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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
Diß eingo bitt ich dich/ steh ab bedingter massen
Mit den Trojaneren in streir dich in einzulassen;
Denn alles was dir kan begegnen in gefecht/
Das sol mir/ Turnus/ auch mit gleichem fall und recht
Begegnen/ ich wil nebst und mit dir dieses leben/
Daran ich eckel trag/ dem grimmen tod hingeben;
Und wil Eneen nicht/ so viel ich immer kan/
Zu meinen schwirger sohn gezwungen nehmen an.
Da hub Lavinia ob ihrer mutter roden
Und ängstiges geseufftz ihr hertz an zu erblöden
Und nätzt aus scham und zucht mit milder thränen fluth
Die wangen/ deren zier ihr purpurrothes blut
Vermehrte scheinbarlich. Gleich wie Elfanten zeene/
Wenn sie vom purpur sind besprützet/ gläntzen schöne:
Und wie die lilien bey rothen rosen stehn;
So gleiche farbe kunt man an dem fräulein sehn.
Der liebe hefftigkeit macht Turno viel gewirre/
Daß er in seinem sinn wurd störrig/ tumm und irre/
Er sah das fräulein an steiff in das angesicht/
Und den noch war sein sinn mehr auff den kampff erpicht/
Und ließ mit wenigen sich aus in diese rede:
O mutter/ laß mich doch bey der beschlossnen vhede;
Ich bitte/ weine mir nicht also hefftig nach/
Und prophecey mir auch kein leid noch ungemach/
In dem ich itzo denck in harten kampff zugehen.
Ich kan ja nimmermehr dem tode widerstehen/
Denn ich/ als solcher mann/ bin ja durchaus nicht frey
Zu eussern mich des kampffs und tragen dessen scheu.
Geh
Das Zwoͤlffte Buch.
Diß eingo bitt ich dich/ ſteh ab bedingter maſſen
Mit den Trojaneren in ſtreir dich in einzulaſſen;
Denn alles was dir kan begegnen in gefecht/
Das ſol mir/ Turnus/ auch mit gleichem fall und recht
Begegnen/ ich wil nebſt und mit dir dieſes leben/
Daran ich eckel trag/ dem grimmen tod hingeben;
Und wil Eneen nicht/ ſo viel ich immer kan/
Zu meinen ſchwirger ſohn gezwungen nehmen an.
Da hub Lavinia ob ihrer mutter roden
Und aͤngſtiges geſeufftz ihr hertz an zu erbloͤden
Und naͤtzt aus ſcham und zucht mit milder thraͤnen fluth
Die wangen/ deren zier ihr purpurrothes blut
Vermehrte ſcheinbarlich. Gleich wie Elfanten zeene/
Wenn ſie vom purpur ſind beſpruͤtzet/ glaͤntzen ſchoͤne:
Und wie die lilien bey rothen roſen ſtehn;
So gleiche farbe kunt man an dem fraͤulein ſehn.
Der liebe hefftigkeit macht Turno viel gewirre/
Daß er in ſeinem ſinn wurd ſtoͤrrig/ tumm und irre/
Er ſah das fraͤulein an ſteiff in das angeſicht/
Und den noch war ſein ſinn mehr auff den kampff erpicht/
Und ließ mit wenigen ſich aus in dieſe rede:
O mutter/ laß mich doch bey der beſchloſſnen vhede;
Ich bitte/ weine mir nicht alſo hefftig nach/
Und prophecey mir auch kein leid noch ungemach/
In dem ich itzo denck in harten kampff zugehen.
Ich kan ja nimmermehr dem tode widerſtehen/
Denn ich/ als ſolcher mann/ bin ja durchaus nicht frey
Zu euſſern mich des kampffs und tragen deſſen ſcheu.
Geh
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[605/0627] Das Zwoͤlffte Buch. Diß eingo bitt ich dich/ ſteh ab bedingter maſſen Mit den Trojaneren in ſtreir dich in einzulaſſen; Denn alles was dir kan begegnen in gefecht/ Das ſol mir/ Turnus/ auch mit gleichem fall und recht Begegnen/ ich wil nebſt und mit dir dieſes leben/ Daran ich eckel trag/ dem grimmen tod hingeben; Und wil Eneen nicht/ ſo viel ich immer kan/ Zu meinen ſchwirger ſohn gezwungen nehmen an. Da hub Lavinia ob ihrer mutter roden Und aͤngſtiges geſeufftz ihr hertz an zu erbloͤden Und naͤtzt aus ſcham und zucht mit milder thraͤnen fluth Die wangen/ deren zier ihr purpurrothes blut Vermehrte ſcheinbarlich. Gleich wie Elfanten zeene/ Wenn ſie vom purpur ſind beſpruͤtzet/ glaͤntzen ſchoͤne: Und wie die lilien bey rothen roſen ſtehn; So gleiche farbe kunt man an dem fraͤulein ſehn. Der liebe hefftigkeit macht Turno viel gewirre/ Daß er in ſeinem ſinn wurd ſtoͤrrig/ tumm und irre/ Er ſah das fraͤulein an ſteiff in das angeſicht/ Und den noch war ſein ſinn mehr auff den kampff erpicht/ Und ließ mit wenigen ſich aus in dieſe rede: O mutter/ laß mich doch bey der beſchloſſnen vhede; Ich bitte/ weine mir nicht alſo hefftig nach/ Und prophecey mir auch kein leid noch ungemach/ In dem ich itzo denck in harten kampff zugehen. Ich kan ja nimmermehr dem tode widerſtehen/ Denn ich/ als ſolcher mann/ bin ja durchaus nicht frey Zu euſſern mich des kampffs und tragen deſſen ſcheu. Geh

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/627>, abgerufen am 01.09.2024.