Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zwölffte Buch.
Geh/ Idmon/ und verkünd Eneen meine rede/
Die ihm schwer düncken wird/ und sag ihm diese vhede
Von meinetwegen an: So bald des tagesschein
Von hohen himmelszelt wird morgen brechen ein/
Sol er sein kriegesheer nicht gegen unsers führen/
Sie sollen beyderseits in minsten sich nicht rühren
Von ihrer stell und ort: Es sol der krieg allein
Durch unser blut und tod stracks auffgehoben seyn.
Wer die Lavinia begehrt zu seinen gatten/
Der mag sie suchen da im felde/ nicht im schatten.
Als er diß außgeredt/ gieng er stracks ins loster/
Und hieß ihm seine pferd die knechte reiten für.
Da schöpfft er freud und lust/ daß sie so freudig gingen/
und zeigten ihren muth mit wiehern/ schnauff und springen/
Die Orythyia selbst Pilumno gab zur zier/
Als er auch zog zu feld mit muhtiger begier;
Sie waren/ als der schnee/ viel weiser anzusehen
Und kunten schneller/ als der wind und wolcken gehen;
Die knechte stunden umb sie fertig und behend/
Und strichen mit der hand dieselben zu dem end/
Auff daß sie ihren muth und freudige begierde
Erwiesen zu dem kampff: Sie kämmeten zur zierde
Denselben auch die mähn und schöne lange haar:
Er legt den harnisch an/ der dick vergüldet war;
Er gürtet auch zugleich das schwerdt an seine seite/
Und nimmt den schild zur hand/ und rüstet sich zum streite
Auffs beste wie er kan/ und setzt mit federn auch (brauch
Den blancken helm auffs haupt/ nicht nur aus blossem
Zur
Das Zwoͤlffte Buch.
Geh/ Idmon/ und verkuͤnd Eneen meine rede/
Die ihm ſchwer duͤncken wird/ und ſag ihm dieſe vhede
Von meinetwegen an: So bald des tagesſchein
Von hohen himmelszelt wird morgen brechen ein/
Sol er ſein kriegesheer nicht gegen unſers fuͤhren/
Sie ſollen beyderſeits in minſten ſich nicht ruͤhren
Von ihrer ſtell und ort: Es ſol der krieg allein
Durch unſer blut und tod ſtracks auffgehoben ſeyn.
Wer die Lavinia begehrt zu ſeinen gatten/
Der mag ſie ſuchen da im felde/ nicht im ſchatten.
Als er diß außgeredt/ gieng er ſtracks ins loſter/
Und hieß ihm ſeine pferd die knechte reiten fuͤr.
Da ſchoͤpfft er freud und luſt/ daß ſie ſo freudig gingen/
und zeigtẽ ihren muth mit wiehern/ ſchnauff und ſpringẽ/
Die Orythyia ſelbſt Pilumno gab zur zier/
Als er auch zog zu feld mit muhtiger begier;
Sie waren/ als der ſchnee/ viel weiſer anzuſehen
Und kunten ſchneller/ als der wind und wolcken gehen;
Die knechte ſtunden umb ſie fertig und behend/
Und ſtrichen mit der hand dieſelben zu dem end/
Auff daß ſie ihren muth und freudige begierde
Erwieſen zu dem kampff: Sie kaͤmmeten zur zierde
Denſelben auch die maͤhn und ſchoͤne lange haar:
Er legt den harniſch an/ der dick verguͤldet war;
Er guͤrtet auch zugleich das ſchwerdt an ſeine ſeite/
Und nim̃t den ſchild zur hand/ und ruͤſtet ſich zum ſtreite
Auffs beſte wie er kan/ und ſetzt mit federn auch (brauch
Den blancken helm auffs haupt/ nicht nur aus bloſſem
Zur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0628" n="606"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zwo&#x0364;lffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Geh/ Idmon/ und verku&#x0364;nd Eneen meine rede/</l><lb/>
          <l>Die ihm &#x017F;chwer du&#x0364;ncken wird/ und &#x017F;ag ihm die&#x017F;e vhede</l><lb/>
          <l>Von meinetwegen an: So bald des tages&#x017F;chein</l><lb/>
          <l>Von hohen himmelszelt wird morgen brechen ein/</l><lb/>
          <l>Sol er &#x017F;ein kriegesheer nicht gegen un&#x017F;ers fu&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ollen beyder&#x017F;eits in min&#x017F;ten &#x017F;ich nicht ru&#x0364;hren</l><lb/>
          <l>Von ihrer &#x017F;tell und ort: Es &#x017F;ol der krieg allein</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>urch un&#x017F;er blut und tod &#x017F;tracks auffgehoben &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Wer die Lavinia begehrt zu &#x017F;einen gatten/</l><lb/>
          <l>Der mag &#x017F;ie &#x017F;uchen da im felde/ nicht im &#x017F;chatten.</l><lb/>
          <l>Als er diß außgeredt/ gieng er &#x017F;tracks ins lo&#x017F;ter/</l><lb/>
          <l>Und hieß ihm &#x017F;eine pferd die knechte reiten fu&#x0364;r.</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;cho&#x0364;pfft er freud und lu&#x017F;t/ daß &#x017F;ie &#x017F;o freudig gingen/</l><lb/>
          <l>und zeigte&#x0303; ihren muth mit wiehern/ &#x017F;chnauff und &#x017F;pringe&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Die Orythyia &#x017F;elb&#x017F;t Pilumno gab zur zier/</l><lb/>
          <l>Als er auch zog zu feld mit muhtiger begier<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Sie waren/ als der &#x017F;chnee/ viel wei&#x017F;er anzu&#x017F;ehen</l><lb/>
          <l>Und kunten &#x017F;chneller/ als der wind und wolcken gehen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie knechte &#x017F;tunden umb &#x017F;ie fertig und behend/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;trichen mit der hand die&#x017F;elben zu dem end/</l><lb/>
          <l>Auff daß &#x017F;ie ihren muth und freudige begierde</l><lb/>
          <l>Erwie&#x017F;en zu dem kampff: Sie ka&#x0364;mmeten zur zierde</l><lb/>
          <l>Den&#x017F;elben auch die ma&#x0364;hn und &#x017F;cho&#x0364;ne lange haar:</l><lb/>
          <l>Er legt den harni&#x017F;ch an/ der dick vergu&#x0364;ldet war<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Er gu&#x0364;rtet auch zugleich das &#x017F;chwerdt an &#x017F;eine &#x017F;eite/</l><lb/>
          <l>Und nim&#x0303;t den &#x017F;child zur hand/ und ru&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;ich zum &#x017F;treite</l><lb/>
          <l>Auffs be&#x017F;te wie er kan/ und &#x017F;etzt mit federn auch (brauch</l><lb/>
          <l>Den blancken helm auffs haupt/ nicht nur aus blo&#x017F;&#x017F;em</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Zur</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0628] Das Zwoͤlffte Buch. Geh/ Idmon/ und verkuͤnd Eneen meine rede/ Die ihm ſchwer duͤncken wird/ und ſag ihm dieſe vhede Von meinetwegen an: So bald des tagesſchein Von hohen himmelszelt wird morgen brechen ein/ Sol er ſein kriegesheer nicht gegen unſers fuͤhren/ Sie ſollen beyderſeits in minſten ſich nicht ruͤhren Von ihrer ſtell und ort: Es ſol der krieg allein Durch unſer blut und tod ſtracks auffgehoben ſeyn. Wer die Lavinia begehrt zu ſeinen gatten/ Der mag ſie ſuchen da im felde/ nicht im ſchatten. Als er diß außgeredt/ gieng er ſtracks ins loſter/ Und hieß ihm ſeine pferd die knechte reiten fuͤr. Da ſchoͤpfft er freud und luſt/ daß ſie ſo freudig gingen/ und zeigtẽ ihren muth mit wiehern/ ſchnauff und ſpringẽ/ Die Orythyia ſelbſt Pilumno gab zur zier/ Als er auch zog zu feld mit muhtiger begier; Sie waren/ als der ſchnee/ viel weiſer anzuſehen Und kunten ſchneller/ als der wind und wolcken gehen; Die knechte ſtunden umb ſie fertig und behend/ Und ſtrichen mit der hand dieſelben zu dem end/ Auff daß ſie ihren muth und freudige begierde Erwieſen zu dem kampff: Sie kaͤmmeten zur zierde Denſelben auch die maͤhn und ſchoͤne lange haar: Er legt den harniſch an/ der dick verguͤldet war; Er guͤrtet auch zugleich das ſchwerdt an ſeine ſeite/ Und nim̃t den ſchild zur hand/ und ruͤſtet ſich zum ſtreite Auffs beſte wie er kan/ und ſetzt mit federn auch (brauch Den blancken helm auffs haupt/ nicht nur aus bloſſem Zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/628
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/628>, abgerufen am 22.11.2024.