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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
All hoffnung gieng zurück. Es wolte nichts gerahten/
Es sancke muht und faust in übung tapffrer thaten;
Die Göttin wandte gantz von ihnen ihren sinn/
Und ließ sie zeichen sehn/ die alle sahen hin
Auff ihren undergang mit scheinbaren gemercken:
Sie hatten kaum das bild bey ihren krieges wercken
Im lager hin gesetzt; Da sahe man als bald/
Was aus dem Augen liecht die göttliche gewalt
Für flammen brennen ließ: Es flosse durch die glieder
Ein saltz benetzter schweiß/ es regt sich auff und nieder
Von bodem etlich mal: Das bild sah aus/ wies lebt/
Trug schild und lantze/ die erschrecklich dreut und bebt.
Stracks rahtet Calchas ein/ man solte sich zu rücke
Begeben wieder heim/ man hätte kein gelücke/
Die Griechen könten nicht eröbern Troens stadt/
Wo sie nicht wiederumb zu Argos hohlten raht
Und Göttlichen bericht/ umb wieder zu versöhnen
Die Göttin/ die sich sonst nicht ungestrafft läst höhnen;
Mann hätte sie verletzt/ weil man von heilger stett
Ihr hoch geheilgtes bild und schild geraubet hätt;
Und übers meer geführt; Und weil sie gen Mycenen
Mit glück gekommen sind/ so werden sie sich sehnen
Bald wieder hier zu seyn mit ihrer waffen trutz/
Der neuen Göttin gleit und angenommnen schutz.
So that der Calchas auff den mund zu prophezeyen/
Und lehrte/ was man hätt in künfftig noch zu scheuen;
Da haben sie an statt der Pallas/ die verletzt/
Diß pferd/ zu sühnen aus die missethat/ gesetzt.
Das
Das Andere Buch.
All hoffnung gieng zuruͤck. Es wolte nichts gerahten/
Es ſancke muht und fauſt in uͤbung tapffrer thaten;
Die Goͤttin wandte gantz von ihnen ihren ſinn/
Und ließ ſie zeichen ſehn/ die alle ſahen hin
Auff ihren undergang mit ſcheinbaren gemercken:
Sie hatten kaum das bild bey ihren krieges wercken
Im lager hin geſetzt; Da ſahe man als bald/
Was aus dem Augen liecht die goͤttliche gewalt
Fuͤr flammen brennen ließ: Es floſſe durch die glieder
Ein ſaltz benetzter ſchweiß/ es regt ſich auff und nieder
Von bodem etlich mal: Das bild ſah aus/ wies lebt/
Trug ſchild und lantze/ die erſchrecklich dreut und bebt.
Stracks rahtet Calchas ein/ man ſolte ſich zu ruͤcke
Begeben wieder heim/ man haͤtte kein geluͤcke/
Die Griechen koͤnten nicht eroͤbern Troens ſtadt/
Wo ſie nicht wiederumb zu Argos hohlten raht
Und Goͤttlichen bericht/ umb wieder zu verſoͤhnen
Die Goͤttin/ die ſich ſonſt nicht ungeſtrafft laͤſt hoͤhnen;
Mann haͤtte ſie verletzt/ weil man von heilger ſtett
Ihr hoch geheilgtes bild und ſchild geraubet haͤtt;
Und uͤbers meer gefuͤhrt; Und weil ſie gen Mycenen
Mit gluͤck gekommen ſind/ ſo werden ſie ſich ſehnen
Bald wieder hier zu ſeyn mit ihrer waffen trutz/
Der neuen Goͤttin gleit und angenommnen ſchutz.
So that der Calchas auff den mund zu prophezeyen/
Und lehrte/ was man haͤtt in kuͤnfftig noch zu ſcheuen;
Da haben ſie an ſtatt der Pallas/ die verletzt/
Diß pferd/ zu ſuͤhnen aus die miſſethat/ geſetzt.
Das
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[68/0090] Das Andere Buch. All hoffnung gieng zuruͤck. Es wolte nichts gerahten/ Es ſancke muht und fauſt in uͤbung tapffrer thaten; Die Goͤttin wandte gantz von ihnen ihren ſinn/ Und ließ ſie zeichen ſehn/ die alle ſahen hin Auff ihren undergang mit ſcheinbaren gemercken: Sie hatten kaum das bild bey ihren krieges wercken Im lager hin geſetzt; Da ſahe man als bald/ Was aus dem Augen liecht die goͤttliche gewalt Fuͤr flammen brennen ließ: Es floſſe durch die glieder Ein ſaltz benetzter ſchweiß/ es regt ſich auff und nieder Von bodem etlich mal: Das bild ſah aus/ wies lebt/ Trug ſchild und lantze/ die erſchrecklich dreut und bebt. Stracks rahtet Calchas ein/ man ſolte ſich zu ruͤcke Begeben wieder heim/ man haͤtte kein geluͤcke/ Die Griechen koͤnten nicht eroͤbern Troens ſtadt/ Wo ſie nicht wiederumb zu Argos hohlten raht Und Goͤttlichen bericht/ umb wieder zu verſoͤhnen Die Goͤttin/ die ſich ſonſt nicht ungeſtrafft laͤſt hoͤhnen; Mann haͤtte ſie verletzt/ weil man von heilger ſtett Ihr hoch geheilgtes bild und ſchild geraubet haͤtt; Und uͤbers meer gefuͤhrt; Und weil ſie gen Mycenen Mit gluͤck gekommen ſind/ ſo werden ſie ſich ſehnen Bald wieder hier zu ſeyn mit ihrer waffen trutz/ Der neuen Goͤttin gleit und angenommnen ſchutz. So that der Calchas auff den mund zu prophezeyen/ Und lehrte/ was man haͤtt in kuͤnfftig noch zu ſcheuen; Da haben ſie an ſtatt der Pallas/ die verletzt/ Diß pferd/ zu ſuͤhnen aus die miſſethat/ geſetzt. Das

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/90>, abgerufen am 13.05.2024.