Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Er spielet auch ein lied von sternen/ welche pflegen
Im herbst zu gehen auff/ und bringen wind und regen
Da sey Arctur wie auch die nassen Hyaden/
Da sey das siebn gestirn: Er gibt auch zu verstehn/
Warumb die tage kurtz im winter/ lang im sommer/
Und was der gleichen mehr zu jagen aus den kummer.
Die Tyrer sind noch eins so lustig und erfreut/
Die Troer folgen nach denselben ungescheut.
Es bracht auch Dido zu die gantze nacht mit sorgen/
Mit mancherley gespräch/ in welchem sie verborgen
Ihr ungelücke trug/ und truncke gleichsam ein
Das bitter-süsse gifft uud schwere liebes pein.
Da hatte sie bald viel von Priamus zu sagen/
Bald von des Hectors tod und leben viel zu fragen;
Bald forschte sie/ wie starck des Memnons zeug und heer/
Und wie vor Troja er bewehrt gewesen wär?
Bald wil sie wissen auch/ was Diomed für pferde
Und zeug geführet hat/ wie groß Achilles werde
Gehalten: Ob er auch ansehnlich von person/
Und was er sonst für Ehr und preiß gekriegt davon?
Ja (sagte sie) mein freund/ ich habe zwar vernommen/
Wie daß die Danger in ewer land gekommen.
Wolan! erzehl uns doch vom ersten uhrsprung her
Der feinde hinterlist/ der deinigen beschwer
Und letzten untergang/ wie auch dein langes wandern
Und irren hin und her von einem ort zum andern/
Denn/ wie du uns erzehlst/ sinds nunmehr sieben jahr
Da du zu land und meer must ziehn durch viel gefahr.
Das
D 4
Das Erſte Buch.
Er ſpielet auch ein lied von ſternen/ welche pflegen
Im herbſt zu gehen auff/ und bringen wind und regen
Da ſey Arctur wie auch die naſſen Hyaden/
Da ſey das ſiebn geſtirn: Er gibt auch zu verſtehn/
Warumb die tage kurtz im winter/ lang im ſommer/
Und was der gleichen mehr zu jagen aus den kummer.
Die Tyrer ſind noch eins ſo luſtig und erfreut/
Die Troer folgen nach denſelben ungeſcheut.
Es bracht auch Dido zu die gantze nacht mit ſorgen/
Mit mancherley geſpraͤch/ in welchem ſie verborgen
Ihr ungeluͤcke trug/ und truncke gleichſam ein
Das bitter-ſuͤſſe gifft uud ſchwere liebes pein.
Da hatte ſie bald viel von Priamus zu ſagen/
Bald von des Hectors tod und leben viel zu fragen;
Bald forſchte ſie/ wie ſtarck des Memnons zeug und heer/
Und wie vor Troja er bewehrt geweſen waͤr?
Bald wil ſie wiſſen auch/ was Diomed fuͤr pferde
Und zeug gefuͤhret hat/ wie groß Achilles werde
Gehalten: Ob er auch anſehnlich von perſon/
Und was er ſonſt fuͤr Ehr und preiß gekriegt davon?
Ja (ſagte ſie) mein freund/ ich habe zwar vernommen/
Wie daß die Danger in ewer land gekommen.
Wolan! erzehl uns doch vom erſten uhrſprung her
Der feinde hinterliſt/ der deinigen beſchwer
Und letzten untergang/ wie auch dein langes wandern
Und irren hin und her von einem ort zum andern/
Denn/ wie du uns erzehlſt/ ſinds nunmehr ſieben jahr
Da du zu land und meer muſt ziehn durch viel gefahr.
Das
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0077" n="55"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Er &#x017F;pielet auch ein lied von &#x017F;ternen/ welche pflegen</l><lb/>
          <l>Im herb&#x017F;t zu gehen auff/ und bringen wind und regen</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ey Arctur wie auch die na&#x017F;&#x017F;en Hyaden/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ey das &#x017F;iebn ge&#x017F;tirn: Er gibt auch zu ver&#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l>Warumb die tage kurtz im winter/ lang im &#x017F;ommer/</l><lb/>
          <l>Und was der gleichen mehr zu jagen aus den kummer.</l><lb/>
          <l>Die Tyrer &#x017F;ind noch eins &#x017F;o lu&#x017F;tig und erfreut/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie Troer folgen nach den&#x017F;elben unge&#x017F;cheut.</l><lb/>
          <l>Es bracht auch Dido zu die gantze nacht mit &#x017F;orgen/</l><lb/>
          <l>Mit mancherley ge&#x017F;pra&#x0364;ch/ in welchem &#x017F;ie verborgen</l><lb/>
          <l>Ihr ungelu&#x0364;cke trug/ und truncke gleich&#x017F;am ein</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>as bitter-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gifft uud &#x017F;chwere liebes pein.</l><lb/>
          <l>Da hatte &#x017F;ie bald viel von Priamus zu &#x017F;agen/</l><lb/>
          <l>Bald von des Hectors tod und leben viel zu fragen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Bald for&#x017F;chte &#x017F;ie/ wie &#x017F;tarck des Memnons zeug und heer/</l><lb/>
          <l>Und wie vor Troja er bewehrt gewe&#x017F;en wa&#x0364;r?</l><lb/>
          <l>Bald wil &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en auch/ was <hi rendition="#fr">D</hi>iomed fu&#x0364;r pferde</l><lb/>
          <l>Und zeug gefu&#x0364;hret hat/ wie groß Achilles werde</l><lb/>
          <l>Gehalten: Ob er auch an&#x017F;ehnlich von per&#x017F;on/</l><lb/>
          <l>Und was er &#x017F;on&#x017F;t fu&#x0364;r Ehr und preiß gekriegt davon?</l><lb/>
          <l>Ja (&#x017F;agte &#x017F;ie<hi rendition="#i">)</hi> mein freund/ ich habe zwar vernommen/</l><lb/>
          <l>Wie daß die Danger in ewer land gekommen.</l><lb/>
          <l>Wolan! erzehl uns doch vom er&#x017F;ten uhr&#x017F;prung her</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er feinde hinterli&#x017F;t/ der deinigen be&#x017F;chwer</l><lb/>
          <l>Und letzten untergang/ wie auch dein langes wandern</l><lb/>
          <l>Und irren hin und her von einem ort zum andern/</l><lb/>
          <l>Denn/ wie du uns erzehl&#x017F;t/ &#x017F;inds nunmehr &#x017F;ieben jahr</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a du zu land und meer mu&#x017F;t ziehn durch viel gefahr.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">D</hi> 4</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">D</hi>as</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0077] Das Erſte Buch. Er ſpielet auch ein lied von ſternen/ welche pflegen Im herbſt zu gehen auff/ und bringen wind und regen Da ſey Arctur wie auch die naſſen Hyaden/ Da ſey das ſiebn geſtirn: Er gibt auch zu verſtehn/ Warumb die tage kurtz im winter/ lang im ſommer/ Und was der gleichen mehr zu jagen aus den kummer. Die Tyrer ſind noch eins ſo luſtig und erfreut/ Die Troer folgen nach denſelben ungeſcheut. Es bracht auch Dido zu die gantze nacht mit ſorgen/ Mit mancherley geſpraͤch/ in welchem ſie verborgen Ihr ungeluͤcke trug/ und truncke gleichſam ein Das bitter-ſuͤſſe gifft uud ſchwere liebes pein. Da hatte ſie bald viel von Priamus zu ſagen/ Bald von des Hectors tod und leben viel zu fragen; Bald forſchte ſie/ wie ſtarck des Memnons zeug und heer/ Und wie vor Troja er bewehrt geweſen waͤr? Bald wil ſie wiſſen auch/ was Diomed fuͤr pferde Und zeug gefuͤhret hat/ wie groß Achilles werde Gehalten: Ob er auch anſehnlich von perſon/ Und was er ſonſt fuͤr Ehr und preiß gekriegt davon? Ja (ſagte ſie) mein freund/ ich habe zwar vernommen/ Wie daß die Danger in ewer land gekommen. Wolan! erzehl uns doch vom erſten uhrſprung her Der feinde hinterliſt/ der deinigen beſchwer Und letzten untergang/ wie auch dein langes wandern Und irren hin und her von einem ort zum andern/ Denn/ wie du uns erzehlſt/ ſinds nunmehr ſieben jahr Da du zu land und meer muſt ziehn durch viel gefahr. Das D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/77
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/77>, abgerufen am 21.11.2024.