recht/
welches biß hieher an vielen Orten ſehr nach Paſſionibus, und mehr ſe-
cundum apices juris,
als nach der Convenientz des Wohlſtandes der
Kauffmannſchafft urgiret und beobachtet worden/ und von welchem es
mehrmahls geheiſſen: Summum Jus, ſumma Injuria, wuͤrde auch als-

dann
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[102/0122] Das V. Capitel auf grobes Silber-Geld/ dergleichen die ſo genannten Carolinen und vor- mahligen Chriſtinichen geweſen/ Lieffland auff Burgundiſche Albertus- oder Kreutz-Thaler/ als welche ebenfalls daſelbſt ſehr beliebt ſeyn/ Koͤnigs- berg in Preuſſen ingleichen/ oder auch auff Koͤnigl. Preußiſche Sechzehen- Groſchen-Stuͤck/ oder grobes Polniſches Geld/ und ſo auch Dantzig auf gleiches Polniſches in Wechſel-Zahlung annehmliches Geld/ Breßlau und andere vornehme Schleſiſche Handels-Staͤdte/ und ſo auch Wien/ Regenſpurg/ Augſpurg/ Franckfurt/ Coͤlln und andere Reichs-Staͤd- te/ die noch keine Banquen haben/ auf Kaͤyſerliche und bey ihnen gang- bare Guldiner ſich ſolten einrichten koͤnnen/ die Spaniſche Niederlan- de und alle darinne befindliche groſſe Land- und Handels-Staͤdte/ wie auch alle Staͤdte der vereinigten Niederlaͤndiſchen Provintzien koͤnten ihre Banquen, was das darinn zu recipirende Geld betrifft/ nach der Amſterdammer Banco veranſtalten. Und ſo auch alle andere Staͤdte/ von andern Europaͤiſchen Reichen/ ſelbige nach denen bey ihnen gang- barſten groͤbſten Muͤntz-Sorten/ ſonderlich in ſolchen/ in welchen die Wechſel-Zahlung/ als umb welcher willen die Ab- und Zuſchreib-Ban- quen mehrentheils anzulegen/ geſchehen muͤſſen/ einrichten/ ſo wuͤrde ſich die jedes Orts im Handel und Wandel gebraͤuchliche Courrent- und auch die Scheide-Muͤntze/ wegen des Agio oder Auffwechſels ſchon ſelber darnach richten. Es wuͤrde auch dem Commercio eine beſſere Geſtalt geben/ die Wechſel foͤrmlicher eingerichtet/ der Kipper- und Wipperey gewehret/ und/ welches das Vornehmſte/ das gute Geld dadurch im Lande conſerviret/ und je laͤnger je mehr herein gezogen werden. Vierdtens/ ſo bringet auch eine etablirte Banco einer Stadt die- ſen Vortheil/ daß Handel und Wandel ſich dadurch vermehret/ die Zahlungen deſto richtiger geſchehen/ mancher Ort dadurch zu der Ehre eines Wechſel-Platzes erhoben wird/ welcher zuvor in obſcuro gelegen/ und was ſeine Handlung betroffen/ nichts reales, ſondern nur ein Klein- Staͤdtiſches Anſehen/ ob es gleich an ſich ſelbſt ein ſtattlich ſituirter Ort/ ja gar eine Reſidentz-Stadt iſt/ gehabt hat. Das Wechſel-Recht/ welches biß hieher an vielen Orten ſehr nach Paſſionibus, und mehr ſe- cundum apices juris, als nach der Convenientz des Wohlſtandes der Kauffmannſchafft urgiret und beobachtet worden/ und von welchem es mehrmahls geheiſſen: Summum Jus, ſumma Injuria, wuͤrde auch als- dann

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/122>, abgerufen am 09.10.2024.