Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Da sie nun in pallast immittelst kommen gangen/
Wird mitten auff dem saal mit königlichen prangen
Ein mahl gerichtet zu. Die decken sind gestückt
Mit gold und edelstein/ wie alles sich nur schickt.
Die purpurfarbne pracht blitzt voller güldnen strahlen/
Man träget grosse last an silberwerck/ an schalen
An kann- und schüsseln auff: Hierbey sieht man pocal
Aus rothem golde stehn in ungezählter zahl
Die künstlich sind gemacht/ auff welchen schild und fahnen!
Die namen und der ruhm der weitberühmten Ahnen
Gestochen artig sind. Der thaten reyh geht weit/
Wenn man führt her den stamm von ursprung alter zeit.
Eneas aber schickt in schneller eyl Achaten/
Der ihm stets stunde bey mit dienste/ raht und thaten
In Haven/ da das heer und schiffe lagen noch/
Er möchte seinen sohn Ascan berichten doch/
(Denn er kunt länger nicht das vaterhertze zwingen)
Wie es beschaffen sey mit vorerzählten dingen/
Und solt ihn bringen mit ohn säumnüß in die stadt.
Der liebe vater nur für Ascan sorge hat.
Er ließ ihm über das auch bringen schöne gaben/
Die man von langem krieg noch übrig kundte haben;
Als einen güldnen rock mit wappen schön geziert/
Und ein gesticktes kleid mit golde schamorirt.
Denn dieses war der schmuck und zierrath der Helenen
Der frau aus Griechenland/ den sie dort von Mycenen
Und Sparta mit sich bracht/ als sie nach Troja kam/
Und wider Gott und recht den schäffer Paris nam.
Die
Das Erſte Buch.
Da ſie nun in pallaſt immittelſt kommen gangen/
Wird mitten auff dem ſaal mit koͤniglichen prangen
Ein mahl gerichtet zu. Die decken ſind geſtuͤckt
Mit gold und edelſtein/ wie alles ſich nur ſchickt.
Die purpurfarbne pracht blitzt voller guͤldnen ſtrahlen/
Man traͤget groſſe laſt an ſilberwerck/ an ſchalen
An kann- und ſchuͤſſeln auff: Hierbey ſieht man pocal
Aus rothem golde ſtehn in ungezaͤhlter zahl
Die kuͤnſtlich ſind gemacht/ auff welchẽ ſchild und fahnẽ!
Die namen und der ruhm der weitberuͤhmten Ahnen
Geſtochen artig ſind. Der thaten reyh geht weit/
Wenn man fuͤhrt her den ſtam̃ von urſprung alter zeit.
Eneas aber ſchickt in ſchneller eyl Achaten/
Der ihm ſtets ſtunde bey mit dienſte/ raht und thaten
In Haven/ da das heer und ſchiffe lagen noch/
Er moͤchte ſeinen ſohn Aſcan berichten doch/
(Denn er kunt laͤnger nicht das vaterhertze zwingen)
Wie es beſchaffen ſey mit vorerzaͤhlten dingen/
Und ſolt ihn bringen mit ohn ſaͤumnuͤß in die ſtadt.
Der liebe vater nur fuͤr Aſcan ſorge hat.
Er ließ ihm uͤber das auch bringen ſchoͤne gaben/
Die man von langem krieg noch uͤbrig kundte haben;
Als einen guͤldnen rock mit wappen ſchoͤn geziert/
Und ein geſticktes kleid mit golde ſchamorirt.
Denn dieſes war der ſchmuck und zierrath der Helenen
Der frau aus Griechenland/ den ſie dort von Mycenen
Und Sparta mit ſich bracht/ als ſie nach Troja kam/
Und wider Gott und recht den ſchaͤffer Paris nam.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0069" n="47"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie nun in palla&#x017F;t immittel&#x017F;t kommen gangen/</l><lb/>
          <l>Wird mitten auff dem &#x017F;aal mit ko&#x0364;niglichen prangen</l><lb/>
          <l>Ein mahl gerichtet zu. <hi rendition="#fr">D</hi>ie decken &#x017F;ind ge&#x017F;tu&#x0364;ckt</l><lb/>
          <l>Mit gold und edel&#x017F;tein/ wie alles &#x017F;ich nur &#x017F;chickt.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie purpurfarbne pracht blitzt voller gu&#x0364;ldnen &#x017F;trahlen/</l><lb/>
          <l>Man tra&#x0364;get gro&#x017F;&#x017F;e la&#x017F;t an &#x017F;ilberwerck/ an &#x017F;chalen</l><lb/>
          <l>An kann- und &#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln auff: Hierbey &#x017F;ieht man pocal</l><lb/>
          <l>Aus rothem golde &#x017F;tehn in ungeza&#x0364;hlter zahl</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie ku&#x0364;n&#x017F;tlich &#x017F;ind gemacht/ auff welche&#x0303; &#x017F;child und fahne&#x0303;<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie namen und der ruhm der weitberu&#x0364;hmten Ahnen</l><lb/>
          <l>Ge&#x017F;tochen artig &#x017F;ind. <hi rendition="#fr">D</hi>er thaten reyh geht weit/</l><lb/>
          <l>Wenn man fu&#x0364;hrt her den &#x017F;tam&#x0303; von ur&#x017F;prung alter zeit.</l><lb/>
          <l>Eneas aber &#x017F;chickt in &#x017F;chneller eyl Achaten/</l><lb/>
          <l>Der ihm &#x017F;tets &#x017F;tunde bey mit dien&#x017F;te/ raht und thaten</l><lb/>
          <l>In Haven/ da das heer und &#x017F;chiffe lagen noch/</l><lb/>
          <l>Er mo&#x0364;chte &#x017F;einen &#x017F;ohn A&#x017F;can berichten doch/</l><lb/>
          <l>(Denn er kunt la&#x0364;nger nicht das vaterhertze zwingen)</l><lb/>
          <l>Wie es be&#x017F;chaffen &#x017F;ey mit vorerza&#x0364;hlten dingen/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;olt ihn bringen mit ohn &#x017F;a&#x0364;umnu&#x0364;ß in die &#x017F;tadt.</l><lb/>
          <l>Der liebe vater nur fu&#x0364;r A&#x017F;can &#x017F;orge hat.</l><lb/>
          <l>Er ließ ihm u&#x0364;ber das auch bringen &#x017F;cho&#x0364;ne gaben/</l><lb/>
          <l>Die man von langem krieg noch u&#x0364;brig kundte haben;</l><lb/>
          <l>Als einen gu&#x0364;ldnen rock mit wappen &#x017F;cho&#x0364;n geziert/</l><lb/>
          <l>Und ein ge&#x017F;ticktes kleid mit golde &#x017F;chamorirt.</l><lb/>
          <l>Denn die&#x017F;es war der &#x017F;chmuck und zierrath der Helenen</l><lb/>
          <l>Der frau aus Griechenland/ den &#x017F;ie dort von Mycenen</l><lb/>
          <l>Und Sparta mit &#x017F;ich bracht/ als &#x017F;ie nach Troja kam/</l><lb/>
          <l>Und wider Gott und recht den &#x017F;cha&#x0364;ffer Paris nam.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">D</hi>ie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0069] Das Erſte Buch. Da ſie nun in pallaſt immittelſt kommen gangen/ Wird mitten auff dem ſaal mit koͤniglichen prangen Ein mahl gerichtet zu. Die decken ſind geſtuͤckt Mit gold und edelſtein/ wie alles ſich nur ſchickt. Die purpurfarbne pracht blitzt voller guͤldnen ſtrahlen/ Man traͤget groſſe laſt an ſilberwerck/ an ſchalen An kann- und ſchuͤſſeln auff: Hierbey ſieht man pocal Aus rothem golde ſtehn in ungezaͤhlter zahl Die kuͤnſtlich ſind gemacht/ auff welchẽ ſchild und fahnẽ! Die namen und der ruhm der weitberuͤhmten Ahnen Geſtochen artig ſind. Der thaten reyh geht weit/ Wenn man fuͤhrt her den ſtam̃ von urſprung alter zeit. Eneas aber ſchickt in ſchneller eyl Achaten/ Der ihm ſtets ſtunde bey mit dienſte/ raht und thaten In Haven/ da das heer und ſchiffe lagen noch/ Er moͤchte ſeinen ſohn Aſcan berichten doch/ (Denn er kunt laͤnger nicht das vaterhertze zwingen) Wie es beſchaffen ſey mit vorerzaͤhlten dingen/ Und ſolt ihn bringen mit ohn ſaͤumnuͤß in die ſtadt. Der liebe vater nur fuͤr Aſcan ſorge hat. Er ließ ihm uͤber das auch bringen ſchoͤne gaben/ Die man von langem krieg noch uͤbrig kundte haben; Als einen guͤldnen rock mit wappen ſchoͤn geziert/ Und ein geſticktes kleid mit golde ſchamorirt. Denn dieſes war der ſchmuck und zierrath der Helenen Der frau aus Griechenland/ den ſie dort von Mycenen Und Sparta mit ſich bracht/ als ſie nach Troja kam/ Und wider Gott und recht den ſchaͤffer Paris nam. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/69
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/69>, abgerufen am 12.05.2024.